Alle muessen sterben
den Besprechungstisch, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er tippte auf die Zeichnung mit dem verkehrt am Kreuz hängenden Mann mit dem schwarzen Kopf.
„Schon wieder ein Motiv, das einem Mord verblüffend ähnelt. Was geht hier eigentlich vor? Woher stammen diese verfluchten Zeichnungen? Wer bringt jemanden nach diesen Motiven um und warum?“
„Stopp, Braun. Das sind zu viele Fragen auf einmal.“ Elena Kafka stellte sich vor die Zeichnungen, als Brauns Handy klingelte. Es war Freimann von der Spurensicherung.
„Wird dich interessieren, Braun. Wir haben ein Graffiti auf einer Hausmauer gefunden, das den Mord an Jonas Blau ziemlich ähnlich darstellt. Ich schicke dir ein Foto.“
Die Inszenierung der Opfer auf dem Segelboot und an dem Kreuz unter dem Autobahnzubringer sowie das Graffiti auf seiner Autotür waren zu ähnlich, um das alles als bloßen Zufall abzutun. Am Morgen war bereits die Anzeige wegen Vandalismus eines Hauben-Restaurants eingelangt . Das Graffiti war die exakte Darstellung der Todesszene von Jonas Blau. Bis zu dem Restaurant waren Gartenzäune, Tore und sogar Autos mit einer orangen Linie beschmiert, die an manchen Stellen ein anderes Graffiti überdeckten. Zwei Männer von Freimanns Spurensicherungsteam legten das übersprühte Graffiti frei, es war ein verschlungenes „F“, das aus einem flammenden „M“ entstieg. Ein Tag also, die Signatur eines Sprayers. Chiara speiste auch dieses Tag in ihren Computer ein und ließ es auf der Suche nach Entsprechungen durch den Cyberspace kreisen.
„Ihr könnt mich für verrückt halten, aber ich finde, es gibt bei allen diesen Bildern, Zeichnungen, Tatortfotos und dem Tag , das die Spurensicherung gerade gefunden hat, ein Motiv, das über allem steht. Es ist das Feuer“, sagte Braun.
„Braun, ich bin bloß ein einfacher Bulle“, Bruno Berger grinste skeptisch und kratzte sich im Nacken. „Für mich ist das ein durchgeknallter Typ, der als Kind ins Bett gepisst, dafür Prügel gekriegt hat und jetzt einfach Leute anzünden muss. Kennt man doch!“
„Mag schon sein, Berger, aber da hängt noch etwas anderes darüber“, merkte Dominik Gruber an, der inzwischen auch wieder aufgetaucht war und ausnahmsweise einen ausgeschlafenen Eindruck machte. „Für mich haben die Motive mit Design zu tun! Dimitri di Romanow war ziemlich nervös am Telefon. Er hatte etwas zu verbergen, da bin ich sicher.“
„Dieses Telefonverhör hat übrigens noch ein Nachspiel, Inspektor Gruber!“, fauchte Elena Kafka. „Sie führen Vernehmungen übers Telefon durch? Was denken Sie sich eigentlich dabei?“
„Ich konnte unmöglich weg. Ein privater Krankheitsfall“, stammelte Gruber und blickte nervös zu Braun.
„Lassen Sie es gut sein, Elena“, versuchte Braun sie zu beruhigen. „Wichtiger ist jetzt, dass wir wieder in die Gänge kommen! Was wolltest du sagen, Gruber?“
„Ich habe über diese Motive nachgedacht. Sie erinnern mich an Designs. Tim Kreuzer war doch in der Modeschule ,Herzblut‘. Chiara, wissen wir jetzt schon, wer hinter dieser Stiftung steckt?“
„Das ist schwieriger, als ich dachte, Dominik,“ antwortete Chiara, deren Wangen wie immer vor Aufregung glühten, wenn Gruber mit ihr redete. „Da gibt es unglaubliche Firmenverschachtelungen von Zypern bis zu den Cayman Islands. Aber ich bleibe natürlich dran.“
„Man müsste mit einem Kreativen über die Motive sprechen, vielleicht sind sie von einer Vorlage übernommen worden. Deshalb auch das Leitmotiv ,Feuer‘. Diese Zeichnungen, die wir bei Jonas Blau gefunden haben, das sind wahre Kunstwerke. Schwer zu glauben, dass einem Sprayer so etwas gelingt“, sagte Braun zu Gruber und dieser nickte zustimmend.
„Es sind so auffällige Motive, da erinnert man sich einfach daran.“
Trotz der positiven Energie, die sich langsam wieder in dem Team breitmachte, war Braun unzufrieden. Die Ermittlungen begannen sich im Kreis zu drehen, das spürte er. Es herrschte zwar die totale Hektik in seinem Team, doch sie hatten einfach zu viele Fakten, die den Blick auf das Wesentliche verstellten.
Als Berger nach einem Telefonat mit einer säuerlichen Miene auf Braun zusteuerte, wusste er, dass ihn die nächste Hiobsbotschaft erwartete.
„Das waren die Kollegen aus Gmunden. Dimitri di Romanow ist tot. Hat sich anscheinend gestern das Leben genommen.“ Er wollte Braun sein Smartphone entgegenhalten, doch Gruber trat dazwischen und nahm es ihm aus der Hand.
„Verdammt! Das muss ein
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