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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Hunde fest!«
    »Kaufen Sie zum Donnerwetter Ihrer Bestie einen Beißkorb!« sagte ich. »Sie wissen ganz genau, daß er meinen Hund beinahe totgebissen hat. Jetzt kriegt er die Prügel, die er verdient.«
    »Ich komme gleich zu Ihnen heraus!«
    »Dafür wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
    Das schien ihn zu ernüchtern. Ich merkte, wie er mich abschätzte und daraufhin der Partie wohl nicht ganz sicher war. Er wandte sich statt dessen an seine Arbeiter: »Zieht ihn ‘rauf! Was steht ihr da ‘rum?«
    Inzwischen hatte sich Harras bis an den Zaun geschleppt. Zwei Holzknechte griffen herunter, packten ihn am Kragen und hievten ihn hoch. Erst als er oben über den Zaun kippte, ließen meine drei nacheinander los. Peter mußten sie ihm von der Pfote abreißen. Aber sie feuerten ihn mir über den Zaun zurück, ohne ihm etwas zu tun.
    Dann wurde ich von allen dreien maßlos begrüßt. Jeder wollte geklopft sein, sie waren ganz außer sich und fauchten sich vor Erregung gegenseitig an. Ich teilte ein paar stark gebremste Anstandsklapse aus und trieb sie dann vor mir her: »Jetzt aber marsch nach Hause!«
    Am Kampfplatz war noch einmal großer Aufenthalt. Der ganze Schnee war rot. Es wurde geschnüffelt. Peter fraß den blutigen Schnee und verdrehte die Augen.
    »Marsch, ihr Banditen!« sagte ich und schob sie mit dem Stiefel weiter.
    Dann, als wir weiter weg waren, nahm ich sie mir vor und untersuchte sie. Alle drei waren blutig, aber es klebte meist nur an den Haaren und war von Harras. Bloß der Dicke hatte eine frische Schramme an der Schnauze und Peter einen Biß im Nackenfell. Es störte sie alle beide nicht im geringsten.
    »Also weiter!« sagte ich und stand wieder auf. Ich war plötzlich sehr müde. Der Schreck kam nach. Aber wir hatten ja nun Zeit. Ich stapfte auf meinen eigenen Spuren zurück, die drei zuckelten hinter mir drein. Die Luft hatte sich erwärmt, die Harschdecke war getaut, und so fiel es ihnen jetzt schwerer. Besonders Cocki brach dauernd ein. Von Peters kleinem Hügel her kam es plötzlich milchig angekrochen, dann heulender Sturm aus der Schlucht hervor, fauchend, brüllend, in das Gesicht beißend, Flocken wirbelnd.
    »Los, los!« drängte ich. Aber es ging nicht so schnell. Der Dicke war gestrandet. Er schleppte wohl gut drei, vier Kilo Schnee mit sich weg, der in dicken Klunkern in seinen Zotteln baumelte. Ich versuchte die Klumpen abzureißen, er quietschte. Dann versuchte ich sie aufzubrechen, aber sie wurden durch den Druck nur noch härter. Es war eine Sauarbeit. Ich hatte wohl vier, fünf Minuten zu tun, bis ich ihn wieder klar hatte. Inzwischen pfiff und heulte es unentwegt um mich herum. Keine drei Schritt mehr zu sehen.
    Aber noch hatte ich ja die Richtung zum Haus einigermaßen im Gefühl, außerdem war meine Spur noch sichtbar. Ich stampfte weiter. Cocki und Weffi hinter mir her. Peter, dem es zu langsam ging, überholte mich und hüpfte vornweg, ein kleiner schwarzer Punkt, der sich nach wenigen Metern in dem brüllenden Schneesturm verlor. Ich schrie — er tauchte wieder auf, sah mich fragend an: »Warum kommt ihr nicht? Schnell, es wird brenzlig!«
    Aber es ging eben nicht schneller, sondern immer langsamer. Nach fünf Minuten hatte der Dicke schon wieder Reifenschaden. Auch Weffi saß auf dem Hinterteil und riß sich Schneeklümpchen aus dem Fell. Als ich ihn ansah, hob er die Vorderpfote und winselte.
    »Jetzt gib nicht so an, du Flasche!« sagte ich. »Sieh dir den armen Cocki an, der kann überhaupt nicht mehr weiter!«
    Ich brach wieder faustgroße Schneeballen von Cockis Zotteln. Er leckte mir die Hand und hechelte schwer. Dann krochen wir weiter, aber als ich mich jetzt mit schmerzendem Rücken umsah, die erstarrten Finger zwischen den Zähnen wärmend, wußte ich nicht mehr, wo ich hergekommen war. Vor und hinter mir war die Spur verweht. Ich drehte mich um — nichts! Eingesargt in eine brüllende Schnee- und Eishölle.
    Aber das war doch lächerlich! Ich war doch höchstens zweihundert Meter vom Haus entfernt! Wie hatte ich denn gestanden? Ich sah auf meine Füße hinunter. Aber ich war so viel hin und her getrampelt, daß auch daran nichts mehr zu erkennen war. Ich schrie: »Hallo!« aber ich wußte gleich darauf, daß das Unsinn war. Nicht drei Meter weit würde man mich hören.
    Allmählich ging mir auf, daß unsere Lage keineswegs unbedenklich war. Wenn ich jetzt die falsche Richtung einschlug und zum Beispiel parallel zur Straße ging, konnte ich stundenlang so laufen

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