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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Schritt war leicht und elastisch geworden. So eilte er, ohne den versteckten Feind zu bemerken, schnell an Tolmer vorüber und war, ehe dieser nur zu einem Entschluß kommen konnte, ob er ihm folgen solle oder nicht, bald in dem dichten Busch verschwunden.
    Die Frau schaute ihm wie sinnend nach, so lange sie ihn sehen konnte, und faltete dann die Hände, senkte das schöne Haupt und sah still und schweigend viele Minuten lang vor sich nieder. Dann drehte sie sich um und schritt mit zögerndem Gang zum Haus zurück.
    Tolmer wartete, bis sie es etwa erreicht haben konnte, und wollte dann ebenfalls sein Versteck verlassen, als er vor sich, kaum zwanzig Schritt entfernt, etwas in den Sträuchern rascheln hörte. Es konnte ein Vogel oder auch ein Känguruh sein, von denen es viele dort in der Gegend gab; Tolmer aber war viel zu sehr Buschmann, als daß er auch nur das Geringste unbeachtet gelassen hätte, und in seiner geschützten Stellung bleibend, sah er vorsichtig eine Weile zu der Gegend hinüber, aus der er das Geräusch zuerst gehört hatte.
    Am Anfang war alles wieder ruhig, dann erkannte er aber plötzlich, daß sich da drüben ein schlanker Teebuschschößling bewegte, als ob etwas Schweres dagegen drücke, und wenige Sekunden später entdeckte er die dunkle Gestalt einer Australierin, die, in einen langen Opossumfellmantel gehüllt, aus dem gegenüberliegenden Dickicht trat. - Nur einen Blick warf sie zu der Richtung hinüber, in der die Frau verschwunden war, dann folgte sie, die Augen fest auf den Boden geheftet, den Schritten des weißen Mannes - ihres Mannes.
    Tolmer war sich völlig klar, daß sie keine Ahnung von seiner Nähe gehabt hatte, denn selbst als sie seine Fährten kreuzte, wandte sie den Kopf weder nach rechts noch nach links, sondern schien nur ihr Ziel im Auge zu behalten. Nichtsdestoweniger blieb er jetzt noch eine geraume Zeit in seinem Versteck, um ganz sicher zu sein, daß er keinen weiteren Lauscher mehr zu fürchten habe, und ging erst dann, als er sich davon überzeugt hatte, dem nicht mehr fernen Hause zu. Jetzt lag ihm vor allen Dingen daran, Genaueres über jenen Burschen zu hören, und die beste Quelle dafür schien ihm jene fremde Dame, die jedenfalls ein näheres Interesse an ihm nahm.
    Tolmer hatte erwartet, auf dem nächsten freien Platz eine der gewöhnlichen Schafstationen mit Wohnhaus des Eigentümers und einer Anzahl daranstoßender Gebäude zu finden, und war eigentlich überrascht, hier nur, als er die Lichtung betrat, ein einfaches kleines, aber sauberes und freundliches Häuschen vor sich zu sehen. Seine Aussicht ging auf das offene Meer, die Investigator-Strait, die hier die Insel von dem fernen Lande trennte, und bei klarem Wetter konnte man sogar die fernen Höhen des Festlandes sehen, während hier und da ein weißes Segel auf der dunkelblauen, leicht gekräuselten Flut dem Bilde Leben und Bewegung gab.
    Das Haus wurde von einer Wand von Passionsblumen und anderen blühenden Schlingpflanzen umrankt, an denen Australien so reich ist, und blitzend und blank schauten daraus die kleinen Fenster hervor.
    Tolmer zögerte fast, den Platz zu betreten, so still und friedlich lag die Wohnung vor ihm da - und da sollte er Mißtrauen und Unheil säen? - Bah - die Gegend wollte er ja gerade von ihrer Pest befreien, die Schlange aus dem Paradiese jagen, und deshalb mußte Tolmer hier eigentlich willkommen sein.
    Rasch und entschlossen schritt er deshalb dem Hause zu, an dessen Fenstern er vergebens die Gestalt der vorher im Busch gesehenen Frau zu erspähen suchte, und klopfte, als er die Tür erreichte, leise an. - Niemand antwortete ihm. Er klopfte lauter - alles blieb totenstill im Hause. Nichtsdestoweniger war die Tür nur angelehnt, und er trat endlich hinein, in der Hoffnung, irgend jemanden dort zu finden.
    Im Vorraum war niemand, nebenan aber hörte er eine Kinderstimme, und da auch diese Tür nur angelehnt war, öffnete er sie leise und sah hinein.
    Mitten in dem kleinen Gemach stand ein Kinderbettchen, in dem ein vielleicht einjähriges Kind lag, auf dem Sofa aber in der Ecke, das Antlitz in die Kissen gedrückt, die Haube neben sich am Boden, lag die junge Frau regungslos wie eine Tote.
    Tolmer trat erschrocken zurück - er hatte nicht indiskret sein wollen und kein Recht, sich dem geheimen Kummer einer Unglücklichen aufzudrängen. Aber er hatte sein Ziel fest im Auge und konnte und durfte das Haus nicht wieder verlassen, ohne Näheres über jenen Mann gehört zu

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