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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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können mir überhaupt nichts beweisen!“
    Das stimmte natürlich und Braun wusste das auch. Aber Dimitri di Romanow war ihre erste heiße Spur und die mussten sie weiterverfolgen, Indizien und Beweise sammeln, bis sie Dimitri damit festnageln konnten … wenn er der Mörder war.
    Braun kratzte sich seinen Dreitagebart, wie immer, wenn er versuchte, eine vage Idee zu konkretisieren oder einen Gedanken so einfach wie möglich zu formulieren. Diesmal war ihm Paul Adrian von der Gerichtsmedizin in den Sinn gekommen. Er wählte dessen Nummer und wartete.
    Nach den üblichen Einleitungsfloskeln kam Braun sofort auf den Grund seines Anrufs zu sprechen.
    „Hast du etwas gefunden, was uns weiterhilft? Eine dieser berühmten Sternschnuppen, die uns auf die richtige Fährte bringen!“
    „Braun, du wirst noch ein richtiger Dichter, seit du immer in der Nacht mit deiner Freundin telefonierst“, antwortete Adrian, der aber genau wusste, worauf Braun hinauswollte. Schließlich hatten sie bereits bei einigen spektakulären Fällen zusammengearbeitet.
    „Ja, es gibt diese berühmte Sternschnuppe! Bei mir im Keller der Gerichtsmedizin hat sie sich in ein winziges Hautpartikel verwandelt, das wir unter den Fingernägeln der verkohlten Leiche gefunden haben. Es ist ganz, ganz wenig, aber wir geben unser Bestes, um daraus eine brauchbare DNA zu zaubern. Du musst aber Geduld haben.“
    „Geduld? Dieses Wort kenne ich nicht!“
    „Ich habe mir schon so etwas gedacht.“ Braun hörte, wie Adrian die Position wechselte, denn die Hintergrundmusik wurde plötzlich schlagartig laut und Adrian war nur noch mit Mühe zu verstehen. „Anthea wird das Hautpartikel für dich analysieren. Morgen wissen wir mehr!“
    „Dann bis morgen!“, knurrte Braun.
    „Deine Freundlichkeit ist wirklich ansteckend, Braun.“ Adrian trennte die Verbindung und Braun drehte sich wieder zu Dimitri di Romanow, der erwartungsvoll auf seinem Lederstuhl saß.
    „Ich brauche ein Haar von Ihnen!“ Braun schnippte mit den Fingern, doch Dimitri machte keine Anstalten, auf Brauns Wunsch einzugehen.
    „Das Haar brauchen wir für eine Analyse, um Sie als Täter auszuschließen“, assistierte Gruber, der wieder sein weiches Timbre in seiner Stimme aktiviert hatte.
    „SIE dürfen sich selbstverständlich bedienen!“ Dimitri streifte Braun mit einem verächtlichen Blick und stöckelte zu Gruber, drehte sich elegant um, und der schwarze Zopf zischte wie eine Peitsche durch die Luft. „Wollen Sie einmal meine Taille fühlen?“ Er versuchte mit beiden Händen seine Taille zu umfassen, was ihm aber nicht ganz gelang. Gruber ignorierte seine Aufforderung, riss ihm ein langes schwarzes Haar aus dem Zopf, das er dann in einen Plastikbeutel gab.
    Braun war nicht ganz bei der Sache. Bei einem Blick durch das Schießscharten-Fenster hatte er wieder die Gestalt in der grünen Regenjacke entdeckt, die sich draußen auf der Straße an seinem Range Rover zu schaffen machte. Sie hatte sich niedergekniet und strich andächtig mit den Fingern über das Graffiti auf seiner Wagentür. Dann schob sie sich an der Tür hoch, wischte mit dem Ärmel die Scheibe der rückwärtigen Tür trocken, starrte in das Wageninnere, zuckte zurück und hob einen dicken Ast vom Boden auf. Sie klemmte den Ast zwischen Tür und Rahmen, versuchte so den Dichtungsgummi zu lösen, um mit den Fingern an den Verriegelungsknopf zu gelangen. Ein alter Trick, den jeder Profidieb draufhatte, wenn er einen Wagen aus den Achtzigerjahren knacken wollte.
    „Das gibt es doch nicht!“, rief Braun überrascht. „Bin gleich wieder zurück!“ Schnell hastete er die schmalen Treppen nach unten, vorbei an den leeren Ateliers, watete durch den überschwemmten Innenhof, rannte über die Holzbrücke, sah jetzt, dass die Frau noch ein Mädchen war, das noch immer versuchte, im strömenden Regen seinen Wagen auf der Straße zu knacken.
    „Polizei! Was machen Sie da? Bleiben Sie stehen, ich will mit Ihnen reden!“, schrie er durch den Park. Das Mädchen schnellte herum, starrte in seine Richtung. Es war vielleicht achtzehn Jahre, mit langen, strähnigen roten Haaren und einem von Sommersprossen übersäten bleichen Gesicht. Als das Mädchen Braun auf dem Trampelpfad durch den Park auf sich zukommen sah, steckte es zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus.
    „Was machen Sie bei meinem Wagen?“, rief Braun und ging mit weit ausholenden Schritten zügig weiter. Der Trampelpfad war links und rechts von

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