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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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kein nervöses Zucken. Zorn war die Ruhe in Person.
    „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Zorn verschränkte jetzt wieder die Hände auf seinem Schreibtisch und klemmte beide Daumen dazwischen nach unten, was so viel bedeutete wie: Ich habe nichts damit zu tun, was immer es auch sein möge. Dann drehte er seine rechte Schulter fast unmerklich zu Braun und blickte mit seinen grauen Augen auf Elena Kafka. Seine Körperhaltung war eindeutig: Braun wurde ausgegrenzt.
    Elena Kafka ließ sich Zeit mit ihrer Antwort, kramte umständlich in ihrer großen Tasche herum, die wie ein nietenbesetzter Pferdesattel aussah, zog schließlich eine Kopie der Anzeige aus dem Modemagazin hervor und legte sie vor Zorn auf den Schreibtisch. Es war das Mode-Foto mit dem Model auf dem Kreuz und der schwarzen SM-Maske.
    „Der Flammenkiller hat dieses Motiv nachgestellt“, sagte sie und fixierte Zorn.
    „Woher haben Sie dieses Foto?“, rief Zorn und zum ersten Mal wurde seine Stimme ein wenig lauter. „Diese Kampagne ist noch nicht erschienen!“
    „Das wissen wir.“ Jetzt war Braun am Zug und er nahm sich vor, Zorn nicht mit Samthandschuhen anzufassen.
    „Das ist ein Foto vom Tatort des zweiten Mordes!“ Er knallte das Foto auf den Schreibtisch, ließ Zorn dabei nicht aus den Augen. „Kommt Ihnen die Inszenierung nicht bekannt vor?“
    „Sie wollen doch nicht etwa andeuten, dass Red Zorn etwas mit diesen Morden zu tun hat?“ Xenia schüttelte ungläubig den Kopf und ihre klaren Züge froren zu Eiskristallen.
    „Hat Red Zorn etwas damit zu tun?“
    „Das ist doch völlig absurd!“ Xenia verschränkte ihre Arme fest vor ihrer Brust. Die typische Abwehrhaltung. „Wie kommen Sie bloß auf so eine abwegige Idee.“
    „Aber die Ähnlichkeit zwischen Ihrer Anzeigenkampagne und dem Mord ist doch auch für Sie klar ersichtlich“, schoss Elena Kafka sofort den Ball zurück.
    „Vielleicht gibt es da mögliche Übereinstimmungen, das mag schon sein. Aber für mich ist das Zufall. Wie gesagt, es existiert eine gewisse Ähnlichkeit, stimmt schon“, lenkte Xenia diplomatisch ein.
    „Haben Sie viele Feinde in der Branche, Herr Zorn?“, wandte sich Braun jetzt direkt an Zorn. „Erhalten Sie Drohbriefe oder Ähnliches? Will Ihnen jemand schaden?“
    „Ich erhalte keine Drohbriefe.“ Zorn rieb sich das Ohrläppchen und Braun musste innerlich grinsen. Zorn sagte die Unwahrheit.
    „Natürlich haben wir Feinde“, ergriff Xenia wieder das Wort. „Wir sind ein immens erfolgreiches Modeunternehmen, die Marke Red Zorn kennt die ganze Welt. Da gibt es viele Neider.“
    „Wäre jemand fähig, dafür zu morden?“ Elena Kafka holte eine weitere kopierte Anzeige aus ihrer Tasche. Darauf war ein männliches Model zu sehen, das von Flammen eingehüllt und an den Mast eines Segelbootes gekettet war.
    „Auch das ist ein Sujet unserer neuen Kampagne“, sagte Zorn leise. „Vielleicht ist wirklich alles bloß Zufall.“
    „Soso, Zufall sagen Sie. Alles nur reiner Zufall!“ Jetzt war wieder Braun am Zug. „Und das hier? Ist das auch wieder nur ein Zufall?“ Das Foto des brennenden Tim Kreuzer segelte über den Schreibtisch, blieb direkt vor Zorn liegen, der es fassungslos anstarrte.
    „Beides Motive aus Ihrer im Herbst erscheinenden ,Burning Souls Collection‘.“
    „Das ist nicht möglich!“ Edgar Zorn strich sich nervös durch die Haare und sein ungesund fahler Teint wurde noch eine Nuance grauer. „Die Kollektion kommt doch erst im Herbst auf den Markt. Es muss ein Zufall sein.“
    „Wer außer Ihnen weiß noch über diese Anzeigen Bescheid?“ Elena Kafka beugte sich vor und drehte die beiden Kopien in Zorns Richtung.
    „Eine Menge Leute“, assistierte Xenia. „Fotografen, Redakteure, Models, Stylisten und noch dutzende andere Personen. Bis hin zu den Praktikanten, die den Kaffee bringen und für das Catering sorgen.“
    „Also kann es jeder gewesen sein“, unterbrach sie Braun und trommelte genervt mit den Fingerspitzen auf die Schreibtischplatte. Die Scheinwerfer, die über das Fabrikgelände wanderten, tauchten jetzt das Büro in ein grelles Licht, wurden durch die winzigen Quadrate in den hohen Fenstern zerteilt und warfen schachbrettartige Schatten über den Schreibtisch und die Gesichter von Edgar Zorn und Xenia Hansen.
    „Wer entwirft die Motive für Sie?“, fragte Elena Kafka.
    „Das sind freie Mitarbeiter“, antwortete Xenia wie aus der Pistole geschossen. „Unabhängige Designer und Künstler, aus deren Entwürfe wir

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