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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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er überhaupt nicht gedacht hatte.
    Sein Handy klingelte und eine atemlose Chiara versorgte ihn mit Informationen, die seine Überlegungen in eine ganz andere Richtung führten. Chiara hatte ihm außerdem drei Fotos auf sein Handy geschickt und eine detaillierte Wegbeschreibung. Konzentriert betrachtete er die Fotos und erinnerte sich zurück. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass er sich irrte. Dann startete er schnell den Range Rover und fuhr im strömenden Regen die Gefängnismauer entlang zu seinem nächsten Treffen.

42. Die schwarze Hölle

    Als der benzingetränkte Lappen im Mund des Opfers explodierte, war es beinahe ein erotischer Akt. So jedenfalls empfand es Edgar Zorn, der in seinem Arbeitszimmer saß und das Video bereits zum dritten Mal anschaute. Immer wieder fuhr er zu der Anfangssequenz zurück, zu dem Mund in Großaufnahme, aus dem der zusammengedrehte Putzlappen ragte. Es war eine Großaufnahme und die Kamera tastete sich weiter von dem Mund hin zu den Augen, die in Panik und namenlosem Entsetzen umherirrten. Gierig saugte er an seiner Zigarette, während er das Video wieder zum Anfang zurückscrollte.
    „Was machst du da, Edgar?“, hörte er plötzlich eine Stimme vor der Tür und vor lauter Schreck hätte er beinahe sein Smartphone mit dem Video fallen gelassen.
    „Nichts, Xenia. Ich checke nur meine Mails, die ich während meiner Abwesenheit bekommen habe“, sagte er hastig und steckte das Smartphone in die Tasche. Schnell sprang er auf und lief zum Fenster, riss es weit auf und warf die Zigarette in eine Wasserpfütze. Dann fächelte er mit beiden Händen frische Luft in sein Arbeitszimmer.
    „Was machen wir mit Polina, wenn der Imagefilm läuft? Ich glaube nicht, dass sie ein ideales Model für Red Zorn ist.“ Xenia Hansen kam herein und ging langsam auf ihn zu. Sie war gerade vom Joggen gekommen und sah in ihren engen Shorts und dem knappen Top hinreißend aus. Am meisten aber erregte Zorn dieser Geruch nach Schweiß und Kraft, den sie verströmte und der ihr eine beeindruckende Dominanz verlieh. Jetzt hätte er sie zu gerne auf dem Teppich in seinem Arbeitszimmer genommen, aber der Gedanke, dass sein Vater nebenan im Salon in seinem Rollstuhl saß, ließ seine Erregung verpuffen wie eine Seifenblase.
    „Du hast geraucht“, sagte Xenia und sog die Luft ein. „Ich rieche es ganz deutlich.“
    „Kein Wort zu Vater, ich bitte dich!“, kam es wie von selbst aus dem Mund von Zorn und wütend über sich selbst schlug er mit den Fäusten auf die Platte seines Schreibtischs. „Ich rauche wann ich will!“, presste er hervor.
    Xenia betrachtete ihn mitleidig wie ein armes Kind. „Du hast wirklich noch immer Angst vor deinem Vater! Was bist du doch für ein Feigling!“
    „Was verstehst du schon von meinem Vater!“, schrie Zorn und ging mit erhobenen Fäusten auf Xenia zu. „Ich dulde nicht, dass du dich in meine Familienangelegenheiten einmischst. Aber damit du es genau weißt: Am liebsten würde ich dir jetzt eine Ohrfeige verpassen!“
    „Versuchs doch!“, schoss Xenia zurück. „Vielleicht bekommst du dann endlich einen hoch, wenn du zuschlägst! Vielleicht hast du wenigstens dann Mumm in den Knochen!“
    Mit einem lauten Schrei stürzte Zorn auf sie zu, versuchte, ihr mit seiner Faust ins Gesicht zu schlagen, doch Xenia parierte den Schlag mit Leichtigkeit und stieß ihn angewidert weg.
    „Du kotzt mich an!“ Mehr sagte sie nicht, sie setzte sofort wieder ihr professionelles PR-Gesicht auf und Zorn war froh, dass sich die Situation langsam wieder entspannte.
    „Es war nicht so gemeint“, stammelte er, strich sich nervös die grauen Haare aus der Stirn zurück und wünschte sich, Xenia mit einem Faustschlag auf den Boden zu befördern und sie unter Schlägen zu vögeln. Doch stattdessen strich er ihr nur sanft über die Wange und die Aura von Gewalt und Leidenschaft verpuffte wie ein Feuerball und ließ nur noch den schalen Geruch von Zigaretten zurück.
    „Ich weiß!“ Xenia seufzte und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Zorn fiel auf, dass ihre Haare noch immer nass waren, sie musste mehrere Kilometer durch den Regen gelaufen sein.
    „Wie geht es jetzt mit Polina weiter?“, ließ sich Xenia nicht vom Thema abbringen und Zorn biss sich vor Nervosität einen Fingernagel ab.
    „Polina wird unser soziales Gesicht“, sagte er leise. „Wir tun alles, um ihr eine Karriere als Pianistin zu ermöglichen. Sie bekommt die besten Prothesen, die es auf der Welt gibt. Sie

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