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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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schlimmer Tod gewesen sein“, flüsterte er nach einem Blick auf das Display.
    Auf dem Foto schien Dimitri elegant über dem Boden zu schweben. Erst wenn man das Bild vergrößerte, sah man die dünnen Eisenstäbe, die sich in sein Gesicht, seinen Hals und seinen Körper gebohrt hatten. Große dunkle Blutflecke hatten sich auf dem Brett, in dem die Eisenstäbe steckten, ausgebreitet. Dimitri war sicher nicht sofort tot gewesen, sondern langsam und qualvoll verblutet.
    „Ich bin schuld! Ich habe ihn mit meinen Fragen in die Enge getrieben. Bin nicht nach Gmunden gefahren, um ihn festzunehmen! Oh mein Gott und jetzt ist er tot!“, murmelte Gruber mit gepresster Stimme und konnte nur mühsam die Tränen zurückhalten.
    „Hör auf zu flennen, Gruber!“, rief Braun verärgert. „Das macht ihn auch nicht mehr lebendig!“
    „Dimitri di Romanow kommt für den Mord an Jonas Blau also nicht in Frage.“ Wütend knallte Elena Kafka ihren Gummiball an die Wand.
    Braun drehte gereizt seinen Kaffeebecher, presste seine Handflächen gegen das billige Porzellan, so fest, dass der Kaffeebecher plötzlich zersprang und heißer Kaffee über Brauns Hände spritzte.
    „Scheiße!“, brüllte er und schüttelte seine Hände aus. „Das ist alles eine gottverdammte Scheiße!“ Er versetzte einem Bürostuhl noch einen wütenden Tritt und stampfte mit großen Schritten durch den Zuschauerraum hinaus ins Foyer. Dort knallte er mit einem Stiefel die Glastür auf und stellte sich unter das undichte Vordach, durch das der Regen tröpfelte. Mit beiden Händen strich er sich die schwarzen Haare zurück, atmete tief ein.
    Ein unorthodoxer Blick auf diesen Fall war nötig. Jemand, der nichts mit diesem Fall zu tun hatte, musste einen Blick darauf werfen und ein Urteil abgeben. Dieser jemand hatte zwar nichts mit dem Fall zu tun, aber Brauns Bauchgefühl sagte ihm, dass er ihm einen entscheidenden Hinweis in eine bestimmte Richtung liefern würde. Die Idee, das Amateurbild des Segelbootes mit dem an den Mast gefesselten brennenden Tim Kreuzer und das Tatortfoto des verbrannten Jonas Blau in das Gefängnis zu mailen, war ihm plötzlich gekommen, als er mit seinem Team die Tatortfotos, Graffitis oder Pieces, wie es im Sprayerjargon hieß, und Tags sichtete und glaubte, eine durchgängige Linie darin zu entdecken.
    Ohne Elena Kafka in seinen Plan einzuweihen, verschickte er eine Mail mit Tatortfotos von seinem Handy, wohl wissend, dass sofort eine Rückmeldung an sie ergehen würde. Doch das war ihm im Augenblick egal, er wusste, dass sie diesen Alleingang stillschweigend tolerieren würde. Ohne jemanden aus seinem Team zu informieren, fuhr er los. Die Strecke kannte er blind, er hatte schon öfters in Sichtweite der Gefängnismauer geparkt und war dann wieder ergebnislos zurück nach Linz gefahren. Diesmal allerdings würde er seine Ängste und Zweifel bezwingen und sich für einen Besuch anmelden. Diesmal würde er ihm gegenübersitzen und er hatte keine Ahnung, wie dieses Wiedersehen nach so langer Zeit ausfallen würde. Diesmal ging er im Regen auf das große Tor des Hochsicherheitsgefängnisses in Garsten bei Steyr zu und blickte in die Kamera.
    Es war ihm verdammt schwer gefallen, hierher zu kommen. Braun wusste, dass man ihn bereits kannte, dass er sich schon des Öfteren zum Affen gemacht hatte, wenn er mit seinem auffälligen Range Rover auf der Straße vor der Gefängnismauer geparkt und an der Mauer nach oben gestarrt hatte. Nie hatte er den Mut gehabt, den immer und immer wieder aufgeschobenen Besuch endlich zu machen, um dem Insassen die berühmte Frage zu stellen: „Warum?“
    Jetzt saß Braun in dem neutralen grünen Vernehmungsraum, in dem es nach Schweiß, dünnem Kaffee und gammeligen Putzlappen roch und das Licht durch Glasziegel von oben nur grau und deprimierend gefiltert in den Raum drang. Nervös klopfte er auf die Resopaltischplatte und blickte immer wieder auf die Uhr an der Wand, deren Zeiger sich mit provokanter Lässigkeit unendlich langsam weiterbewegten. Endlich, als er sich schon bei dem in einer Zeitschrift blätternden Wachbeamten aufregen wollte, erschien ein älterer Polizist, dessen teigiges Gesicht von der Schwerkraft nach unten gezogen wurde und ihm das Aussehen einer Bulldogge verlieh.
    „Er hat leider wieder einen Anfall gehabt“, sagte der Beamte anstelle einer Begrüßung und setzte anscheinend voraus, dass Braun die Krankengeschichte kannte.
    „Anfall? Heißt das, ich bin umsonst hierher

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