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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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die Frage getan zu haben, denn der vom im Boot sitzende Matrose wandte rasch den Kopf nach ihm um und schien ihn scharf und forschend zu betrachten.
    »Genauer gerade nicht«, meinte Rodwell, »aber er hat etwas in seinem ganzen Wesen, das für ihn einnimmt - etwas Festes, Entschlossenes in seinem Blick, und solche Leute können wir im Lande brauchen. Die weichen, zaghaften Menschen passen nicht in unseren Busch.«
    Tolmer schwieg. So gern er den Mann vor jenem gefährlichen Verbrecher gewarnt hätte, durfte er es in Gegenwart des Dritten nicht wagen, von dem er ja nicht wußte, ob er ihm trauen konnte. Auf dem Lande fand sich dazu vielleicht eher Gelegenheit. Jedenfalls hatte er genug von seinem Reisegefährten gesehen, um von dessen Ehrlichkeit überzeugt zu sein, und diesem selbst mußte ja daran liegen, den gefährlichen Menschen so bald wie irgend möglich unschädlich gemacht zu sehen.
    Rasch verfolgte indessen das Boot seine Bahn. Immer höher und deutlicher tauchte das ferne Land der Känguruh-Insel aus dem Meer auf, und schon konnten sie die einzelnen Vorsprünge, ja bald darauf den Busch und die ihn überragenden höheren Bäume erkennen.
    Die Brise ließ gerade jetzt ein wenig nach, und Rodwell verging fast vor Ungeduld, daß das Boot nicht mehr so flüchtig vorwärts schoß. Bald aber blähte sich das Segel wieder voll im Wind, und als die Sonne sank und Nacht das Meer deckte, waren sie dem Lande nahe genug gekommen, ihre Bahn trotz der Dunkelheit fortzusetzen. Rodwell kannte hier jeden Vorsprung der Küste, jede Klippe, und steuerte den schlanken Kahn mit sicherer Hand an den alten gewohnten Landungsplatz.
    »So, und nun kommt, Fremder - ich habe Euch noch nicht einmal nach Eurem Namen gefragt«, sagte er, als er mit leichtem Schritt an Land sprang, es dem Matrosen überlassend, das Boot an der gewöhnlichen Stelle in Sicherheit zu bringen und Segel und Ruder zu bergen.
    »Barner heiße ich«, sagte Tolmer, ihm etwas langsamer folgend, denn er wollte sich durch seinen recht bekannten Namen nicht vor der Zeit verraten.
    »Gut denn, Mr. Barner, sagte Rodwell freundlich, »die Nacht müßt Ihr nun ohnehin mein Gast bleiben, da die Häuser in meiner Nachbarschaft noch gar spärlich gesät sind, und morgen bleibt Euch Zeit genug, den Wanderstab zu setzen, wohin es Euch beliebt.«
    »Und hier ist Euer Haus?« fragte Tolmer, der sich in der Dunkelheit nicht zurechtfand.
    »Gleich da drüben, hinter den einzelnen Bäumen, die Ihr dort gegen den helleren Himmel könnt abstechen sehen. Eigentlich müßten wir von hier aus auch schon das Licht im Innern erkennen können, aber meine Frau hat mich gewiß heute noch nicht erwartet.«
    Er war, während er sprach, auf den bekannten Pfaden so rasch vorwärts geschritten, daß ihm Tolmer kaum zu folgen vermochte. Jetzt hatten sie die Gartentür erreicht, aber auch diese war ungewohnterweise verschlossen. Rodwell hob indes die leichte Gattertür aus den Angeln und führte seinen Begleiter den breiten kiesigen Gartenpfad entlang zum Hause, das sie jetzt mit seinen dunklen Umrissen dicht vor sich erkennen konnten.
    Hier hatten sie bald die Haustür erreicht, an die Rodwell leise dreimal anklopfte. - Niemand antwortete ihm. Er klopfte stärker - alles blieb totenstill im Haus; kein Licht erschien, kein Schritt wurde laut.
    »Sie kann doch noch nicht schlafen«, murmelte Rodwell vor sich hin, »es ist kaum acht Uhr.« Und lauter, kräftiger schlug er gegen die Tür, daß es durch das ganze Haus dröhnte. - Umsonst. Im Haus rührte und regte sich nichts.
    Rodwell sprach kein Wort. Still und regungslos stand er an seiner eigenen Tür, und wie die Ahnung von etwas Entsetzlichem griff es ihm an die Seele und machte sein Blut in den Adern stocken.
    Da knarrte im oberen Stock, gerade über der Tür, ein Fenster, und eine ängstliche Frauenstimme rief: »Wer ist da? - Seid Ihr es, Master?«
    »Betsey!« rief Rodwell und holte tief Atem - es war ihm, als ob sich eine Zentnerlast von seiner Seele wälze. »Öffnet denn niemand, und schläft meine Frau schon so fest, daß sie mich gar nicht hört?«
    »Ich komme gleich hinunter und mache die Tür auf«, sagte das Mädchen und verschwand vom Fenster.
    Die beiden Männer wechselten indessen kein Wort miteinander. Mit fast krampfhaftem Griff hielt Rodwell die Klinke fest in seiner Hand, bis sie im Haus die Schritte des Mädchens hörten, das langsam die Treppe herunterkam und innen die beiden Riegel von der Tür zurückschob. Jetzt steckte

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