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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Polizeibeamte ließ sich jedoch nicht das geringste merken, dankte für die Auskunft und verließ, der bezeichneten Richtung folgend, den Platz. Sein Boot lag in der Wegran-Bay, und er war fest entschlossen, ohne hier weiter einen Augenblick Zeit zu versäumen, so rasch wie irgend möglich nach Adelaide zurückzukehren.
    In der Hauptstadt Süd-Australiens glücklich angelangt, stattete er augenblicklich dem Gouverneur Bericht ab, und dieser war gern bereit, ihm eine Abteilung Militär mitzugeben, die flüchtigen Verbrecher auszuheben. Tolmer dagegen erbat sich Freiwillige, denn er wußte recht gut, mit welchem Feind er es hier zu tun bekam und daß sich der in die Enge getriebene Buschranger wie ein Verzweifelter wehren würde. Außerdem kannte er die Hilfsquellen nicht, die ihm dort zu Gebote standen, und ob sich im Innern der wilden Insel nicht am Ende noch eine größere Zahl von Verbrechern versteckt hielt, als er jetzt vermuten konnte.
    Zu groß durfte er seine Schar aber auch nicht wählen, denn immer noch mehr erhoffte er sich von der List als von Gewalt, und als sich zwanzig zuverlässige Leute gemeldet hatten, nahm er noch seinen Sergeanten, einen gewissen Borris, dazu, und ließ die Mannschaft auf zwei ihm von der Regierung überlassenen Booten sich nach der Känguruh-Insel einschiffen.
    Tolmer wollte seine Leute südlich von Kap Borda landen lassen und von dort aus dann seine weiteren Anordnungen treffen. Er hatte ihre Abfahrt auch soviel wie möglich beeilt, da er herausbekommen, daß vor einigen Tagen ein Schoner in Adelaide angekauft und, nach Kap Borda bestimmt, abgegangen sei. Das mußte derselbe sein, auf dem Gentleman John seine Flucht bewerkstelligen wollte, und dem zuvorzukommen hatte er keine Minute Zeit mehr zu versäumen.
    Die Boote lagen im Adelaide-Port mit Wasser und Proviant versehen, und Tolmer, der eben seine letzten Instruktionen und Vollmachten eingeholt hatte, ging am Kai entlang, wo weiter unten sein Sergeant auf ihn wartete.
    Wenig achtete er dabei auf die Menschen umher, denen er begegnete oder die er überholte, er war viel zuviel mit seinen eigenen Gedanken und Plänen beschäftigt, als ihn plötzlich ein laut gerufener Name aufmerksam machte.
    »Mr. Rodwell!« rief eine feine Stimme hinter einem dicht vor ihm hinschreitenden Manne her, der, ein langes Fernrohr umgehängt, sich nach dem Ruf umdrehte. Es war eine hohe, männliche Gestalt mit blondem, gelocktem Haar, blauen Augen und unendlich gutmütigen, offenen Zügen. Als Tolmer an ihm vorüberschritt, hatte ihn der kleine, ihm nachgelaufene Bursche erreicht und brachte ihm eine Zigarrentasche, die er im Hotel hatte liegenlassen. Rodwell dankte ihm lächelnd und gab dem darüber sehr vergnügten Burschen eine kleine Münze, steckte die Tasche ein und verfolgte seinen Weg weiter.
    Rodwell hieß, wie Tolmer sich recht gut gemerkt hatte, der Mann auf der Känguruh-Insel, dem das freundliche Haus und die schöne Frau gehörten, und er beschloß Näheres von ihm und seinen nächsten Plänen zu hören, ehe er ihn wieder aus den Augen ließ.
    Rodwell blieb endlich dicht an einer der schmalen Landungstreppen stehen, und der Polizeibeamte sah, daß dort ein Boot mit zusammengerolltem Segel und eingelegten Rudern auf ihn zu warten schien.
    »Guter Wind heute für eine Spazierfahrt, Sir«, redete er denn auch ohne weiteres den Fremden an, »muß sich prachtvoll draußen segeln bei der Brise.«
    »Denke ja«, erwiderte Rodwell, sich lächelnd zu ihm wendend, »aber ich will nicht spazierenfahren, sondern ich kehre nach Haus zurück.«
    »Ah so - habt wohl Eure Station hier irgendwo an der Küste.«
    »Auf der Känguruh-Insel.«
    »Ah, da drüben - ist ein famoser Platz - war auch vor kurzer Zeit in Geschäften dort und bin ebenfalls wieder im Begriff hinüberzufahren.
    »In der Tat? Dann können wir vielleicht zusammen segeln«, sagte Rodwell lachend, »aber - mein kleines Boot ist ein Klipper und springt bei einer frischen Brise nur so über das Wasser. Nicht alle Boote halten Schritt mit ihm.«
    »Hm«, sagte Tolmer, dem auf einmal ein neuer Gedanke durchs Hirn zuckte, »ich wollte nur, ich hätte ein Boot, mit Euch um die Wette zu fahren, aber ich weiß noch nicht einmal, wie ich hinüberkommen soll. Bin eben nur am Kai hier heruntergegangen zu sehen, ob ich mir irgendein kleines Fahrzeug mieten könnte. Die Leute wissen aber wahrhaftig gar nicht, was sie fordern sollen, und liegen lieber müßig am Strand, ehe sie einen armen Teufel

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