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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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für einen mäßigen Preis hinüberschafften.«
    »Dann fahrt mit mir«, sagte Rodwell gutmütig, »ich habe vollauf Platz im Boot, und Ihr sollt einmal sehen, wie wir hinüberschießen. Nach welcher Stelle der Insel wollt Ihr?«
    »Oh, das bleibt sich gleich. Wenn ich nur dort erst einmal festen Boden unter mir habe, komm ich schon, wohin ich will. - Und Ihr würdet mich wirklich mitnehmen?«
    »Mit Vergnügen«, lautete die freundliche Antwort, »schafft aber dann so rasch wie möglich Euer Gepäck hier herunter.«
    »Das soll bald geschehen sein«, sagte Tolmer, »und schwerer wird es Euer Boot auch nicht machen. Ich habe meine wenigen Sachen gleich dort unten liegen, und wenn Ihr nur ein paar Minuten auf mich warten wollt, bin ich gleich wieder da.«
    Rodwell nickte ihm lächelnd zu, und Tolmer eilte jetzt, so rasch ihn seine Füße trugen, den eigenen, schon seiner harrenden Booten zu. Hier gab er Borris die nötigen Befehle, südlich von Kap Borda an einer genau von ihm bezeichneten Stelle zu landen und dort vor allen Dingen auszukundschaften, ob der Schoner angelangt sei und wann er in See gehen würde. Bis er selbst wieder zu ihnen stieß, hatten sie nichts zu tun als dessen Abfahrt zu verhindern; auch mit Gewalt, wenn es nicht anders möglich wäre.
    Tolmer hoffte, am Point Marsden auf die Spur des Buschrangers zu kommen, der, wie er vermutete, die Abwesenheit seines jetzigen Reisegefährten wohl nach Kräften für seine eigenen Zwecke nutzen würde. Was lag dem gewissenlosen Räuber an der Ruhe und dem Glück zweier Menschen. War er übrigens auch dort nicht mehr zu finden, konnte er doch mit seinen Zurüstungen für eine längere Seefahrt unmöglich so rasch fertig werden und war leicht an Ort und Stelle zu überholen. Übrigens glaubte Tolmer, daß er den Burschen, nach dem, was er damals belauscht hatte, wohl noch am Point Marsden finden werde, wo er denn seine ferneren Pläne formen mußte. Auf jeden Fall war dem Räuber durch seine Leute die Flucht abgeschnitten, und einmal mußte er ihm wieder begegnen.
    Rasch packte er jetzt etwas Wäsche und seine alten Buschkleider mit ein paar guten, doppelläufigen Pistolen in ein Paket und eilte damit zu seinem neuen Reisegefährten zurück. Dieser hatte ihn, langsam dabei am Kai hin und her schlendernd, geduldig erwartet, und erst, als er ihn kommen sah, stieg er, ihm zunickend, die zu seinem Boot führende Treppe nieder.
    Außer ihm saß noch ein seemännisch aussehender Bursche im Boot, der das eine Ruder nahm, während Rodwell das andere ergriff.
    »Könnt Ihr steuern?« rief Rodwell Tolmer zu, als er herangekommen war.
    »Gewiß - aber wollt Ihr mich nicht rudern lassen?«
    »Ist nicht nötig; sobald wir ein Stück draußen im Kanal sind, können wir unser Segel setzen. Nehmt nur Euren Platz am Steuer und führt uns hier zwischen all den Fahrzeugen durch. Erst einmal freie See, und wir fliegen nur so hinüber.«
    Nun wurde nicht mehr zwischen den Männern gesprochen, als nötig war, die Richtung und Bewegung des kleinen schnellen Bootes zu bestimmen. Das Fahrwasser, in dem sie sich befanden, erforderte übrigens ihre ganze Aufmerksamkeit, denn von Port Adelaide ab mußten sie vorerst einem langen, schmalen Seearm folgen, der sich herüber und hinüber wand, ehe sie die offene See erreichen konnten. Die Seeleute sagen auch nicht mit Unrecht, daß ein Schiff den Wind erst um den ganzen Kompaß herum haben müsse, ehe es von dort auslaufen könne, und für große Fahrzeuge sind oft viele Taue nötig, bis sie das Meer gewinnen können. Sobald aber das kleine, trefflich gebaute Boot nur eine »Mütze voll Wind« erfassen konnte, setzten sie die Segel, und bald hinüber- und herüberkreuzend, bald vor der Brise dahinschießend, dann und wann aber auch wieder genötigt, zu den Rudern zu greifen, passierten sie endlich die Torrens-Insel, umsegelten die nordwärts liegende Spitze des letzten festen Landes und steuerten mit einer frischen Nordwestbrise südwärts an der Küste entlang der etwa von da noch fünfzehn deutsche Seemeilen entfernten Känguruh-Insel zu.
    Erst einmal draußen im freien Wasser, hatte der Bootsmann seinen Platz im Bug eingenommen, während sich Rodwell in den Spiegel des Bootes neben Tolmer setzte. In der ersten Zeit war er allerdings noch schweigsam und schaute fortwährend nur nach Süden hinunter, wo sie in grauer Ferne die blaue Landspitze von Kap Jervis vor sich sehen konnten. Da plötzlich sprang er von seinem Sitz auf und vorn auf die

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