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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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richtigen Führung zu zweifeln, und beschloß, jedenfalls noch bis morgen mittag ihrer Leitung zu folgen.
    Am nächsten Morgen waren sie schon vor Sonnenaufgang wieder gerüstet, und sobald nur der dämmernde Tag Licht genug in den Wald warf, die Spuren wieder zu erkennen, folgte ihnen Lloko mit altem Eifer.
    Kaum eine Stunde aber war sie darauf hingegangen, als sie plötzlich stehenblieb und die Nase emporhob, wie ein Hund es tut, wenn er das Wild wittert.
    »Komm, komm, Lloko«, sagte Borris, der es bemerkte und dem das nicht gefallen mochte, »guck auf den Boden und laß die Faxen. Daß du ein Auge wie ein Falke hast, kann ich bezeugen, denn wo nur irgend der Boden weich war, haben wir die Fährten der beiden Schufte hinter dir gefunden; aber auf das Riechen wollen wir uns doch lieber nicht verlassen.«
    »Ich rieche Rauch«, sagte die Frau, ohne die Worte des Fremden zu beachten oder ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Das kann wohl möglich sein«, flüsterte Tolmer. »In dem verdammten Dickicht hier haben die verzweifelten Burschen auch nicht bei Nacht und Nebel fortkommen können und sind jedenfalls liegengeblieben. Vielleicht treffen wir sie im Lager.«
    Vorsichtig setzten sie ihren Weg fort. Wenn aber auch Lloko den Rauch richtig gespürt hatte, fanden sie nur noch das halb niedergebrannte Feuer. Die beiden Buschranger hatten ihre Flucht wahrscheinlich, wie die Polizisten ihre Verfolgung, mit anbrechendem Tag fortgesetzt. Von hier aus schienen sie aber eine andere Richtung genommen zu haben, und Lloko, die ihr eine Zeitlang folgte, faßte plötzlich Tolmers Arm und flüsterte:
    »Das Boot! - Sie wollen sicher zu dem versteckten Boot!«
    »Und so wird's auch sein!« rief Tolmer, ärgerlich mit dem Fuße stampfend, »und wir kommen nachher gerade zeitig genug an den Strand, sie in der Ferne absegeln und uns auslachen zu sehen. Daß ich an das verdammte Boot nicht früher gedacht habe und einen von den unseren hierherum geschickt habe, ihre Flucht abzuschneiden.«
    »Kommt«, sagte da Lloko, die sich indessen nach allen Seiten umgesehen hatte, als ob sie erkennen wollte, wo sie sei, »kommt mit mir.«
    »Hallo, Schwarze«, brummte Borris, als er sah, daß sie links von der Fährte abbog, »dahinaus geht's nicht. Hier im offenen Sand kann ich die Spuren auch erkennen, und die führen dorthin.«
    »Kommt«, rief aber die Eingeborene noch einmal, ohne sich an den Widerspruch zu kehren. »Wir treffen ihn, ehe er das Boot besteigt.«
    »Die Schwarze ist nicht mit Gold zu bezahlen«, sagte Tolmer, lachend und sich vergnügt die Hände reibend, vor sich hin. - »Was meint Ihr, Bill? Es wäre ein Hauptspaß, wenn wir ihm die Flucht so vor der Nase abschnitten.«
    Bill, der frühere Mailführer, der sich bei der Polizei hatte anwerben lassen und die Expedition als Freiwilliger seinem alten Groll gegen den Buschranger zuliebe mitmachte, nickte mit dem Kopf und brummte.
    »Bringt mich ihm nur in Sprungnähe, und verdammt will ich sein, wenn er mir diesmal wieder aus den Klauen soll.«
    »Dazu kann Rat werden«, rief Tolmer, »aber vorwärts mit Euch, Ihr Leute. Die Schwarze läuft wie der helle Teufel, seit sie nicht mehr nach den Fährten zu sehen braucht.«
    Er hatte recht. Lloko glitt wie das Känguruh ihrer Wälder rasch und behend durch das niedere, aber dichte Gestrüpp der Waldung, daß ihr die Weißen wirklich kaum zu folgen vermochten und Tolmer sie mehrmals anrufen mußte, nur so lange wenigstens zu warten, bis sie nachkämen. Eine fieberhafte Ungeduld schien sich Llokos bemächtigt zu haben, die sie nur vorwärts, immer vorwärts drängte, bis sie endlich das Ufer erreichte, wo die niederen Gumbüsche über kurz abgebrochene Felswände bis fast zum Wasser niederhingen.
    Eine kleine, dürftige Quelle, deren Lauf Lloko die letzten zehn Minuten gefolgt war, rieselte hier ins Meer, und das Wasser des in der Regenzeit wohl manchmal stark angeschwollenen Baches hatte eine kleine Bucht ausgewaschen, in der Lloko damals, als sie den Fährten des Buschrangers und der unglücklichen Frau nachspürte, das hier versteckte Boot des Gentleman John entdeckt hatte.
    Fremd auf der Insel, fand ihr Fuß doch leicht und sicher wieder mit jenem wunderbaren Ortssinn der Australier den Weg dahin zurück, und ein triumphierendes Lächeln zuckte über ihre Züge, als sie, auf einen der vorragenden Felsen springend, das Fahrzeug noch dort entdeckte, wo es der Räuber gelassen hatte; aber kein Laut kam über ihre Lippen.
    »Ist

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