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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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wenden sich am Ende immer gegen einen. Wie viel wolltet ihr für Janets Enkelkind bezahlen?«
    Lloyd zuckte mit den Schultern. »Fünfzigtausend.«
    »Und für wie viel wolltet ihr es verkaufen?«
    Lloyd setzte zum Sprechen an, aber Gayle schnitt ihm beherzt das Wort ab: »Eine halbe Million.«
    »Wer kauft denn so was?«
    »Sie sollten mal die Liste sehen.«
    Janet sagte: »Haben wir.«
    Florian drehte sich zu Janet um. »Janet, die rosa Farbe in diesem Zimmer reizt meine Brustwarzen. Lassen Sie uns wieder nach oben gehen.«
    Während sie sich von dem Kerker und Lloyds und Gayles würdelosem Geschrei entfernten, sagte Florian: »Tja, Janet, Sie sehen, wie viel sauberer mein Wirtschaftsmodell ist. Die Lloyds und Gayles dieser Welt werden schon bald aus dem Geschäft sein.« Sie hoben genau in dem Moment den Blick, als Wade, Nickie und Ted zur Haustür hereinkamen.

27
    Der Himmel begann sich gerade zu verdunkeln, als Wade, Ted und Nickie mit geschlossenen Wagenfenstern nach Daytona Beach fuhren. Wade fühlte sich, als säße er in einem mobilen Sarkophag und der Tod wäre tatsächlich der vierte Mann an Bord. Die Klimaanlage lief, das Umluftgebläse war eingeschaltet. Wade spürte, wie sich die Luft immer mehr mit Todespartikeln füllte - aus ihren Lungen, ihrer Kopfhaut und ihrer Haut. Er öffnete das Fenster einen Spalt weit. Die Haut seines Vaters war bleich und wächsern, Nickies Adern traten hervor, in ihnen pulsierte Kryptonit.
    Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sie erreichten das Haus, parkten und gingen zur Tür hinauf, die halb offen stand.
    Wade hatte Mühe, Ruhe zu bewahren, als er Florian und seine Mutter in dem schummrig beleuchteten Wohnzimmer vorfand. Er machte kurz Licht, aber Florian bedeutete ihm, er solle es wieder dimmen. »Das Dekor, Wade. Sieh doch selbst.«
    »Hey, Florian. Gut erkannt.« »Ja, hallo, Wade, alter Freund.«
    Ted und Nickie schleppten sich ausgepumpt und ziemlich mitgenommen hinter Wade ins Haus.
    »... und das müssen Ted und Nickie sein.«
    Man machte sich steif und formell miteinander bekannt. Wade plumpste auf ein Wohnzimmersofa. »Ich bin total fertig. Dieses ständige Auf und Ab.« Sein Pillen-Summer meldete sich, und er legte den Kopf zurück, holte tief Luft und sagte: »Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt nehmen soll.«
    »Du bist kaputt?« Ted sank ebenso wie die anderen auf ein Möbelstück.
    »Stell dir vor, Florian«, sagte Wade. »Wir sind alle todkrank.« Wie sein Vater vor nicht allzu langer Zeit summte Wade den Begräbnismarsch.
    »Du bist nichts dergleichen«, sagte Florian. »Und wie geschmacklos von dir, mich nur zum Spaß so erschrecken zu wollen. Deine Mutter hat dich doch wohl besser erzogen nicht wahr, Janet?«
    Janet massierte sich gerade die Schläfen und antwortete nicht.
    Ted fragte Florian: »Haben Sie Ihren Brief bekommen?« »Hab ich«, sagte Florian. Ted fragte Janet: »Wie viel hat er bezahlt?« Janet sagte: »Er hat gar nichts bezahlt, Ted. Es kam mir nicht richtig vor, Geld von ihm zu verlangen.« »Es kam dir nicht richtig vor?«
    »Ted, Florian ist mein Freund, und ich wollte unsere Freundschaft nicht durch Geld kaputtmachen.«
    »Janet«, sagte Florian, »das ist wirklich heldenhaft von Ihnen, aber keine Sorge - ich werde hunderttausend dafür bezahlen - allerdings kanadische, keine US-Dollar.«
    »Oh, danke«, sagte Ted.
    »Nehmen Sie 's oder lassen Sie 's bleiben.«
    »Ja, schon gut, wir nehmen's.«
    »Gut«, sagte Florian. »Ich lasse es Ihnen morgen früh von meinen Lakaien bringen.« »Ja. Klar. Wie auch immer.«
    Wade hatte ein herrlich schmutziges Drama erwartet, aber stattdessen fühlte er sich, als hätte er gerade einen 89er Trans Am per Kleinanzeige verkauft. »Sind diese beiden Vampire immer noch unten eingesperrt?«
    »Sie langweilen sich und sind unleidlich«, sagte Janet. Es schien, als hätte sie etwas zu erzählen, überlege es sich aber gerade anders. Sie wechselte das Thema. »Florian, Wade hat doch mal für Sie gearbeitet. Was hat er da eigentlich gemacht} Jedes Mal, wenn wir das Thema anschneiden, schweigt er sich aus.«
    »Wade pflegte mich jede Nacht mit seinem samtweichen Po zu verwöhnen.«
    »Florian! Das ist nicht wahr, und das weißt du.«
    »Nicht so gereizt, junger Freund. Beruhige dich.« Florian sah die anderen im Zimmer an. »Meistens hat der kleine Wade Proben für mein Labor geschmuggelt - gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten. Die größte Ladung, die er eingeführt hat, war ein Container voller

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