All the lonely people
weiterkommen als die Eltern. Papas oder Mamas Liebling sein. Das Sorgenkind der Familie sein, um von anderen Dramen abzulenken. Der Mann im Hause sein. Die Mutter ersetzen.
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Wie sollten Sie in den Augen Ihrer Eltern sein?
Fleißig, brav, ordentlich (entsprechend dem Wertesystem der Eltern). Selbständig (damit Sie weniger belastend waren).
Tapfer (damit die Eltern ihren eigenen Schmerz nicht wahrnehmen mussten). Mutig (um für die Familie die Kastanien aus dem Feuer zu holen.) Sensibel (als Ersatz für den kühlen oder groben Ehepartner).
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Wofür wurden Sie gelobt?
Gute Schulnoten. Erfolge auf künstlerischem Gebiet wie Klavierspielen, Ballett. Erfolge auf sportlichem Gebiet. Originelle Überlegungen. Selbständiges Handeln.
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Was durften Sie auf keinen Fall tun?
Mit »unpassenden« Kindern spielen. Über Sexualität reden. Lügen. Schwäche zeigen. Widersprechen. Unpassend angezogen sein. Alleine etwas unternehmen. Sich für Jungen (Mädchen) interessieren. Andere Menschen lieber haben als Vater oder Mutter. Werte in Frage stellen. Versagen.
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Welche Gefühle und Wünsche mussten Sie unterdrücken?
Angst, Wut, Ärger, Liebe, Eifersucht, Geschwisterrivalität, Sexualität. Den Wunsch nach Nähe, nach Schutz, nach Stärke, nach Freiheit, nach Unabhängigkeit.
Was unsere Rolle für die Partnersuche bedeutet
I ch hoffe, die Fragen haben Sie dazu angeregt, Ihre eigene Rolle in der Familie zu überdenken. Aus gutem Grund: Als Erwachsene bleiben |93| wir meist der Rolle treu, in der wir als Kind erfolgreich waren. Sie ist uns vertraut. Dagegen sind uns die Seiten fremd, die wir nicht zeigen durften. Sie machen uns Angst und wirken gleichzeitig verlockend.
Unsere Rolle, ebenso wie unsere verborgenen Seiten, bestimmen unsere Partnersuche. Fast immer wählen wir unser Kontrastprogramm. Wenn Sie schon damals vernünftig und besonnen sein mussten, kann es gut sein, dass Sie sich in ein lebhaftes, problematisches oder unvernünftiges Pendant verlieben. Falls man Sie dazu ermuntert hat, fantasievoll zu sein, zieht Sie vermutlich ein realistischer Gegenpol an.
Man sollte meinen, wir würden glücklich, sobald wir die passende Ergänzung gefunden haben, doch das stimmt nur selten. Nach einiger Zeit ertragen wir es kaum noch, dass unser Partner oder unsere Partnerin das auslebt, was wir uns nicht gestatten. Wir bekämpfen, was wir am Anfang so anziehend fanden.
Sylvie, eine 27-jährige Steuerberaterin, hat als älteste Tochter gelernt, diszipliniert und vernünftig zu sein. Nie würde sie ihren sicheren Job an den Nagel hängen oder irgendwelche riskanten Dinge machen. Sylvie verliebt sich regelmäßig in Abenteurer. Der letzte war Segelflieger. Anfangs fand Sylvie das aufregend. Dann wurde sie immer frustrierter, weil ihr Freund nie da war, wenn sie Feierabend hatte. Entweder schwebte er noch in den Wolken oder er saß mit seinen Fliegerkumpels in einer Kneipe und feierte, dass alle wieder heil heruntergekommen waren. Ihr Segelflieger war ebenso unzufrieden. Eine Weile fand er es angenehm, in seinem bewegten Leben eine zuverlässige, anhängliche Partnerin zu haben, doch dann nervte ihn das gewaltig. Er machte Schluss. Nun erlebt Sylvie wieder die Einsamkeit ohne Partner, genau wie ihr Exfreund.
Fallen Sie aus der Rolle
W enn wir dieser Einsamkeit zukünftig entkommen wollen, müssen wir darüber nachdenken, welche Persönlichkeitsanteile unsere Rolle verhindert. Geben Sie sich immer stark und verleugnen Ihre |94| zarte, sensible Seite? Oder halten Sie sich für schwach und unfähig und unterdrücken Ihre klaren, kompetenten Züge? Leben Sie solide, fleißig, angepasst und überlassen es anderen, locker, risikofreudig oder abenteuerlustig zu sein?
Genau diese verlorenen Anteile müssen wir zumindest teilweise für uns entwickeln. Überlegen Sie, wie sich Ihre versteckte Seite praktisch verwirklichen lässt. Machen Sie ein Brainstorming, und schreiben Sie alle Einfälle auf, ohne sie zunächst zu zensieren. Wenn Sie sich zum Beispiel nicht erlauben, etwas zu genießen, dann haben Sie vielleicht folgende Ideen, wie Sie das ändern können: Ein Weinseminar besuchen. Sich im Day-Spa verwöhnen lassen. Einen Kurs beim Sterne-Koch belegen. Das ganze Wochenende im Jogginganzug DVDs gucken.
Wenn Sie Ihre risikofreudige Seite unterdrücken, fällt Ihnen möglicherweise so etwas ein: Im Casino eine nette Summe setzen. Einen Wochenendtrip unternehmen, ohne vorher eine Unterkunft zu buchen.
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