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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F Pusch
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er doch noch mit den Schülerinnen »fraternisieren«), Frauen-Soldaten, ein unverständlicher Ausdruck, den M. häufiger benutzt, ist eine Fehlübersetzung von women soldiers. Merke: Women doctors sind nicht Frauenärzte, sondern Ärztinnen .]

Unförmige Leiber verschupfter Weiber oder Es lohnt sich nicht!

    Also, solange einer mit Sprache zu tun hat, wollen wir seine Erzeugnisse auch noch ein bißchen nach sprachlichen Kriterien beurteilen dürfen [...]
    N. Meienberg 12 7

    Es gäbe noch viel zu mäkeln, aber nun soll es allmählich genug sein! Einer der wichtigsten feministischen Grundsätze lautet schließlich: »Frau, spare deine Energien für die wichtigen Aufgaben .« Und so muß ich mich denn auch fragen: Wozu die ganze Gründlichkeit im Fall Meienberg? Ist es nicht müßig, (s)eine chauvinistische Wahrnehmungs- und Denkstruktur so pingelig nachzuweisen? Ist der Fall nicht schon nach dem »Huren«-Kapitel sonnenklar gewesen?
    Meine Rechtfertigung ist zum einen das Honorar (s. o.) — ein eminent feministisches Argument. Zum andern schien es mir sinn- voll, einen so kapitalen Bock bzw. Gockel einmal exemplarisch zu sezieren, ihn beim Wort zu nehmen, seine hohen ethischen und sprachästhetischen Prinzipien auf ihn selbst anzuwenden und deren Hohlheit/Beschränktheit nachzuweisen. Sozusagen als Sensibilisierungstraining für den Umgang mit patriarchalischen Produkten anderer Herkunft, denn sie sind alle mehr oder weniger nach demselben Muster gestrickt. Meienberg ist — wegen seiner Selbstherrlichkeit und -gerechtigkeit — nur ein besonders ärgerlicher bzw. peinlicher Fall, ansonsten aber nicht etwa ungewöhnlich.
    Es folgen nun die Reste des zähen Gockel-Menüs, die letzten Tranchen, die ich doch noch öffentlich als ungenießbar deklarieren möchte, nachdem ich sehr viel Unbekömmliches bereits stillschweigend habe unter den Tisch fallen lassen.

    Eine Bank mit Vetteln, Rücken an Rücken sitzen die jeden Tag auf dieser Bank, verhutzelt und mit langen Zehennägeln, kommen aus dem Quartier zur Bank gehumpelt, geschlichen, auf dürren Beinchen gehinkt, sobald die Sonne scheint, kriechen wieder in ihre Unterschlüpfe, wenn es Nacht wird. [...] Wenn die Ampel auf Rot steht, hört man ihr Keifen und Schnattern, irgendeinen arabischen Dialekt. Wenn der Verkehr bei Grün wieder flüssig wird, sieht man nur noch ihre zahnlosen Mäuler auf- und zuschnappen. Manchmal kratzen sie ihre unförmigen Leiber, manchmal bekämpfen sie einander, streiten um den besten Platz, fahren einander an die Gurgel. [...] Ein Teil der verschupften Weiber schaut auf den Verkehr, der andere Teil auf den Bretterverschlag [...] vor ihrer Nase [...] (Frkr. 16)

    Es ist nicht die Schuld der »Vetteln«, »verschupften Weiber«, daß Meienberg kein Arabisch kann und ihre Sprache ihm wie »Schnattern« klingt. Es ist wohl auch kaum ihre Schuld, daß M. von ihren Gesprächen bei tosendem Verkehr nichts mehr hören kann. M. führt diese alten Frauen, die in äußerster Armut leben, als eine Art Tiere vor — nur kann er sich nicht recht für die Gattung entscheiden, deshalb erscheinen sie mal wie Gänse, mal wie eine Horde Affen; sie »schnattern«, »kriechen in ihre Unterschlüpfe«, ihre »Mäuler« (beim Menschen wird dieser Körperteil gewöhnlich Mund genannt) »schnappen auf und zu«. Unter »unförmige Leiber« stelle ich mir Riesenleiber vor; andererseits sollen aber die Frauen »verhutzelt« (= zusammengeschrumpelt) sein und haben dürre Beinchen. Die ganze Beschreibung ist extrem inkonsistent und hat offenbar nur den Zweck, einen diffusen allgemeinen Ekel wiederzugeben und zu erzeugen, sozusagen ein angenehmes Gruseln: »Wie gut, daß wir (Männer) nicht sind wie diese da .« — Aufschlußreich auch die Formulierung »eine Bank mit Vetteln«. Wo M. kein männliches Zentrum findet, dem die alten Frauen (pardon: die Vetteln) zuzuordnen wären, nimmt er halt ein hölzernes. — Noch ein paar Vetteln gefällig?

    [Im Bauchtanz] haben es Baasinos Frauen zu Spitzenleistungen gebracht. [Die Musiker] befeuern das wogende Gewackel mit ihren Rhythmen. Auch die ungestalten Frauen dürfen. Man sieht sogar die sechzigjährige Fatima, meine geschätzte Putzfrau, ihren Hintern von den zwei Barstühlen herunterwuchten, welche dieser als Unterlage braucht, und ebendiesen Hintern in den harten Rhythmus versetzen. Auch eine kleine Dicke mit großer Leibesfülle und Krampfadern ist dabei, der Tanz verklärt ihre Häßlichkeit. (Frkr. 22 f.)

    Nichts,

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