Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
Benommen sanken ihre Arme und Allan konnte sehen, wie der Staub ihre Fratzen verätzte. Langsam schmolzen sie dahin, die Haut hing in Fetzen, das Gewebe trat heraus. Doch seltsamerweise bluteten sie nicht. Scheinbar war eine Blutung durch das Ätzen schon verhindert worden. Der ätzende Stoff fiel auf ihre Oberkörper und begann dort ebenso seinen verheerenden Dienst zu erweisen. Ihre gelben Mägen rissen auf und der Zonya-Nachwuchs war zu sehen. Doch hatten sie nicht viel von ihrem bevorstehenden Leben, denn auch sie vernichtete Nomas Hexenstoff. Schließlich war von allen Zonyas nichts mehr übrig bis auf das bisschen Staub, was sie hinterließen.
Allan war noch nicht dazu gekommen, zu begreifen, was geschehen war, da kam auch schon Noma auf ihn zu.
»Du musst hier schleunigst verschwinden, sonst bist du dem Tod geweiht.«
»Wovon redest du?«
»Ich hatte eine Vision und die sah überhaupt nicht gut aus.«
»Aber was ist mit Sinalia?«, fragte er traurigen Blickes in Richtung Altar. »Kannst du sie retten?«
Zweifelnd blickte Noma zu der Toten rüber. »Ich werde es versuchen.«
Erleichtert atmete Allan aus, doch hoffte er, dass es nicht nur bei dem Versuch bleiben würde. Er betete zu den Göttern, dass sie seine Freundin wieder zum Leben erwecken könnte. Noma stellte sich vor den Altar und presste ihre Hände auf die offene Wunde in Sinalias Bauch, ohne dabei etwas zu sagen. Plötzlich, wie durch ein Wunder, verschloss sich ihr Leib. Es schien, als hätte sie nie diese Qualen durchleben müssen. Ein lauter Atemzug ließ verheißen, dass sie ins Leben zurückgeholt wurde. Allan fiel Noma um den Hals und bedankte sich für ihre Tat.
»Ich weiß nicht, wie ich das wiedergutmachen kann.«
»Befreie Heravina von diesem Bastard!«
»Das werde ich.«
Allans Aufmerksamkeit galt von nun an Sinalia, welche die Augen geöffnet hatte. Sie wirkte ängstlich und verwirrt. Er fasste ihr vorsichtig an die Schulter und hielt mit der anderen Hand die ihre. Ihre Blicke trafen sich und sie schien zu wissen, dass sie in Sicherheit war.
»Was ist passiert, Allan?«, fragte sie leise.
»Nichts, Sinalia. Es ist alles wieder gut. Kannst du aufstehen?«
Sie setzte sich mit seiner Hilfe langsam auf und erblickte Noma.
»Was machst du denn hier?«
»Sie hat dich gerettet«, erklärte Allan.
»Wirklich?«
Er nickte. Noma hingegen hatte den Kopf gesenkt. Obwohl die beiden sie kannten, schämte sie sich scheinbar immer noch für ihr Äußeres. Doch dann bemerkte er den wahren Grund: Brent stand hinter ihnen und gaffte sie mit offenem Mund an. Schließlich sagte er: »Dass du es überhaupt bis hierher geschafft hast. Normalerweise werden Hexen bei uns ...«
»Getötet? Ich weiß. Die Bekanntschaft mit deinem Volk habe ich schon gemacht. Aber sie waren zu langsam für mich.« Dann wandte sie sich an Allan und Sinalia. »Ihr solltet hier schleunigst verschwinden.«
Allan nickte und half seiner Freundin aufzustehen. Er merkte, dass sie wackelige Beine hatte, also stützte er sie weiterhin.
»Komm´! Gehen ...« Sein Reden wurde unterbrochen. Die Erde unter ihnen begann zu beben.
»Was ist hier los?«, fragte Sinalia ängstlich.
»Es scheint, als hätte der Vulkan zurück ins Leben gefunden«, erklärte Brent.
»Der Vulkan?«
»Ja. Vor vielen Jahren versiegte er den Dienst, doch scheinbar arbeitet er jetzt wieder.«
»Und das mit viel Kraft«, erwiderte Allan, denn das Beben wurde immer stärker. »Lasst uns rausgehen.«
Vor dem Zeremonie-Tempel bot sich ihnen ein Anblick katastrophalen Ausmaßes: Die gegenüberliegende Seite, welche in die Stätte führte, existierte nicht mehr. Sie war zerstört. Stattdessen hatte sich vor ihnen der Vulkan aufgetan. Das lag also in der Schlucht: jener Vulkan, der die Arbeit eingestellt hatte und still und heimlich die Stätte bedrohte. Jedoch arbeitete er nun wieder und ergoss sein Inneres über die Maryka-Stätte. Nicht lange und auch der Tempel würde von der Lava überflutet werden. Allerdings gab es keinen Ausweg. Oder vielleicht doch?
»Wie bist du hierhergelangt?«, fragte Allan Noma.
»Ich bin in den Abgrund geglitten und auf dieser Seite wieder hinaufgeklettert.«
»Wieso bist du nicht geflogen?«.
»Ich bin zwar eine Hexe, doch keine, wie ihr sie aus den Märchen kennt.«
»Also durch den Schlund können wir nicht mehr«, stellte Sinalia fest. Ehe sie weitersprechen konnte, wurde sie von Brent unterbrochen.
»Ihr werdet schon einen Weg finden, aber ich bleibe
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