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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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Jahres die Zeitungsausschnitte, die mir empörte Frauen zu der Leidensgeschichte der niedersächsischen Beamtinnen Evelyn Klibert (Wilhelmshaven) und Elke Guillaume (Verden/Aller) schicken. Beide Frauen hatten die offizielle Bezeichnung Amtmännin abgelehnt: »Das Wortungetüm Amtmännin ist eine Verunglimpfung von Frauen; es führt zu Heiterkeitsausbrüchen oder Mitleidsäußerungen.«
    Der Kampf der Wilhelmshavenerin hat fast zwei Jahre gedauert, und die Verdenerin verzichtete sogar auf ihre Beförderung und damit auf 300 DM monatlich, um nicht als Amtmännin verunziert zu werden.
    Inzwischen scheint der Fall zu ihren Gunsten entschieden — jedenfalls lese ich im letzten Zeitungsausschnitt ( Husumer Nachrichten vom 29. September 1986): »Beamtinnen in Schleswig-Holstein, für die bisher die Bezeichnung Amtmann galt, dürfen sich künftig Amtfrau nennen. Das hat Finanzminister Roger As-mussen [...] festgelegt. Damit hat die Landesregierung nach As-mussens Worten zügig auf ein Verwaltungsgerichtsverfahren einer niedersächsischen Beamtin reagiert, das die Einführung der Bezeichnung Amtfrau brachte. >Wir wollen mit diesem Erlaß einen Beitrag zur Gleichberechtigung der Frauen in unserem Land leistem, erklärte der Minister.«
    Unsere Männer, besonders die in den Amtsstuben, sind offenbar geistig überfordert — es gelingt ihnen ja höchstens in Wahlkampfzeiten noch, »zügig« oder auch nur angemessen zu reagieren. Bis zu diesem kritischen Zeitpunkt nämlich argumentierten sie noch folgendermaßen: »[...] daß es sich um eine Beamtin handelt [...] muß nicht dadurch [verdeutlicht] werden, daß die Bezeichnung Frau in der Amtsbezeichnung wörtlich vorkommt. Das Anhängen der Endung in ist hierfür — wie im allgemeinen Sprachgebrauch (z.B. Ratsherrin) — durchaus ausreichend. In solchen und ähnlichen Zusammensetzungen ist der Wortbestandteil mann nicht geschlechtsbezogen anzusehen [...] weise ich Ihren Antrag als unbegründet zurück.« (Der Oberstadtdirektor von Wilhelmshaven an Evelyn Klibert, 21. Febr. 1985)
    Es wird Zeit, daß wir unsererseits mal einen Beitrag zur Gleichberechtigung der Weiblinge (nach veraltetem Sprachgebrauch: Männer) in unserem Land leisten und so die Amtweiblinge, Rats-weiblinge, Staatsweiblinge und sonstigen Weiblinge von ihrer erschöpfenden Spracharbeit entlasten.
    Auch dem schlichtesten Weiblingsgemüt sollte dies doch vertraut klingen und folglich unmittelbar einleuchten: »Daß es sich um einen Mann handelt, muß nicht dadurch deutlich werden, daß die Bezeichnung Mann in der Amtsbezeichnung wörtlich vorkommt. Das Anhängen der Endung ling ist hierfür — wie im allgemeinen Sprachgebrauch (z.B. Schwächling, Wüstling, Lüst-ling) — durchaus ausreichend. In solchen und ähnlichen Zusammensetzungen ist der Wortbestandteil weib nicht geschlechtsbezogen anzusehen.«

    1986

Über das Fraulenzen

    Warum ist uns immer so melanchomisch zumute? Es liegt nicht nur am allgemeinen Baldsterben auf unserem Klobus. Wir fraulenzen zu wenig!
    Es ist doch so, liebe Frauen: Tagsüber erdulden wir die mannta-sielose Bürotik und das No-how des Chefs und nachts die peno-männale Skierotik des alten Fregatten. Kurz, von Morgasmus bis Mitternackt die Mannzüglichkeiten des Pornograviehs. Wir ertragen seine Penorrhoe & Schämorrhoiden, sein kondominantes Verhalten, überhaupt diese ganze Spermakrobatik. Uns wird nicht nur geschlecht — uns schwängert Böses! Wir werden immer phallergischer.
    Tragen wir aber Ihm zuliebe mal diese Brechreizwäsche, trinkt das Mannko sein Masturbierchen und kommt im Schafanzug auf die Duftmatratze ( er hat jeden Tag Gefurztag!). Furchtpaar!
    Wir bügeln seine Hemden und bringen seine Mannzüge zur Peinigung. Wir räumen den Adamsabfall fort und bekochen das Mannstrum mit Pfanntasie, bis wir auf dem Kreatiefpunkt sind. Wir knabbern an der Pizza dolorosa und verschwenden unsere Zeit auf diesen miederträchtigen Schönheits-Pharmen, um uns so manngenehm wie möglich zu gestalten, doch was tut der Grölefant? Er holtert und poltert. Was ist unsere Polternative? Im Marginalchor die »Erschöpfung« von Haydn!
    Erteilen wir dem Hahnrei aus der Tube eine gynergische Abfurie! Fangen wir endlich an zu fraulenzen, statt unser büromanti-sches Dicksal zu beklagen. Soll sich der Matscho seine Macke-reien, Mackeroni und sein Hommelett alleine braten! Kein einziges Gnadenbrötchen werden wir ihm mehr schmieren. Schluß mit dem Schnorrgasmus und Spermasochismus! Soll er sich im

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