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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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grässlichen Skulpturen gesäumt, die vom ständigen Regen schon mit einer schwarzgrünen Moderschicht überzogen waren und langsam in ihre Bestandteile zerfielen. Jetzt trennten ihn nur noch einige wenige Meter von dem Mädchen, das ihn seltsam ruhig betrachtete, dann in die Tasche ihrer Regenjacke langte und ein abgewetztes Handy hervorzog. Sie hielt das Handy direkt auf Braun und er hatte den Eindruck, als würde sie ihn fotografieren oder filmen.
    „Hören Sie mit dieser Scheiße auf!“ Braun war wütend, das Mädchen schien ihn zu verarschen und das mochte er überhaupt nicht.
    Wieder steckte das Mädchen zwei Finger in den Mund und pfiff durchdringend zweimal hintereinander. Braun hatte das ungute Gefühl, als würde sich nach diesen Pfiffen plötzlich eine geheimnisvolle Stille über den Park senken. Das Prasseln des Regens und das Rascheln der Blätter im Wind waren in seiner Wahrnehmung verstummt. Die Skulpturen mit ihren deformierten Köpfen grinsten ihn höhnisch an, warteten nur darauf, dass etwas passierte.
    Aus den Augenwinkeln sah Braun, wie eine große graue Skulptur plötzlich ein Eigenleben bekam, wie ein Schatten aus den Büschen sprang und mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zuraste. Braun hatte nicht den Hauch einer Chance, seine Glock aus dem Halfter zu ziehen, denn innerhalb von Sekunden war der Schatten auch schon über ihm und riss ihn zu Boden. Als Braun auf dem regendurchweichten Boden des Trampelpfads aufschlug, befand er sich plötzlich Aug in Aug mit einem riesigen eisgrauen Wolf. Dessen schmutzig weißes, zerronnenes, totes Auge wirkte noch gefährlicher als das gesunde, intensiv grüne Auge, mit dem ihn der Wolf böse fixierte, dann seine Lefzen zurückzog und fleckige, scharf gebogene Fänge entblößte, um Brauns Gesicht zu zerfleischen.

13. Ein Gerichtsmediziner hat ein Date

    „Du wirst doch verstehen, dass ich nicht über meine Arbeit sprechen kann“, versuchte sich Paul Adrian elegant aus der Sackgasse zu manövrieren, in der er jetzt gelandet war. Seine Finger rasten über die Tastatur seines Computers, als er Miriams Fragen beantwortete.
    „ Pornography von The Cure ist meine Lieblingsplatte“, hatte Miriam geschrieben. „Das ist der ausweglose Selbstmörder-Sound.“
    Mit diesem Satz hatte alles begonnen. Tatsächlich hatte Paul Adrian genau zu dieser Zeit einen Selbstmörder auf seinem Seziertisch liegen gehabt. Die Polizei war sich nicht sicher gewesen, ob vielleicht nicht doch jemand nachgeholfen hatte, denn der Strick, an dem er gehangen hatte, war zu sauber geknotet gewesen. Und er hörte damals Pornography , weil es einfach dazu passte, düster, aber nicht hoffnungslos.
    Miriam war die erste Online-Bekanntschaft auf der Single-Plattform, von der er sich verstanden fühlte. Miriam hatte ein Interesse an Adrians Arbeit, denn sie war ein Gothic-Fan. Alle seine Bekanntschaften hatten sich gegruselt, wenn er ihnen von seinem Beruf erzählte. Einmal war eine Frau, mit der es tatsächlich nach einer ernsten Beziehung ausgesehen hatte, schreiend aus seinem Bett gesprungen, als er ihr gestand, dass er Leichen natürlich anfassen müsse. Deshalb war er auch noch immer Single.
    Doch Paul Adrian war einer der international renommiertesten Gerichtsmediziner und seine Urteile waren in der Fachwelt geschätzt. Deshalb hatte auch Elena Kafka ihren ganzen Einfluss geltend gemacht, um Paul Adrian für den Mordfall Tim Kreuzer zu bekommen. Jetzt lag also Kreuzer, oder das, was noch von ihm übrig war, auf Paul Adrians Seziertisch, doch dieser hatte im Augenblick ganz andere Probleme.
    „Wieso erzählst du mir nicht, was du gerade machst? Hast du eine Leiche vor dir liegen?“
    „Ja, einen schwierigen Fall, der höchste Priorität hat“, tippte Adrian ausweichend in die Tastatur.
    „Wow! Das klingt ja unglaublich interessant! Sprichst du auch mit den Toten – LOL!“
    „Das ist eine kluge Frage“, ratterten die Buchstaben über den Bildschirm. „Ja, die Toten erzählen mir immer ihre Geschichte. Die ist aber in den meisten Fällen sehr, sehr traurig L.“
    „Mit welcher Leiche redest du im Augenblick?“, schrieb Miriam und setzte einen Smiley an den Schluss.
    „Ach, ein Mann ist in Gmunden auf einem Segelboot verbrannt worden“, antwortete er ohne nachzudenken.
    „Ein Unfall?“
    „Nein. Man hat ihn an den Mast des Bootes gekettet und dann angezündet!“
    „Schräg! Wirklich sehr, sehr schräg! Schluck! Was erzählt er dir denn so?“
    „Wer?“
    „Na der

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