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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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die Arme von Mutter Natur zu werfen. Nicht die Natur, wie Ihr sie kennt, verehrter Leser, die Natur, die da aus wohlgepflegten Wäldern winkt oder uns in Gestalt wohlbestellter Kornfelder zulächelt, sondern jene Natur, die so ist, wie sie an jenem Tage war, als das Schöpfungswerk vollendet wurde, unbefleckt noch vom schmutzigen Schweiße der Menschheit. Ich wollte wieder dort hin, wo die wilden Tiere waren, zurück in das Land, dessen Geschichte keiner kennt, zurück zu den wilden Eingeborenen, die ich liebe, obwohl einige von ihnen beinahe ebenso gnadenlos sind wie die Politische Ökonomie. Vielleicht konnte ich dort lernen, an den armen Harry in seinem kühlen Grab zu denken, ohne das Gefühl zu haben, als breche mir das Herz entzwei.
    Doch Schluß nun mit diesem egoistischen Gerede, und ich will auch nichts mehr davon erwähnen. Aber wenn Ihr, deren Blick vielleicht eines Tages auf diese meine zu Papier gebrachten Gedanken fallen sollte, schon an dieser Stelle angekommen seid, dann bitte ich Euch, auszuharren und weiterzulesen, denn was ich Euch zu berichten habe, sind die abenteuerlichsten Begebenheiten; sie sind noch nie berichtet worden und werden nie wieder berichtet werden.
     
    Allan Quatermain

1
     
    Des Konsuls Garn
     
     
    Seit dem Begräbnis meines armen Jungen war eine Woche vergangen. Eines Abends, als ich in meinem Zimmer auf und ab ging und nachdachte, läutete es plötzlich an der Eingangspforte. Ich ging die Treppe hinunter, um selbst zu öffnen. Und herein kamen meine alten Freunde Sir Henry Curtis und Captain John Good, R. N. * Sie traten in das Vestibül und nahmen vor dem großen Kamin Platz, in dem gerade, wie mir wieder einfällt, ein besonders gutes Feuer brannte.
    »Es ist sehr freundlich von euch, einmal vorbeizuschauen«, sagte ich, »es muß ziemlich anstrengend gewesen sein, durch den tiefen Schnee zu stapfen.«
    Sie schwiegen; Sir Henry stopfte mit gemessenen Bewegungen seine Pfeife und zündete sie mit einem glühenden Span an. Als er sich zu diesem Zwecke nach vorn beugte, hatten die Flammen im Kamin gerade ein gasiges Stück Fichtenholz erwischt und loderten hell auf. Dadurch trat die ganze Szene plastisch hervor, und ich mußte unwillkürlich denken, wie prächtig dieser Mann doch aussieht! Ein ruhiges, stark ausgeprägtes Gesicht, markante Züge, große graue Augen, blonder Bart und ebensolche Haare – kurz, ein prächtiges Exemplar von einem Menschen. Seine Statur entsprach ganz seinem Gesicht. Nie zuvor habe ich breitere Schultern oder eine mächtigere Brust gesehen. Sir Henrys Statur ist in der Tat so gewaltig, daß er trotz seiner Größe von fast sechseinhalb Fuß nicht lang wirkt. Wie ich ihn so betrachtete, konnte ich nicht umhin, mir vorzustellen, was für einen kuriosen Kontrast mein kleiner, vertrockneter Körper im Gegensatz zu diesem formidablen Mannsbild abgeben mußte. Stellt Euch einen kleinen, runzligen Mann vor, mit gelblicher Gesichtshaut, dreiundsechzig Jahre alt, mit dürren Händen, großen braunen Augen, grauem, kurzgeschnittenen Haar, das vom Kopf absteht wie die Borsten einer alten, abgenutzten Scheuerbürste – das Ganze von einem Gesamtgewicht (in Kleidern) von knapp über einem Zentner – und Ihr werdet Euch ein recht gutes Bild machen können von Allan Quatermain, genannt der Jäger, oder, in der Sprache der Eingeborenen, ›Macumazahn‹-Anglicè, d.h. der, der in der Nacht über einen klaren Blick verfügt, oder, auf gut Englisch, ein gerissener Bursche, den man nicht so leicht hereinlegen kann.
    Good, der andere Besucher, hat weder mit Curtis noch mit mir Ähnlichkeit; er ist klein, dunkelhaarig und beleibt – sehr beleibt, um ehrlich zu sein. Er hat lebhaft funkelnde, schwarze Augen. In eines davon hat er sein unvermeidliches Monokel geklemmt. Wenn ich ›beleibt‹ sage, dann ist das eine wohlwollende Untertreibung: ich bedauere es außerordentlich, unumwunden feststellen zu müssen, daß Good in den letzten Jahren geradezu abstoßend fett geworden ist. Sir Henry behauptet immer, das sei eine Folge des Müßiggangs und allzu üppiger Ernährung. Good ist davon verständlicherweise überhaupt nicht erbaut, kann diesen Vorwurf jedoch auch nicht entkräften.
    Nachdem wir eine Weile schweigend beieinandergesessen hatten, nahm ich ein Streichholz und zündete die Lampe an, die auf dem Tisch stand, da das Zwielicht allmählich eine düstere Stimmung zu verbreiten begann, wie sie einem besonders dann aufs Gemüt schlägt, wenn man nicht einmal

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