Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
Vom Netzwerk:
„Gibt es aber leider nur im Märchen.“

47. Das große Fressen

    Das Etablissement „Les Fleurs du Mal“ im Zentrum von Brüssel hatte weder Hauben noch Michelin-Sterne und war trotzdem ein beliebter Treffpunkt für viele EU-Abgeordnete. Das Essen war zwar mittelmäßig, dafür bot der Weinkeller erlesene Tropfen aus der ganzen Welt zu astronomischen Preisen. Doch der wahre Grund für die große Beliebtheit unter den Abgeordneten waren die lebenden Buffets in den Hinterzimmern.
    Auf langen Tischen lagen nackte Mädchen, die über und über mit Speisen und Früchten dekoriert waren, an denen man sich bedienen konnte. Andere Mädchen hatten Brotkörbe um den Hals geschnallt und krochen nackt auf allen Vieren über die Speisetafeln. Besonders originelle Abgeordnete ließen ein nacktes Mädchen vor sich auf der Tischplatte Platz nehmen und wärmten ihre Rotweinflaschen zwischen deren Beinen.
    In einem dieser diskreten Hinterzimmer gab Hendrik Glanz gerade eine seiner Anekdoten zum Besten. Wie immer ging es dabei um die Modedesigner, die es einfach nicht schafften, ihre Subventionsansuchen rechtzeitig oder ohne formale Fehler einzureichen, weshalb jährlich hunderte Millionen Euro einfach ungenützt auf den Konten liegen blieben. Sein Kollege hörte allerdings nur mit einem Ohr zu, er war zu sehr damit beschäftigt, einem der auf dem Tisch liegenden Mädchen Champagner in den Bauchnabel zu gießen, um diesen dann geräuschvoll auszuschlürfen.
    Obwohl Glanz die belgische Gänseleberpastete nicht sonderlich mochte, hatte er sich eine große Portion davon auftischen lassen, einfach weil sie das Teuerste war, was die Speisekarte an diesem Abend zu bieten hatte. Immer wieder schob er einen gehäuften Löffel zwischen die Schenkel eines gelangweilt dreinblickenden Mädchens und leckte die Pastete mit seinen feuchten Lippen von ihrer Haut ab. Dazu trank er einen kalifornischen Rotwein, dessen Namen er bereits wieder vergessen hatte, er hatte sich nur gemerkt, dass die Flasche neunhundert Euro kostete.
    Glanz war in bester Stimmung und er hatte auch allen Grund zum Feiern. Am Nachmittag waren sämtliche Subventionsansuchen, die das Engagement des österreichischen Modeunternehmens Red Zorn betrafen, anstandslos von dem zuständigen Ausschuss durchgewinkt worden. Glanz sah sich bereits am Ziel seiner Wünsche. Er stellte sich vor, in Marbella an seinem Swimmingpool zu liegen und von mindestens drei nackten jungen Mädchen aufgegeilt zu werden. Diese Vorstellung erregte ihn so stark, dass er aufstand und mit seinen feuchten Lippen die Brüste des Mädchens abknutschte. Während er überlegte, ob er das Mädchen noch vor oder nach der Hauptspeise, einem künstlich verschimmelten Angusrind, vögeln sollte, läutete sein Handy.
    „Was gibt’s?“, fragte er mit vollem Mund und vermied es, einen Namen zu nennen, denn sein Kollege saß noch immer mit einem Mädchen am Tisch. Deshalb zerrte er widerwillig die Serviette aus seinem zu engen Kragen, leckte mit seinen wulstigen Lippen noch einmal über die Titten des Mädchens, stand auf und ging nach draußen.
    „Weshalb rufst du an, Edgar?“, schnauzte er den wie immer zögerlich klingenden Edgar Zorn wütend an. „Du sollst mich doch nie unter dieser Nummer anrufen. Ich sitze mit Kollegen bei einem wichtigen geschäftlichen Abendessen. Fasse dich also kurz!“
    „Gerade eben war die Polizei bei mir in der Firma“, hörte er Zorn jammern und schlagartig wurde Glanz unerträglich heiß und er begann zu schwitzen.
    „Polizei? Was wollte sie?“, fragte er lauernd.
    „Es geht um diesen Flammenkiller. Du hast doch sicher davon gehört .“
    „Nein, natürlich nicht“, schnaubte Glanz. „Was hast du damit zu tun? Bist du etwa dieser Flammenkiller?“ Er lachte freudlos, denn Zorns Anruf hatte ihm jegliche Lust auf eine abendliche Orgie verdorben.
    „Spar dir deine dummen Bemerkungen.“ Stockend berichtete Zorn über den Besuch der Polizei in seinem Büro.
    „Die Polizeipräsidentin persönlich und ein leitender Chefinspektor waren bei dir? Was hat das bloß zu bedeuten?“ Nervös leckte Glanz über seine dicken Lippen.
    „Dieser Chefinspektor hat Red Zorn mit den Morden in Verbindung gebracht“, jammerte Zorn.
    „Eine Ermittlung gegen Red Zorn können wir im Augenblick überhaupt nicht gebrauchen. Es darf nicht den entferntesten Zweifel an unserer Seriosität geben. Wie heißt dieser übereifrige Chefinspektor?“, fragte er.
    „Braun. Sein Name ist Tony

Weitere Kostenlose Bücher