Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
Vom Netzwerk:
»Außerdem gibt es da noch dieses Zellmaterial namens Chromatin, aber das ist ein bisschen zu komplex für unser kleines Festmahl.«
    Janet schloss die Augen.
    »Janet? Alles in Ordnung?«
    »Ich bin sprachlos.«
    »Wir sollten uns betrinken, Janet. Sie müssen sich nicht länger Sorgen über die Wechselwirkungen von Medikamenten und Alkohol machen. Cissy hat Sie gerettet.« Florian ging an die Bar und nahm sich ganz unverfroren eine Flasche Gin. Er brachte sie an den Tisch und goss drei Gläser ein. »Prost.«
    »Flor, nur damit Sie's wissen, der echte Brief liegt unter einem Sofapolster im Wohnzimmer des Hauses, von dem Sie mich abgeholt haben.«
    »Wie um alles in der Welt sind Sie bloß in dieser furchtbaren Bude gelandet?«
    »Die Geschichte beginnt damit, dass mein Sohn Bryan einen kleinen Drachen mit dem Namen Shw geschwängert hat.« »Shw?« »Ja.«
    »Buchstabieren Sie.«
    Es folgte der übliche Shw-Quatsch. Dann schilderte Janet die Abfolge von Katastrophen, die damit endete, dass Lloyd und Gayle in ihren rosafarbenen Keller eingesperrt wurden.
    »Das ist einfach zu viel, Janet. Ich muss diese Leute unbedingt kennen lernen. Sitzen sie noch hinter Schloss und Riegel?«
    »So weit ich weiß, ja. Wir wollten ihnen nur ein bisschen Angst einjagen.«
    »Lassen Sie uns gehen.«
    »Warum nicht. Nehmen Sie die Flasche mit.«
    »Aber sicher.« Florian stand auf und rückte Cissys Stuhl zurecht. »Cissys Pflegeeltern waren Engländer, wissen Sie, und sie ist in den Diplomatenkreisen Ugandas aufgewachsen. Daher drückt sie sich so gewählt aus. Nicht wahr, Liebes?«
    Cissy wirkte gekränkt. »Florian, es ist unhöflich, über Menschen in ihrer Anwesenheit zu reden, als wären sie nicht da.«
    »Tut mir Leid, Cissy. Du hast Recht.«
    Florian ließ mehrere Hunderter auf dem Tisch liegen, und als die drei auf die Tür zusteuerten, klatschte das Personal spontan Applaus. Florian warf Steve seine Armbanduhr zu. Auf dem Parkplatz sagte er: »Jan, warum machen Sie nicht einen kleinen Rundgang durch den Wohnwagen. Ich bin sicher, dass Sie das Dekor ganz zauberhaft finden werden.«
    Janet folgte Cissy in den Wohnwagen, der so groß wie ein fahrbares High-School-Klassenzimmer war und dessen Inneres sich als eine Orgie aus glänzendem Nickel, geschliffenem Glas, verborgenen Lichtquellen und einer Unmenge von Spiegeln entpuppte. Designer-Outfits lagen in mehreren Schichten überall auf den minimalistischen anthrazitfarbenen Möbeln herum. Beim Anblick von so viel zu Kleidung geronnenem Geld verspürte Janet einen ungebührlichen Kitzel.
    Cissy sagte: »Es ist klein, das muss ich zugeben, aber es hat Stil. Der Kühlschrank ist aus Edelstahl, und die Arbeitsplatten sind aus Travertin-Marmor, genau wie die Küchen der britischen Botschaft, bevor Idi Amin und seine blutige Terrorherrschaft mich hinaus auf die Straße getrieben haben.« Sie öffnete die Tür zu dem mit Marmor und Spiegeln ausgestatteten Badezimmer. »Elegante Simplizität. Florian ist wirklich zu freundlich, meine Liebe. Er hat keine Ausgabe gescheut, um sicherzustellen, dass meinen Bedürfnissen als Lady Rechnung getragen wird.«
    »Er ist wirklich nett, nicht wahr?«, sagte Janet.
    »In der Tat. Er hat mir sogar noch einen ganz speziellen Wunsch erfüllt. Schauen Sie -« Sie öffnete eine Tür, die ins Schlafzimmer führte. Janet trat ein und erblickte Howie, der splitternackt und schlafend auf einer Chinchilla-Tagesdecke lag und schnarchte wie ein Rasenmäher. Eine halb leere Flasche J&B stand auf dem Nachttisch.
    »Ich war schon mit sehr vielen Männern zusammen, aber noch nie mit einem so schönen wie diesem. Er ist mein Engel. Er ist mein gerechter Lohn.«
    »Na, so was - ich bin nicht mal schockiert oder verlegen. Ich bin amüsiert. Das muss der Gin sein.« »Sie haben wirklich Glück«, sagte Janet.
    »Es war reizend, Ihre Bekanntschaft zu machen, Janet. Au revoir.«
    »Au revoir.«
    Am Wagen sagte Florian zu Janet: »Ihr Amis steht einfach auf Hausbesichtigungen, was?«
    »Ich bin Kanadierin, Sie sind Schweizer und Cissy kommt aus Uganda.«
    Sie stiegen ins Auto. Auf dem Rücksitz stand ein medizinischer Kühlbehälter aus Plastik. »Was ist da drin, Flor?«
    »Lauter schöne Sachen.« »Was für schöne Sachen?«
    »Schaun wir mal nach.« Er nahm den Deckel ab und wühlte in der Kühltasche herum. »Ich liebe diese Fahrten nach Atlanta. In dieser Stadt gibt's so herrlich viele Hotels. Auf diese Weise komme ich an den Großteil meiner Proben, wissen Sie.

Weitere Kostenlose Bücher