All the lonely people
einzigen Wesen verbunden. Ein wütender Gott spaltete sie in zwei Geschlechter. Seitdem sucht jedes seinen verlorenen anderen Teil, um sich wieder glücklich zu vereinen. In Platons Mythos ist eine besondere Aussage verborgen. Sie lautet: Für jeden gibt es den passenden Mann oder die passende Frau. Ich bin fest davon überzeugt, dass er Recht hat.
|90| Der blinde Fleck
W ahrscheinlich halten Sie mich für heillos optimistisch. Wo bitte ist er denn? Wo ist sie? Schließlich haben Sie lange genug gesucht, oder? Das glaube ich Ihnen gerne. Aber ich vermute auch, dass Sie falsch angesetzt haben. Auf der Suche nach dem passenden Partner blicken wir verständlicherweise meist nach außen. Wir schauen uns in unserer Umgebung, auf Partys, Fortbildungen, im Freundeskreis, im Internet und bei allen möglichen Gelegenheiten um. Leider sagt uns keiner, dass wir auf diese Weise den zweiten Schritt vor dem ersten tun und deshalb kaum den gewünschten Erfolg haben werden. Wir verhalten uns wie der Mann, der im Dunkeln seinen Schlüssel verloren hat. Er sucht intensiv unter der Laterne vor seinem Haus. Sein Nachbar fragt ihn, ob er denn sicher sei, dass er ihn dort verloren habe. »Nein«, antwortet der Mann, »aber hier ist es hell genug, um zu suchen.«
Auf der Suche nach dem richtigen Partner oder der richtigen Partnerin gibt es auch für uns Bereiche, die wir aussparen oder die wir zumindest nicht mit unserer Einsamkeit verbinden. Das hat fatale Folgen: Wir sind blind für diejenigen, die wirklich zu uns passen. So kann es uns beispielsweise passieren, dass wir jemanden, der lieb und zärtlich zu uns ist, als langweilig einstufen. Oder wir wollen zwar bewusst eine dauerhafte Partnerschaft, verhalten uns aber so ambivalent, dass es nicht dazu kommt.
Der erste Schritt ist deshalb nicht, darüber nachzudenken, wo man am besten jemanden kennen lernt, sondern zu analysieren, was uns im Inneren zurückhält.
Von wegen freie Wahl!
W ir glauben, dass wir unseren Partner oder unsere Partnerin als souveräne Erwachsene wählen, doch das ist eine Illusion. In unsere Suche geht unsere gesamte Lebensgeschichte ein. Besonders bestimmend ist unsere Ursprungsfamilie. Bereits in der Kindheit entsteht ein Konzept, nach dem wir später als Erwachsene handeln. Eric Berne |91| spricht bildhaft von einem »inneren Drehbuch«. Dieses Skript gilt auch für die Partnersuche.
Wiederholen sich bei Ihnen immer wieder bestimmte Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht? Geraten Sie zum Beispiel als Frau ständig an Männer, die keine feste Bindung wollen, oder an Problemfälle, die von Ihnen unterstützt werden möchten? Treffen Sie als Mann immer wieder auf dominante oder untreue Frauen? Finden Sie es langsam merkwürdig, dass Ihre Liebe immer dann zerbricht, wenn es darum geht, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen? Oder fragen Sie sich, warum Sie als kontaktfreudiger, sympathischer Mensch einfach niemanden kennenlernen? Dann dürfen Sie ziemlich sicher sein, dass die Urszene dafür aus Ihrer Kindheit stammt. Es lohnt sich, auch unter diesem Aspekt zurückzuschauen.
Welche Rolle spielten Sie in Ihrer Familie?
J ede Familie besitzt ihre eigene Atmosphäre, ihre Grundsätze, ihre Lebensform. Als Kinder bleibt uns nichts anderes übrig, als uns anzupassen. Um Zuwendung zu erhalten, übernehmen wir die Rolle, die uns im Familiengefüge zugedacht ist. Je nach Anspruch sind wir das pflegeleichte Sonnenscheinchen, das keine Mühe macht. Oder das vernünftige Kind, das auf seine kleinen Geschwister aufpasst. Oder die wilde Hummel, das Wunderkind, die phantasievolle Träumerin.
Wir erfüllen auch Funktionen, zum Beispiel die Eltern zusammenzuhalten, Vertraute(r) für Mutter oder Vater zu sein oder Partei zu ergreifen. Natürlich hängt die Rolle, die wir spielen, mit unserem Naturell zusammen, doch dessen Einfluss ist oft weniger stark als die Bedürfnisse der Familie.
In diesen Rollen erwerben wir eine ganze Menge Fertigkeiten, doch gleichzeitig hindern sie uns, andere Seiten unserer Persönlichkeit zu entwickeln. Die verkümmern oder verschwinden im Unbewussten. Wenn Sie wissen möchten, welche Rolle Sie in Ihrer Familie spielten, und welchen Preis Sie dafür zahlen mussten, können Ihnen diese Fragen mit einigen Beispielen den Weg weisen:
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• Was war Ihre Aufgabe in der Familie?
Geschwister versorgen. Den Klagen der Mutter zuhören. Das schwarze Schaf sein. Bei Streit schlichten. Die Ehe der Eltern zusammenhalten. In der Ausbildung
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