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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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plötzlich nervös geworden. Es gab eigentlich keinen besonderen Grund für meine Nervosität, abgesehen von den alltäglichen Gefahren natürlich, die dem Reisenden in Zentralafrika auf Schritt und Tritt begegnen können. Und dennoch war ich es. Wenn mich irgend etwas fürchterlich in Rage bringt, weil ich einfach an so etwas nicht glauben will, dann sind das Vorahnungen. Und genau eine solche hatte ich in diesem Augenblick: ich war ganz plötzlich erfüllt, ja besessen von der unbezweifelbaren Vorahnung, daß eine schreckliche Gefahr herannahe. Ich wollte mich indessen um keinen Preis von diesem Gefühl irre machen lassen, obschon ich spürte, daß mir der kalte Schweiß auf der Stirn stand. Ich wollte die anderen nicht in Aufruhr bringen. Ich wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger, und mein Puls jagte wie der eines Sterbenden; das entsetzliche Gefühl, in ohnmächtigem Schrecken befangen zu sein, ein Gefühl, das jedem vertraut ist, der dann und wann an Alpträumen leidet, ließ meine Nerven förmlich flattern. Dennoch war mein Wille immer noch stärker als meine Furcht, und ich zwang mich dazu, ruhig in meiner mehr als unbequemen Position in dem Kanu zu verharren. (Ich saß eigentlich mehr, als daß ich lag, im Bug des Kanus zusammengekauert.) Nur dann und wann drehte ich meinen Kopf ein wenig, um Umslopogaas und die beiden Wakwafi im Blickfeld zu haben, die neben respektive hinter mir schliefen.
    Von weitem hörte ich ein leises Platschen: das Flußpferd. Dann ertönte wieder das langgezogene Heulen der Eule; es hörte sich unnatürlich an; eher wie ein Schrei * . Der Wind sang in den Baumwipfeln sein Klagelied; sein seufzender Ton ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Über mir hing der tiefschwarze Busen der Wolken, und unter mir gluckerte unheilvoll die schwarze Flut des Wassers, und ich fühlte mich, als sei nur noch ich alleine mit dem Tod zwischen den beiden schaurigen Elementen. Ich kam mir trostlos und verlassen vor.
    Plötzlich stockte mir der Atem, und das Herz schien stehenzubleiben. War es nur eine Einbildung, oder bewegten wir uns tatsächlich von der Stelle? Ich wandte den Blick, um nach dem anderen Kanu zu schauen, das längs dem unseren liegen mußte. Ich konnte es nicht sehen; statt dessen sah ich eine dürre, krallenartige Hand, die sich langsam über den Rand des kleinen Bootes schob. Es mußte ein Alptraum sein! Im selben Moment tauchte ein dunkles, diabolisch verzerrtes Gesicht aus dem Wasser auf. Das Kanu wippte mit einem kurzen Ruck auf die Seite, ein Messer blitzte auf, und dann zerriß ein grauenhafter Schrei die Luft. Es war der Wakwafi, der neben mir lag (derselbe arme Kerl, dessen Ausdünstungen mich so gestört hatten). Etwas Warmes spritzte mir ins Gesicht. Im Bruchteil einer Sekunde brach der Bann, der mich gelähmt hatte; ich wußte jetzt nur zu gut, daß es kein Alptraum war, sondern daß die Masai uns vom Wasser her angriffen. Ich griff nach der erstbesten Waffe, die mir in die Hand geriet. Es war Umslopogaas' Streitaxt. Ich holte aus und hieb sie mit aller Kraft in die Richtung, aus der das Aufblitzen des Messers gekommen war. Die Schneide traf den Arm eines Mannes genau an der Stelle, an der der Arm auf dem dicken hölzernen Bootsrand auflag. Krachend durchschlug sie den Arm und fuhr in das Holz. Der Hieb hatte den Arm ein Stück oberhalb des Handgelenkes vom Körper abgetrennt! Der Mann gab nicht den geringsten Laut von sich. Wie ein Gespenst war er aus dem Dunkel aufgetaucht, und wie ein Gespenst verschwand er wieder. Zurück ließ er eine blutige Hand, die noch immer ein großes Messer umklammert hielt, oder besser ein kurzes Schwert, das tief im Herzen unseres armen Dieners steckte.
    Augenblicklich entstand ein völliger Wirrwarr, und ich glaubte zu sehen – ob zu Recht oder zu Unrecht, weiß ich nicht –, wie mehrere Köpfe sich auf das rechtsseitige Ufer zubewegten, auf das auch wir jetzt rasch zutrieben; sie hatten unser Ankerseil mit einem Messer durchtrennt. Kaum hatte ich das erkannt, als ich auch schon durchschaute, was sie damit bezweckten: das Boot sollte ans rechte Ufer treiben (denn genau dorthin zog uns die Strömung). Dort stand dann sicherlich schon eine Gruppe Masai bereit, die nur darauf warteten, uns ihre schaufelförmigen Speerspitzen in den Leib zu bohren. Ich nahm eines der Paddel, gab Umslopogaas das andere (der überlebende Askari war zu verängstigt und verstört, um in diesem Augenblick von irgendeinem Nutzen zu sein), und gemeinsam ruderten

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