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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Deutsche, den ich je kennengelernt habe; aber sonst war der Kerl in Ordnung, und er konnte uns eine Menge wertvoller Informationen geben. »Lamu«, sagte er mit einem schrecklichen deutschen Akzents. »Sie fahren nach Lamu – oh, es ist wunderschön dort!« Dabei strahlte sein feistes Gesicht vor Entzücken. »Anderthalb Jahre lebe ich schon dort und habe noch nie mein Hemd gewechselt – noch nie!«
    Und so kam es, daß wir, auf der Insel angekommen, das Schiff mit unserem ganzen Hab und Gut verließen, und, da wir nicht wußten, wohin wir gehen sollten, frech direkt zum Hause des Konsuls Ihrer Majestät marschierten, wo man uns einen sehr gastfreundlichen Empfang bereitete.
    Lamu ist ein sehr eigentümlicher Ort, aber was mir als erstes ins Gedächtnis kommt, wenn ich an diesen Ort zurückdenke, ist sein unüberbietbarer Gestank und der allgegenwärtige Schmutz. Letzterer ist geradezu unerträglich. Direkt unterhalb des Konsulatsgebäudes liegt der Strand, oder besser ausgedrückt, eine Schlammgrube, die diesen Namen trägt. Bei Ebbe liegt dieser »Strand« frei und dient als Deponie für den gesamten Müll und Abfall, den die Stadt hervorbringt. Dies ist auch der Ort, an dem die Frauen Kokosnüsse in den Schlamm eingraben. Sie lassen sie dort liegen, bis die äußere Schale verfault ist. Nach einiger Zeit graben sie sie wieder aus; die dadurch gewonnenen Fasern benutzen sie dann zur Herstellung von Matten und ähnlichen Dingen. Da dieses Verfahren schon seit Generationen angewandt wird, kann man den Zustand der Küste kaum noch mit Worten beschreiben; es bedarf schon einiger Phantasie dazu. Ich habe während meines Lebens schon viele abscheuliche Gerüche ertragen müssen, aber der entsetzliche Gestank, der von dem Strand in Lamu herüberwehte, als wir beim Schein des Mondes nicht unter, sondern auf dem gastfreundlichen Dach unseres Freundes, des Konsuls, saßen, übertraf bei weitem alles bisher Dagewesene. Als er mir in die Nase stieg, verblaßte die Erinnerung an alle üblen Gerüche zuvor zu einem Nichts. Kein Wunder, daß die Menschen in Lamu an Fieber erkranken. Und dennoch entbehrte der Ort nicht eines gewissen Liebreizes; er zeichnete sich durch eine eigentümliche, anheimelnde Schlichtheit aus, obwohl er möglicherweise – wahrscheinlich sogar – sehr schnell seinen Reiz auf den Betrachter verlieren würde und langweilig werden würde.
    »Nun, was ist euer Ziel, Gentlemen?« fragte unser Freund, der gastfreundliche Konsul, als wir nach dem Dinner unsere Pfeifen angezündet hatten.
    »Wir haben vor, zum Mount Kenia vorzustoßen, und von da aus weiter zum Mount Lekakisera«, antwortete Sir Henry. »Quatermain ist da etwas zu Ohren gekommen; in dem weiter landeinwärts liegenden unerforschten Gebiet soll angeblich eine weiße Rasse existieren.«
    Der Konsul machte plötzlich einen interessierten Eindruck und sagte, er selbst habe auch schon davon gehört.
    »Was habt Ihr davon gehört?« fragte ich.
    »Ach, nicht viel. Alles, was ich davon weiß, habe ich einem Brief entnommen, den ich vor ungefähr einem Jahr von Mackenzie, dem schottischen Missionar, erhielt. Seine Missionsstation, die ›Highlands‹, befindet sich an der äußersten schiffbaren Stelle des Tana. In dem Brief stand etwas darüber.«
    »Habt Ihr den Brief hier?«
    »Nein. Ich habe ihn vernichtet; aber ich erinnere mich, daß der Missionar darin von einem Mann berichtete, der in seiner Station eingetroffen war und erzählte, er habe in einer Entfernung von zwei Monatsreisen jenseits des Mount Lekakisera, in einer Gegend, die noch nie eines Europäers Fuß betreten hat – soweit ich zumindest orientiert bin –, einen See namens Laga entdeckt. Von da aus sei er weiter in nordöstlicher Richtung vorgedrungen, und nach einem Monat unsäglicher Strapazen, die er auf einem Marsch durch Wüsten, tiefes Dornengestrüpp und riesige Berge erlitten hätte, sei er schließlich in ein Land gelangt, in dem Weiße wohnen, die dort in Gebäuden aus Stein hausen. Dort habe man ihn eine ganze Weile sehr gastfreundlich aufgenommen und bewirtet, bis schließlich die Priester dieses Landes das Gerücht in Umlauf gesetzt hätten, er sei ein Teufel. Daraufhin hätten die Leute ihn fortgejagt. Acht Monate brauchte er, um sich bis zu Mackenzies Station durchzuschlagen. Wie ich hörte, war er todkrank, als er dort eintraf, und starb kurz darauf. Das ist alles, was ich darüber weiß. Wenn Ihr mich fragt; ich glaube, die Geschichte ist von Anfang bis Ende

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