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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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wiederfinden und durfte sich nicht unterkriegen lassen.
    Nicht wahr?
    “Ich kann nichts dafür”, beeilte sie sich zu sagen. “Ich repariere es. Was auch immer kaputt ist, ich richte es wieder. Oder lasse es richten. Mach dir bitte keine Sorgen! Im Ernst, Charlie …”
    Sie wollte den Computer wirklich nicht noch einmal berühren. Ehrlich. Weder ihren noch Charlies. Es passierte, als sie vom Sessel aufstand und das Gleichgewicht verlor. Ihr Ellbogen schien abzurutschen, was nichts ausgemacht hätte, wenn sie nur an den Schreibtisch gestoßen wäre. Aber nein, ihr Ellbogen musste ja auf die Tastatur krachen.
    “Merry”, kreischte Charlene. “Um Himmels willen, jetzt hast du mir den blauen Schild des Todes gegeben.”
    “Was ist der blaue Schild des Todes? Was? Was?”
    Natürlich musste genau in diesem Augenblick des totalen Chaos’ das Telefon läuten. Gut möglich, dass es auf dem Festnetz schon einige Male geklingelt hatte. Es war kaum zu hören, weil Charlene sie so laut anbrüllte. Merry war, um die Wahrheit zu sagen, sogar froh über den Eklat. Ihr war klar, dass die meisten normalen Erwachsenen einen Temperamentsausbruch wie diesen nicht als tolles Zeichen ansehen würden, aber Charlene war sonst immer dermaßen brav, zurückhaltend und ruhig. Abgesehen von der einen Rauferei in der Schule war das Kind nahezu perfekt. Deshalb empfand Merry das bisschen Brüllen als beruhigend, weil es eine normale kindliche Reaktion war.
    Aber als Charlene aufsprang und zum Telefon rannte, fielen Merry die sich häufenden Anrufe ein, bei denen sich nie jemand meldete. Schnell sagte sie: “Charlie, lass mich abheben. Mir wäre lieber, du gehst nicht ran. In letzter Zeit hat es ein paar wirklich merkwürdige Anrufe gegeben.”
    Nur war es schon zu spät. Charlie presste sich bereits den Hörer ans Ohr und stürmte davon.
    Merry hoffte, dass es nur ein Freund war, der mit Charlie reden wollte. Obwohl, Kinder verwendeten lieber Handys als das Festnetz. Allerdings, dachte Merry, wäre es ein weiteres Zeichen für normales Verhalten, wenn Charlene sich nun bei einem ihrer Freunde über den idiotischen, schrecklichen Erwachsenen beklagte, mit dem sie sich herumschlagen musste. Was für eine Kindheit wäre das schon, in der man die ganze Zeit glücklich war, nicht wahr?
    Also machte sie sich keine Sorgen, als Charlene sich mit dem Telefon zurückzog, die Kleine wollte einfach ihre Privatsphäre. Nach wenigen Minuten war sie wieder zurück.
    Merry, die mittlerweile in die Küche gegangen war, drehte sich um, weil sie Charlene etwas wegen des Abendessens fragen wollte. Sie erschrak über die plötzliche Veränderung in Charlenes Gesicht. Die Kleine war kreidebleich und ließ sich auf den Küchenstuhl fallen. Kleinlaut wie ein geprügelter Hund sagte sie: “Keine Panik wegen der Sache mit dem Computer. Ich kümmere mich darum.”
    “Wer hat angerufen?”
    “Niemand. Nur verwählt. Ich muss mich jetzt auf die Sache mit den Computern konzentrieren. Im Moment kann ich mich nicht mit dir unterhalten. Ich werde es wieder reparieren. Lass mich einfach eine Weile in Ruhe.”
    “Ich war diejenige, die es kaputt gemacht hat …”
    “Egal. Es ist einfach scheiße gelaufen, Merry.”
    “Ich weiß, ich weiß, aber ich bin diejenige, die …” Und dann fiel ihr ein, dass sie der Vormund war. “Hey, Scheiße sagt man nicht. Nicht in diesem Haus.”
    “Mein Dad hat solche Sachen ständig gesagt.”
    “Meiner auch. Trotzdem ist mit so etwas bei anderen Leuten kein Blumentopf zu gewinnen.”
    “Blumentopf? Wie bitte?”
    “Versuch einfach, das verdammte Wort nicht zu sagen, okay?”
    “Sch… – na gut.”
    Verflucht. Sie hatte das Kind wieder verärgert. Charlene rannte nicht wütend weg oder schmiss die Tür hinter sich zu, denn sie war niemand, der Türen zuknallte. Sie ging einfach zurück in ihr Zimmer.
    Merry würde einfach abwarten, bis sich die Kleine beruhigt hatte. In der Zwischenzeit würde sie das Essen vorbereiten, und wenn sie später beim Abendessen saßen, würde Charlene vielleicht eher mit ihr reden wollen.
    Jack tauchte den Lappen in die Dose und massierte die Farbe langsam in das unbehandelte Holz ein. Er hatte schon immer gern mit Holz gearbeitet. Ein gutes Stück Holz war so ähnlich wie eine Geliebte. Wenn man es richtig behandelte, begann es zu leuchten. Fuhr man gegen den Strich, zog man sich einen Splitter ein. Wie bei einer Frau bekam man es zu spüren, wenn man zu schnell vorging. Aber wenn man sich

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