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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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Rollkragenpullover und weite schwarze Hosen trug, reckte sich zu Tim Kreuzer hoch und drückte ihm gerade einen Kuss auf den Mund. Eine seiner schwarz behandschuhten Hände schien Tims Wange zu streicheln, mit der anderen fuhr er Tim durch die aufstehenden glänzenden Haare. Am auffälligsten aber war seine Taille, die schmal wie die eines Magermodels war und den Körper des Mannes grotesk in zwei Teile abschnürte. Alleine deswegen war jeder Zweifel ausgeschlossen: Der kleine Mann auf dem Foto war Dimitri di Romanow.
    „Nun?“ Braun hielt Dimitri das Display unter die Nase. „Nun?“, wiederholte er, ging wieder zu seinem Stuhl zurück, ließ sich hineinfallen, dass es nur so krachte. „Beginnen wir also nochmals von vorne.“
    „Ja, ich kannte Tim näher!“ Dimitris Stimme bekam plötzlich einen volleren Klang, wurde selbstbewusster.
    Jetzt war es an Braun, irritiert zu sein, normalerweise brachen Verdächtige zusammen, wenn man sie einer Lüge überführte. Doch bei Dimitri war es anders.
    „Das kann jemand wie Sie nicht verstehen, aber Tim und ich waren Geistesverwandte.“ Er legte alle verfügbare Verachtung in seine Stimme und der Blick, mit dem er Braun von oben bis unten musterte, signalisierte, dass er am liebsten vor Braun auf den Boden gekotzt hätte.
    „Geistesverwandte! Dass ich nicht lache!“ Braun schüttelte seinen Kopf. „Hatten Sie ein Verhältnis mit Tim Kreuzer? War er ihr Freund?“
    „Was erlauben Sie sich!“, schrie Dimitri aufgebracht und warf gleichzeitig einen hilfesuchenden Blick zu Gruber, der sich zurückhielt und eine neutrale Miene aufsetzte. „Sie müssen sofort alles in den Schmutz ziehen! Wie sich das aus Ihrem Mund anhört: Verhältnis! Das hätten Sie wohl gerne mit Ihrer kleinen, schmutzigen Fantasie, dass wir es den ganzen Tag getrieben hätten! Was verstehen Sie als dummer Polizist schon von Liebe!“
    „Ahhh!“ Braun war so schnell auf den Beinen gewesen, hatte Dimitri an seinem Zopf blitzartig nach hinten gerissen, dass dieser mehr vor Überraschung als vor Schmerz aufschrie.
    Die ganze Aktion hatte sich innerhalb weniger Sekunden abgespielt und selbst Gruber hatte nicht alles mitbekommen. Doch schon hatte Braun den Zopf losgelassen, umfasste jetzt Dimitris Hände, die noch immer auf den Armlehnen lagen, drückte sie fest auf das Holz und beugte sich ganz nahe zu ihm heran:
    „Hier geht es um Mord, du Schöngeist! Dein Geliebter ist ermordet worden und das scheint dir nicht im Geringsten etwas auszumachen. Da frage ich mich: Hat unser Schöngeist etwas damit zu tun?“ Braun richtete sich wieder auf und nahm seine Hände von Dimitris Händen weg. Dimitri überprüfte hektisch den Sitz seines Zopfes, schien völlig auf Braun und Gruber vergessen zu haben, war nur mit seinem Äußeren beschäftigt. Angewidert von dieser wehleidigen Art ging Braun zu dem Schießscharten-Fenster, von dem aus man den Holzsteg zum Ufer sehen konnte. Am liebsten hätte er Dimitri die Fresse poliert, dann wäre das Geständnis schon auf dem Tisch. Unbewusst hatte Dimitri einen wunden Punkt getroffen, als er Braun als Proleten abqualifizierte, als jemanden, der sich mühsam seine Position in der Hierarchie der Gesellschaft erkämpft hatte, aber selbstverständlich niemals das Niveau von gebildeten Menschen wie Dimitri erreichen würde.
    Interessanter Gedanke, das musste er einmal mit seiner Psychotherapeutin erörtern, doch jetzt galt es, den Kreativdirektor von Herzblut festzunageln.
    „Sie haben ein Motiv und kein Alibi“, resümierte er. „Ich sage Ihnen jetzt, wie es sich zugetragen hat: Tim Kreuzer hat Ihnen mitgeteilt, dass er ohne Sie auf Urlaub fahren wird oder vielleicht sogar mit jemand anderem. Er hat Sie einfach abserviert und Sie sind wütend geworden. Sie haben ihn bewusstlos geschlagen und in den Yachtclub geschleppt.“ Braun drehte sich zu Gruber. „Der Yachtclub ist doch ganz in der Nähe?“
    „Stimmt! Es ist das übernächste Grundstück.“ Grubers Miene blieb ausdruckslos, obwohl Dimitri energisch den Kopf schüttelte. „Man konnte also Tim Kreuzer gefahrlos und ohne gesehen zu werden am Ufer des Sees entlang zum Yachtclub transportieren.“
    „Hat es sich so zugetragen?“, war Braun wieder an der Reihe und drehte sich überrascht um, als er ein müdes Klatschen hinter sich hörte.
    „Bravo! Bravo! So viel Fantasie hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut, Chefinspektor!“, grinste Dimitri höhnisch. „Ihre Geschichte hat nur einen entscheidenden Haken: Sie

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