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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Augen und aus dem Sinn sein würde. Sie hatten ein paar Jahre mit den Weihnachtskarten kurze Briefchen ausgetauscht, dann hatte sich auch das verloren. Seit Charlies Examen hatten sie sich nur einmal bei der Feier zum zehnjährigen Jubiläum getroffen. Es war eine etwas unbehagliche Begegnung gewesen, weil beide nicht wirklich wussten, wie sie die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart überbrücken sollten.
    Und jetzt musste sie den Mut fassen, sie anzurufen. Vor sechs Monaten, als Charlie in ihrem Beruf noch einen guten Namen hatte, wenn auch mit einem gewissen Anflug trauriger Berühmtheit behaftet, wäre das noch nicht so eine Nervenbelastung gewesen. Aber jetzt? Charlie starrte das Telefon an und seufzte. Es half nichts, so zu tun, als wüsste Corinna nichts von ihrer Blamage. Die Colleges in Oxford waren Gerüchteküchen, in den Common Rooms der Lehrkörper schwirrten Mutmaßungen umher, die auf fadenscheinige Halbwahrheiten und Gerüchte zurückgingen. Aber in dieser Sache hatten sie nur die ordentlich auf dem Tisch aufgetürmten Tageszeitungen durchzublättern brauchen, um ausreichend Stoff für weitschweifige Expeditionen in das moralische Labyrinth von Dr. Charlie Flints beruflichen Aktivitäten zu finden.
    »Ach, Mist«, murmelte Charlie und griff nach dem Hörer. Zu dieser Tageszeit dürfte Corinna noch im College sein. Mit etwas Glück war sie nicht gerade dabei, ein Seminar zu halten, sondern zu lesen. Oder sie lag auf der großen grünen Chaiselongue und dachte nach. Der Portier antwortete beim dritten Klingeln. So etwas wie eine richtige Telefonistin gab es nicht; im einundzwanzigsten Jahrhundert lief im College alles noch so, als wäre man gerade mal über das neunzehnte hinaus.
    »St. Scholastika College. Wie darf ich Ihnen helfen?« Das leicht gerollte r klang nach einem Dialekt, als sei der Sprecher aus einem Historiendrama der BBC entsprungen.
    »Ich möchte Dr. Newsam sprechen«, sagte Charlie barscher, als sie beabsichtigt hatte.
    »Darf ich fragen, wer spricht?«
    »Dr. Charlotte Flint.«
    »Dr. Flint? Das ist aber nett, von Ihnen zu hören. Einen Augenblick, ich sehe nach, ob Dr. Newsam da ist.«
    Verdammtes Oxford. Lässt einen nie los.
Charlie wartete, dumpfe Stille im Ohr. An ihrer Alma Mater gab es nicht etwas so Geschmackloses wie Musik vom Band für die Warteschleife. Charlie hatte schon fast aufgegeben, als sie ein scharfes Klicken, gefolgt von der vertrauten schleppenden Aussprache hörte: »Charlie? Bist du das wirklich?«
    »Corinna«, sagte sie, fast aus der Fassung gebracht von der Herzlichkeit, die sie plötzlich fühlte. »Aber du bist nicht wirklich überrascht, oder?«
    »Das hängt von dem Grund deines Anrufs ab.«
    Das Duell hatte begonnen. Charlie wurde schon bei dem Gedanken daran müde. Sie lebte heute in einer ganz anderen Welt, was ihr auch lieber war. »Ich rufe an, weil du mir ein Päckchen mit Zeitungsausschnitten geschickt hast«, sagte sie. »Sie betreffen den Prozess gegen die beiden Personen, die Magdas Mann bei ihrer Hochzeit ermordet haben sollen.«
    »Wie käme ich dazu?« Corinna klang, als gehe es hier um nichts Wichtigeres als eine Frage im Seminar oder ein Detail in einem Referat.
    »Ich glaube, es war eine Herausforderung, Corinna. Du wolltest sehen, ob ich in Anbetracht dessen, was du mir zugesandt hast, in der Lage wäre auszuknobeln, wer es geschickt hat. Und warum? Du hast es getan, weil du Philosophin bist. Du hast dich so daran gewöhnt, allen Tests und Herausforderungen aufzuerlegen, dass du vergessen hast, wie man eine direkte Frage stellt.«
    »Und was könnte möglicherweise meine Motivation für eine solche Herausforderung sein?« Charlie hatte jetzt den Eindruck, dass Corinnas Stimme angespannt klang, aber sie hätte es nicht beschwören können.
    »Ich bin nicht sicher«, sagte sie. »Aber ich habe ein Foto ausfindig gemacht, das mich nachdenklich stimmte. Ich glaube, wenn ich Mutter wäre, und meine Tochter würde sich mit Jay Macallan Stewart herumtreiben, dann würde ich nach den Hilfstruppen rufen. Na ja, ich weiß, dass ich nicht unbedingt nach Hilfstruppen aussehe, aber kurzfristig fiel dir wahrscheinlich nichts Besseres ein.«
    Corinnas Lachen klang nicht heiter. »Dachte ich doch, dass ich mich noch auf mein Gedächtnis verlassen kann. Du hattest schon immer eine Gabe für Recherche und Problemlösungen. Es ist schön zu sehen, dass sie mit den Jahren noch besser geworden ist. Gut gemacht, Charlie.«
    »Worum geht es hier,

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