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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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und kam immer weiter ab. Weffi richtete sich an mir hoch und wollte auf den Arm.
    »Sei vernünftig«, sagte ich, »das geht jetzt nicht. Wo ist denn Peter?«
    Da kam er gerade wieder an, erst in nächster Nähe erkennbar: »Ja, wollt ihr denn nicht endlich kommen?«
    Ich stampfte aufs Geratewohl weiter. Die Minuten schienen Ewigkeiten, während sich die Kälte durch meinen Mantel grub. Und dann brach Cocki zusammen. Er legte sich einfach in der Schlucht, die ich in den Schnee getreten hatte, auf den Bauch und gab auf. Seine Augen sahen mich traurig an: »Es ist aus, mein Lieber. Daran kannst auch du nichts mehr ändern! Außerdem ist mir’s egal.«
    Etwas stupste mich an, ich drehte mich um. Peterle. Er richtete sich an mir auf und winselte nun auch. Peterle! Das war die einzige Rettung! Ich kniete mich zu ihm nieder und streichelte sein Köpfchen: »Hör zu, Fliegenbein, du bist doch gelandegängig. Paß mal jetzt gut auf, Peterle, gut aufpassen! Such Oma! Oma hat Schokolade! Such-such-such, Oma — Schokolade!«
    Der Ausdruck seiner Augen veränderte sich, er setzte ab, witterte in den Wind, und dann begann er davonzutraben, im rechten Winkel von der Bahn, die ich eingeschlagen hatte. Hoffentlich war seine Witterung richtig. Alles hing jetzt von seinen Sinnen ab. Ich nahm den Dicken hoch und stampfte hinter Peter her. Auch meinen Fersen folgte der schlotternde Weffi so dicht, daß ich ihn manchmal trat.
    Während ich mich keuchend mit dem kleinen Löwen schleppte, dachte ich: Das kann doch nicht das Ende sein, das ist doch unmöglich! Außerdem wäre es albern, hier vor meiner Haustür, mitten im zivilisierten Land, in einer kleinen Schneebö zu krepieren.
    Ich wurde müde, gar nicht unangenehm. Aber das war ja gerade das Gefährliche. Peter? Er war weg. Auch das noch! Ich schwang den Dicken auf meinen Rücken, hielt die Tatzen mit beiden Händen fest und beugte mich tief herunter, um in den fauchenden weißen Schleiern, die an meinen Knien vorbeischossen, vielleicht noch Peterchens Spuren zu entdecken. Der Schweiß lief mir hinter die Brillengläser, ich sah fast nichts mehr. Ich ließ den Dicken in den Schnee fallen, riß die Brille ab und suchte im Mantel nach dem Taschentuch. Es ging schwer mit den klammen Fingern. Da hatte ich’s, aber im Moment, als ich es hochhob, riß es mir der Sturm weg, und es verschwand in Sekundenschnelle aus dem Bereich meiner kurzsichtigen Augen. Die Brille mit dem Schal wischen! Ich band ihn mir ab — innen war er noch einigermaßen trocken. Endlich hatte ich das Glas sauber und setzte es auf, aber es beschlug sofort wieder. Der Dicke lag bewegungslos vor mir im Schnee und sah mich an. Hinter mir kratzte Weffi. Er hatte Bismarck-Augenbrauen aus Eis und hechelte. Immerfort wollte er auf meinen Arm. Da sah ich durch meine beschlagenen Gläser einen Lichtschein, ein kleines gelbes Pünktchen, das eine kreisende Bewegung vollführte. Jetzt — ein ganz schwacher Laut. Ich schrie aus Leibeskräften. Zwischendurch versuchte ich wieder die Brille zu putzen. Dann riß ich den Dicken hoch, warf ihn mir über die Schulter, bückte mich noch einmal, nahm Weffchen unter den Arm und wankte dem Licht entgegen, immerzu rufend. Die Mama, Frauchen und ich stießen fast mit den Köpfen aufeinander.
    »Wo bleibst du denn, um Gottes willen!« sagte die Mama. »Peter ist gekommen und hat gewinselt!«
    »Ja, er hat uns richtig geholt!« sagte Frauchen. »Ich dachte mir schon, daß du’s schwer haben würdest mit den dreien. Du trägst sie ja — sind sie verletzt?«
    Ich starrte sie an: Verletzt? Ach so — die Beißerei! »Ach, das war ganz harmlos, wenigstens für unsere. Dem Harras haben sie es tüchtig besorgt.«
    »Ja, warum bist du denn dann nicht gekommen?« fragte die Gefährtin.
    Ich genierte mich zu sagen, daß ich die Richtung verloren hatte, überhaupt klang das alles jetzt unwahrscheinlich, und ich schämte mich meiner Angst.
    »Cocki hatte Reifenschaden«, sagte ich. »Wie weit haben wir denn bis zum Haus?«
    »Na, es ist doch gleich hier«, sagte Frauchen und drehte sich um. Aber es war nichts zu sehen.
    »Kommt bloß zurück!« meinte die Mama. »Und das nächstemal nimmst du Leinen mit!«
    »Natürlich«, sagte ich. »Was ist mit dem Kaffee?«
    »Wir haben ihn warm gestellt«, meinte Frauchen. »Komm, gib mir mal den Weffi, ich werde ihn tragen. Ach, das arme Jungchen, ganz vereist!«
    »Und der Dicke erst!« sagte die Mama. »Warum hast du ihm denn nicht die Klumpen

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