Allan Quatermain
zusätzliche Barriere aus toten Leibern gebildet, die es den nachrückenden Kriegern immer schwerer machte, ins Freie zu gelangen. Gelang es einmal einem, heil an den beiden Äxten vorbeizukommen, dann wurde er unweigerlich ein Opfer des Askari und der beiden Kaffern von der Missionsstation. Wer auch diesen unversehrt entkam, den nahmen Mackenzie und ich unter Feuer.
Das Kampfgeschehen wurde immer heftiger und wütender. Jetzt sprangen einzelne Masaikrieger auf den Berg von toten Leibern und griffen von dort aus mit ihren langen Speeren die Axtkämpfer an. Doch dank der Panzerhemden war das Resultat jedesmal dasselbe. Sofort sauste mit mächtigem Schwung die Axt herab, und wieder sank ein Masai tödlich getroffen zu Boden. Das heißt, sofern er es mit Sir Henry zu tun hatte. Wenn einer mit Umslopogaas kämpfte, war das Ergebnis zwar dasselbe; es kam jedoch auf andere Weise zustande. Nur selten gebrauchte der Zulu den wuchtigen, mit beiden Händen ausgeführten Hieb, bei dem die Schneide der Axt krachend in den Schädel des Kontrahenten fuhr. Im Gegenteil; er tat kaum mehr, als unaufhörlich auf den Kopf seines Gegners zu klopfen, wobei er mit dem Dorn der Axt pickte wie ein Specht auf verrottetes Holz. Der letzte, etwas festere Hieb, durchschlug dann die Schädeldecke des Feindes, und er fiel zu Boden, ein sauberes, kleines, kreisrundes Loch in seiner Stirn oder in seinem Schädel. Umslopogaas nahm die breite Schneide der Axt nur dann zu Hilfe, wenn er arg in Bedrängnis geriet, oder wenn er einen Schild durchschlagen wollte. Später erzählte er mir, daß er diese Art zu kämpfen für unsportlich hielt.
Good und seine Männer waren nun dichtauf, und unsere Leute mußten damit aufhören, pausenlos mitten in die Masse von schwarzen Leibern hineinzufeuern, um nicht unsere eigenen Männer zu treffen (in der Tat waren, wie sich später herausstellte, auf diese Weise ein paar von Goods Leuten unseren eigenen Kugeln zum Opfer gefallen). Wahnsinnig vor Angst und mit der Kraft der Verzweiflung brachen nun die Masai mit einem gewaltigen Ruck durch die Dornenbüsche und den Wall von Leibern und gelangten, Curtis und Umslopogaas gleichsam wie eine Lawine hinwegfegend, ins Freie. Und nun machten wir sehr schnell Verluste. Als erster fiel der tapfere Askari, der mit der Axt bewaffnet war; ein langer Speer drang ihm in die Brust und durchbohrte seinen Körper mit solcher Wucht, daß er mindestens einen Fuß aus seinem Rücken herausragte. Und kurze Zeit später fielen auch die beiden Speermänner, die neben ihm gestanden hatten. Noch im Sterben kämpften sie wie die Löwen. Andere aus unserer kleinen Gruppe teilten alsbald ihr Schicksal. Eine Weile fürchtete ich, der Kampf wäre verloren – mit Gewißheit hing er jetzt in der Schwebe. Ich rief meinen Männern zu, ihre Gewehre wegzuwerfen, sich mit Speeren zu bewaffnen und in das Kampfgewühl zu stürzen. Todesmutig und durch den Tod ihrer Kameraden aufs äußerste erbittert, gehorchten sie. Mr. Mackenzies Leute folgten ihrem Beispiel.
Diese Maßnahme erwies sich zwar für den ersten Moment als erfolgreich, aber noch immer war der Ausgang des Kampfes völlig ungewiß.
Unsere Männer fochten großartig; sie warfen sich todesmutig in die dunkle Masse der Elmorane; sie schlugen stachen und töteten – und manch einer von ihnen wurde selbst getötet. Und über all dem Kampfgetöse erscholl immer wieder Goods gellender Kriegsschrei, mit dem er unseren Männern neuen Mut machte. Er selbst war immer da zu finden, wo der Kampf am heftigsten wogte. Und immer wieder, mit fast maschinenartiger Regelmäßigkeit, hoben sich die beiden Äxte und sausten herab, mit jedem Schlag Tod und Verderben säend. Aber ich konnte erkennen, daß die übermenschliche Anstrengung begann, ihre Spuren bei Sir Henry zu hinterlassen; er blutete aus mehreren Fleischwunden; sein Atem ging schnell und keuchend, und die Adern auf seinen Schläfen waren hervorgequollen und sahen aus wie blaue, knotige Schnüre. Selbst Umslopogaas, der Eiserne, war hart in Bedrängnis. Ich bemerkte, daß er aufgehört hatte, wie ein Specht auf die Schädel seiner Gegner einzuklopfen. Er nutzte jetzt die breite Schneide von Inkosi-kaas und teilte damit fürchterliche Rundschläge aus. Ich selbst begab mich nicht in das Kampfgetümmel, sondern lauerte abseits wie ein ›Abstauber‹ vor dem gegnerischen Strafraum und schoß auf einzelne Masai sobald sich auch nur die geringste Chance dazu bot. Auf diese Weise konnte ich mich weit
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