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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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sich dann fast in den Trägern ihres Seidenhemdchens, das an einer Sessellehne baumelte. Sie konnte nichts dafür. Hätte sie gewusst, dass sie unter der Woche einen Mann nach Mitternacht empfangen würde, hätte sie staubgesaugt und aufgeräumt. Aber so würde sie sich nicht für das Durcheinander entschuldigen. Außerdem redete er ohnehin noch immer. “Ich musste warten, bis die Jungs schlafen. Und dann darauf, dass auch Charlene schläft. Außerdem kann ich es nicht glauben, dass ich selbst wie ein Kind herumschleiche – das ist doch
absurd.
Apropos absurd, warum in Gottes Namen schläfst du in diesem vollgestopften, kleinen Gästezimmer statt in Charlies großem Schlafzimmer?”
    “Weil wir derzeit nichts von Charlies Sachen anrühren. Bis Charlene dazu bereit ist.” Offensichtlich würden sie sich nur flüsternd unterhalten. Und kein Licht einschalten. Trotzdem konnte sie im Schein des Mondes sein zerzaustes Haar erkennen, sah ihn dastehen, groß, mit in die Hüften gestemmten Händen und immer noch atemlos von der Kletterei. Sie hatte ihn noch nie so durcheinander gesehen.
    “Das ist doch lächerlich, Merry. Himmel, du hast ein Anrecht auf ein bisschen Platz.”
    War er etwa gekommen, um über ihre Entscheidung in Sachen Schlafzimmer zu sprechen? Na gut. Sie setzte sich im Schneidersitz auf das klobige, ausziehbare Sofa. “Vielleicht ist es wirklich absurd. Aber was die Sachen ihres Dads betrifft, möchte ich sie einfach nicht drängen. Ich hätte natürlich in den ersten Stock ziehen können, aber ich wollte nicht, dass sie allein unten schläft. Es macht mir nichts aus.” Sie hatte das Bedürfnis, wie ein Hundebaby den Kopf zu schütteln, um klar denken zu können. Sie war noch immer ganz verzaubert, weil er wie der Prinz bei Rapunzel durch ihr Fenster geklettert war.
    “Tja …” Er schien plötzlich ernst zu werden, fuhr sich durchs Haar und begann auf und ab zu gehen. Als sein Fuß an etwas Seidiges stieß, das am Boden lag, drehte er sich um und krachte prompt mit einem Bein gegen ihr Bett. Er setzte sich ans Fußende. “Also … Merry …”
    “Oh nein.” Plötzlich verstand sie. Die Erkenntnis, warum er so aufgeregt zu ihr gekommen war, war unerfreulich.
    “Oh nein – was?”
    “Hör zu, Jack”, sagte sie hastig. “Kinder sind manchmal eine enorme Herausforderung. Du kennst das ja. Warst du nicht auch so, als du klein warst? Hast du nicht auch manchmal einen Erwachsenen gebeten, ein Geheimnis zu bewahren? Etwas vertraulich zu behandeln?”
    Trotz der Dunkelheit konnte sie sehen, wie Jack sich entspannte. “Oh, du weißt also schon, worüber ich mit dir sprechen wollte.”
    Sie nickte und dachte an Cooper. “Ich schwöre, ich hätte es dir gesagt, sobald ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Aber seit der Nacht damals habe ich dich nie allein erwischt …” Sie zögerte.
    “Die Nacht, in der wir miteinander geschlafen haben.”
    Vielleicht war er jetzt nicht mehr außer Atem, dafür sie. Unzählige Male hatte sie in Gedanken dieses Beisammensein wieder erlebt. Und jetzt, da er im Dunkeln an ihrem Bett stand … funkelte diese Erinnerung zwischen ihnen so hell wie ein Stern.
    “Du hast deine Jungs rund um die Uhr bei dir gehabt – und ich konnte dir das Geheimnis doch nicht in ihrer Gegenwart erzählen.”
    Er stutzte plötzlich. “Warte mal”, sagte er langsam.
    “Warten worauf?”
    “Diese Unterhaltung ergibt keinen Sinn. Du sagst genau das, was ich dir sagen wollte. Dass ich dir ein so genanntes ‘Geheimnis’ erzählen wollte, aber keine Gelegenheit dazu hatte, weil immer irgendein Kind mithören konnte.” Er fuhr sich wieder durchs Haar. “In meinem Kopf geht alles durcheinander, als hätte ich zu viel Alkohol getankt. Wo ich doch keinen Schluck getrunken habe.”
    “Ich habe nicht angenommen, dass du das getan hast”, versicherte sie ihm.
    Aber Jack wirkte noch verwirrter als zuvor. “Aber es ist mein Ernst. Ich bin hier, um
dir
zu sagen, dass
ich
ein schlechtes Gewissen habe, weil ich ein Geheimnis vor dir habe. Weil ich versucht habe, ehrlich zu dem Kind zu sein und sein Vertrauen nicht zu missbrauchen. Aber ich glaube, dass du von der Sache wissen solltest.”
    “Nun, ich weiß Bescheid, Jack. Weil Cooper es mir erzählt hat …”
    “Was? Woher weiß Cooper von ihrer Mutter?”
    “Wie bitte? Welche Mutter?” Merry hatte sich zuerst ein wenig unbehaglich gefühlt, weil sie nur einen Slip und ein altes Sweatshirt anhatte. Wäre die Atmosphäre romantisch,

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