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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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dann die besten auswählen.“
    „Was ist mit Sprayern und Graffitikünstlern?“ Braun lehnte sich zurück und ließ Zorn keine Sekunde aus den Augen.
    „Manchmal auch Sprayer“, antwortete Zorn leise und gequält. „Aber nicht sehr häufig.“
    „Die ,Burning Souls Collection‘ stammt aber von einem Sprayer“, ließ Braun nicht locker.
    „Wie kommen Sie darauf?“ Xenia lächelte unverbindlich, doch ihre Augen blickten wachsam umher.
    „Wir haben Zeichnungen bei einem Sprayer gefunden, die exakt Ihre Motive sind.“ Braun aktivierte sein iPad und zeigte Zorn eine der Zeichnungen, die sie bei Jonas Blau gefunden hatten.
    „Kenne ich nicht. Nie gesehen.“ Hastig lehnte sich Zorn zurück, schlug ein Bein über das andere und massierte seinen Nasenrücken. Er log wie gedruckt. Es war ein Schuss ins Blaue gewesen, deshalb hakte Braun auch nicht weiter nach.
    „Kennen Sie die Modeschule ,Herzblut‘?“, wechselte Braun plötzlich das Thema.
    „Ja, natürlich. Wir finanzieren die Schule. Was soll mit ihr sein?“ Zorn tippte sich reflexartig auf die Nase, zog seine Hand jedoch schnell weg, als er Xenias warnenden Blick bemerkte. „Warum fragen Sie, geht es um den tragischen Tod von Dimitri?“
    „Nein, uns interessiert, warum es in Ihrer Schule außer dem toten Tim Kreuzer keine Studenten gibt.“
    „Die Modeschule ist ein Spleen von meinem Vater. Ich habe keine Ahnung, was dort vor sich geht.“ Zorn drehte den Kopf hin und her, so als hätte er plötzlich einen verspannten Nacken.
    „Können wir Ihren Vater sprechen?“, fragte Braun.
    „Nein, das ist völlig unmöglich“, flüsterte Zorn und sah betreten auf seine Hände. „Mein Vater ...“ Seine Stimme war nur noch ein Wispern, bis sie schließlich erstarb.
    „Zoltan Zorn hatte die letzten Jahre mehrere Schlaganfälle und ist leider ein Pflegefall“, assistierte Xenia. „Er kann auch nicht mehr sprechen.“
    „Haben Sie schon einmal von einer Chloe Darbo gehört?“, wechselte Braun das Thema. „Ein junges, verwahrlostes Mädchen mit roten Haaren und einem großen, grauen Hund, das in Gmunden in einem verfallenen Forsthaus lebt.“
    Wieder schüttelte Zorn den Kopf, doch sein Gesicht wurde aschfahl. „Der Name sagt mir überhaupt nichts. Ich kenne auch niemanden, auf den diese Beschreibung passt“, flüsterte er mit kratziger Stimme.
    „Wie kommt es dann, dass Ihre Stiftung monatlich Geld an dieses Mädchen überweist?“, fragte Braun aggressiv.
    „Ich … ich habe keine Ahnung, welche Vereinbarung mein Vater mit der Stiftung damals getroffen hat.“ Zorn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und reckte das Kinn in die Höhe, wollte damit Macht demonstrieren. Damit machte er aber bei Braun keinen Eindruck.
    „Wovon haben Sie überhaupt eine Ahnung, das ist doch eine komplette Scheiße, die Sie mir hier auftischen, Herr Zorn!“, schrie Braun und schlug mit der Faust so fest auf den Schreibtisch, dass die affigen Playmobil-Männchen umfielen, als hätte man sie erschossen.
    „Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben“, sagte Elena Kafka, stand schnell auf, packte Fotos und Kopien zusammen und lächelte Zorn freundlich an. „Sie haben uns sehr geholfen.“ Unauffällig signalisierte sie Braun, dass er sich zurückhalten sollte.
    „War … war das schon alles?“ Ungläubig blickte Zorn zu Elena Kafka hoch, stand dann ebenfalls auf und streckte ihr seine unbehaarte weiße Hand entgegen.
    „Was haben Sie denn erwartet?“ Elena Kafka schloss geräuschvoll ihre Tasche. Damit war alles gesagt und Braun und Elena Kafka wurden von der schweigsamen Assistentin nach draußen geführt.
    „Ehe ich es vergesse“, sagte Braun und drehte sich noch einmal zu Zorn um, der noch immer hinter seinem Schreibtisch stand. „War es Ihre Fabrik in Moldawien, wo die junge Pianistin ihre beiden Finger verloren hat?“
    „Nein!“, erwiderte Zorn spontan, biss sich aber Sekunden später auf die Lippen. „Das heißt, doch, ja ...“, begann er zu stottern.
    „Die Fabrik ist Teil unseres Sozialprojekts für Moldawien“, war Xenia schnell mit einer PR-Plattitüde zur Stelle und leierte hastig einen auswendig gelernten Text herunter: „Wir unterstützen diese Fabrik, aber sie gehört uns nicht.“
    „Wieso fragen Sie nach dieser Klavierspielerin?“ Zorn rang noch immer mühsam um seine Fassung. „Polina hat doch nichts mit diesen Morden zu tun. Sie ist absolut unschuldig und rein.“
    „Unschuldig und rein. Das hört sich gut an“, sagte Braun.

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