Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
mit!«, unterbrach ihn Noma. Sie führte die beiden tief in das Dickicht hinein, aus dem sie den Weg beobachteten. Plötzlich drangen Geräusche an Allans Ohr. Ein Schlurfen, monotones Stöhnen. Diese Töne kamen ihm bekannt vor. Kurz darauf bestätigte sich sein Verdacht, was den Weg entlangschlich: die Moags. Eine Gruppe von mindestens einem Dutzend dieser Wesen schwebte über dem Boden entlang in die Richtung, aus der die drei gekommen waren. Doch was hatten sie in der Maryka-Stätte zu suchen? Scheinbar wussten sie nicht, dass dieser Ort untergegangen war. Oder ... sie steckten hinter dem Vulkanausbruch und wollten sichergehen, dass alles nach Plan verlaufen war. Allan zweifelte jedoch daran, dass die Moags dafür alleine zuständig gewesen sein konnten. Ihr Herr war der Maskenträger. Vielleicht war er für den Untergang der Maryka verantwortlich. Doch stellte sich ihm dann die Frage, was Igos mit dieser Sippschaft zu tun hatte. Er hoffte, diesen modrigen und totgeweihten Wald bald hinter sich lassen zu können. Dann würde er sich erneut auf die Suche nach dem Ältesten machen und herausfinden, wer oder was ihn zu dem gemacht hatte, was er nun war: ein gefühlskalter, alter Kauz, der irgendetwas zu verbergen hatte - wenn es sich bei diesem Mann überhaupt um den Ältesten des Piron-Waldes handelte. Das bezweifelte Allan mittlerweile immer mehr.
Nachdem die Moags außer Sichtweite waren, setzten die drei ihren Weg fort. Noma hätte ihnen zwar den Garaus machen können, trotzdem war Allan froh, in kein Gefecht geraten zu sein.
Die Stimmung war betrübt. Ob es an ihrer unbehaglichen Umgebung oder an dem Wissen, dass Noma bald sterben würde, lag, wusste Allan nicht. Wahrscheinlich war beides dafür verantwortlich. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte Noma plötzlich: »Ihr müsst mir einen Gefallen tun.«
»Und der wäre?«, fragte Allan nach.
»Wenn ich tot bin, dann vergrabt meine Leiche. Verbrennt sie ja nicht.«
»Wieso ist das so wichtig?«, fragte Sinalia. »Heutzutage ist es doch üblich, verbrannt zu werden.«
»Ich möchte aber nicht verbrannt werden. Vergrabt mich, wie ich euch darum gebeten habe. Versprecht es mir!«
»Versprochen!«, entgegnete Allan als Erstes, woraufhin auch Sinalias Versprechen folgte. Er konnte sich nicht vorstellen, weshalb ihr dieses Anliegen so wichtig war, doch war es ihr letzter Wille und der sollte erfüllt werden. Ihm grauste es vor dem bevorstehenden Verlust. Es war schrecklich, jemanden zu verlieren. Aber zu wissen, wann der Tod eintreffen würde, war noch viel schlimmer. Er mochte sich nicht vorstellen, wie es Noma in diesem Moment erging. Wie würde er sich an ihrer Stelle fühlen? Er wusste es nicht und verdrängte diesen Gedanken schnell wieder. An etwas anderes konnte er allerdings kaum denken - das ließ alleine seine Umgebung schon nicht zu. Solch´ einen beklemmenden Ort hatte er selten um sich gehabt, zumal auch noch die bedrückende Stimmung ihren Rest tat.
Der zweite Tag verging schneller als gedacht. Allan wünschte, die Zeit anhalten zu können - doch das ließen seine menschlichen Fähigkeiten nicht zu. Der Wald lichtete sich und immer mehr Sonnenstrahlen traten durch die dürren Äste der toten Bäume hindurch. Plötzlich spürte er eine unsagbare Kälte, obwohl die Sonne seine Haut eigentlich hätte wärmen sollen. Diese Waldung fröstelte ihn, jedoch war es etwas anderes, was ihn auf einmal beschlich. Er blickte sich um - zwischen dem Gehölz erkannte er einen Schatten, der die drei scheinbar verfolgte. Er fasste Sinalia an den Arm, sie sah ihn fragend an. Sein Finger zeigte in Richtung des Verfolgers. Noma war ebenso darauf aufmerksam geworden und hielt sie an, stehen zu bleiben. Auch der Schatten stoppte. Die Hexe ging einen Schritt voran, woraufhin er ihr folgte. Sie näherte sich dem Gebüsch, in dem er verharrte, allerdings wich er nicht zurück.
»Wer oder was bist du und was willst du von uns?«, fragte Noma plötzlich. Ob dies eine gute Idee war? Natürlich wollte Allan auch erfahren, wer oder was ihnen folgte, doch niemand wusste, ob ihr Gegenüber gut oder böse war - oder lebendig. Der Schatten begann zu stöhnen. Bei genauerem Hinhören erkannte Allan, dass es versuchte, ihnen etwas zu sagen.
»Trete hervor«, sagte Noma, »damit wir dich verstehen können.«
Er schien zu zögern. Sein Schädel schwenkte hastig hin und her, als würde es sich beobachtet fühlen und befürchten, bei irgendetwas erwischt zu werden. Dann
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