Alle lieben Peter
abgemacht?«
»Ich hab’s versucht, drei- oder viermal. Aber dann — dann habe ich ihn lieber getragen.«
Ich nahm ihn von der Schulter herunter: »So, und jetzt watschel mal wieder ‘n bißchen!«
Etwas Schwarzes schoß gegen mein Gesicht, als ich mich niederbeugte: Peterle. Ich zog ihn an mich. »Danke schön!« sagte ich ihm leise in sein Knuckelohr. »Danke schön, Peterle! Du hast uns zum zweitenmal gerettet!«
7
Nach dem Mittagessen dieses Tages (es war ein Samstag) hupte es. Wir stürzten zu sechst ans Fenster. Drüben bei Werneburgs erschien man zu dritt (er, sie und Tommy). Na, wie das so eben in der Einöde ist.
Ein Wagen war von der Landstraße in den kleinen Feldweg abgebogen, der zu unseren beiden Häusern führte. Der Wagen schlingerte zwischen den hohen Schneemauern hin und her, als ob er nicht genau wüßte, auf welcher Seite er hineinrennen sollte. Schließlich entschied er sich für die linke Seite, rannte hinein und blieb stehen. Die Tür (die rechte) öffnete sich, und aus derselben quollen nacheinander der Pudel Willibald, Stefan, Renate und ein Riesenmöbel von Schäferhund. Bei seinem Anblick stellte mein gesamter Verein die Sirenen an. Dann war der Dicke vom Fenster weg gleich an der Tür, Peter neben ihm und Weffi dahinter. Ich machte das Fenster auf. Renate, ganz in Pelz vermummelt, winkte: »Hallo! Da seid ihr ja!«
»Ach, um Gottes willen!« sagte die Mama. »Jetzt kommt dieses Zigeunervolk!«
»Renate!« schrie ich zurück. »Paß auf den Schäferhund auf!«
»Warum denn?«
»Meine drei haben gerade heute vormittag einen auseinandergenommen. Sie sind noch so schön in Schwung!«
»Ach was«, sagte sie, inzwischen herangekommen und nun direkt unter dem Fenster stehend, »der ist harmlos! Den haben wir in Pension, von Salzers. Das ist Fi, Abkürzung für >Fröhlicher Idiot<.«
»Wieso?«
»Na, das ist so ‘n netter Hammel, Salzers nennen ihn so.«
Ich sah mir den fröhlichen Idioten an. Er war noch jung, höchstens ein Jahr, ganz rasserein auch nicht. Er hatte so komische Puschelohren. Aber ein Idiot — keineswegs. Gut waren diese Augen, mit denen er zu mir heraufsah, herzensgut, von iener liebevollen schüchternen Einfalt, die ich manchmal auch in Weff-chens Augen las.
»Wollen’s versuchen«, sagte ich, ging zurück und machte die Tür auf. Während das Menschenvolk die üblichen Begrüßungen austauschte, beobachtete ich die Hundelei. Meine drei stürzten sich sofort auf Fi, wobei sie wie auf ein schweigendes Kommando ihre Gefechtsstellungen einnahmen: der Dicke direkt vor seiner Schnauze, Peterle mit Höllengefunkel in den Augen am Hals und Weffi am Schwanz.
Fi sah sich einen Moment um und zog sofort die Quadratwurzel aus der Situation, indem er den Dicken über die Stirn leckte, Peter die Pfote hinreichte und sich, als das den finsteren Ernst des Teams nicht lockerte, schlicht auf den Rücken legte. Zwischen meinen dreien ging ein Blick hin und her: Flasche! Darauf besichtigte man gemeinsam den Bauch der Flasche. Cocki ging dann gelangweilt weg und nahm Kurs auf Willibald, Peter folgte ihm. Willibald, der die ganze Schneemauer entlang die Spuren der drei quittiert hatte, schien zunächst keineswegs gewillt, den kleinen Löwen als Herrn anzuerkennen, sondern zeigte ihm ganz unmißverständlich einen schneeweißen langen Hauer. Als aber an seinem Hinterteil Peter auftauchte, wurde ihm unheimlich. Er ging auf Stelzen noch einmal zur Schneemauer und hob das Bein. Es war eine reine Höflichkeitshandlung. Diese wurde von Cocki und Peter mit gebührendem Ernst gewürdigt und dann ihrerseits gegengezeichnet. Darauf setzte sich das Trio mit dem nunmehr völlig gezähmten Willibald in der Mitte gegen den Werneburgschen Garten hin in Bewegung. Zaunschwierigkeiten bestanden ja nicht mehr, da die obersten Spitzen des Werneburgschen Zauns ungefähr einen halben Meter unter Schneehöhe lagen. So konnte man denn völlig ungehindert dem Gast die Hauptsehenswürdigkeit vorführen, nämlich die Düfte der greisen Elfie. Willibald zeigte sich höflich interessiert, obwohl doch ihm als Großstädter der Duft eines so einzelnen und noch dazu alten weiblichen Wesens keineswegs imponieren konnte.
Weffi derweilen hatte mit Fi Freundschaft geschlossen. Es war eine Liebe auf den ersten Blick zwischen zwei total Harmlosen. Weffi führte das Riesenmöbel zum Mülloch, wo sie gemeinsam die Reste des Freitagfisches ausgruben, als Kostbarkeit vor das Fenster schleppten und sich darauf
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