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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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habe sie gesehen, als ich die Kleider aus Mums Büro holte. Ich stand am Fenster und blickte auf die Hochzeitsparty hinunter. All die Leute, die ich kenne und liebe und die sich vergnügten. Und ich dachte darüber nach, wie mein Leben sich ändern würde.« Sie stieß ein bitteres Lachen aus. »Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie es sich wirklich verändern würde.« Sie wandte sich von Catherines Blick ab und betrachtete das spanische Ferienposter. »Da habe ich sie gesehen.«
    »Ach, okay.« Catherine lächelte unsicher. »Das klärt die Sache dann, nehme ich an.«
    Magda trank ihren Kaffee aus und schwieg. Sie begriff, dass man die Glaubwürdigkeit einer Lüge gerade durch das Ausfeilen untergrub. »Guter Kaffee«, sagte sie. »Danke, dass du dich so gut um mich gekümmert hast während des Prozesses. Ich weiß das zu schätzen, Wheelie.«
    Catherine zuckte mit den Achseln. »Was sollte ich denn sonst machen? Du bist ja meine Schwester.«
    »Ich bin auch die Tochter meiner Mutter, aber sie ist nicht gekommen.«
    »Die Sache mit Jay ist schwierig für sie, Magda. Nicht nur dass sie Philip verloren hat … na ja, es ist ein doppelter Schlag für sie.«
    »Danke, Catherine.« Magdas Tonfall war scharf. »Ich wusste nicht, dass mein Glück in die gleiche Kategorie fällt wie die Ermordung des Schwiegersohns.«
    Getroffen stand Catherine ihrerseits auf. »Du musst es aus ihrer Perspektive sehen. Philip war ein traumhafter Schwiegersohn. Er stirbt auf schreckliche, gewaltsame Weise an dem Tag, an dem all ihre Träume für dich in Erfüllung gehen. Und dann verwandelst du dich anscheinend ohne Vorwarnung in eine Lesbe. Das ist für eine gute Katholikin wie Mummy ziemlich schwer zu ertragen. Du musst ihr Zeit geben. Du musst mit ihr sprechen. Musst ihr klarmachen, dass du ihren Standpunkt verstehst, auch wenn du nicht damit übereinstimmen kannst.«
    Magda spürte, wie ihr das Gefühlschaos in ihrem Inneren die Kehle zuschnürte. »Und was ist mit meiner Sichtweise? Wann wird sie jemals darauf Rücksicht nehmen? Was meinst du, wie ich mich fühle?«
    »Beschissen, nehme ich an«, sagte Catherine leise.
    Bevor Magda noch etwas entgegnen konnte, ging die Tür auf, und der vertraute Glatzkopf des Gerichtsdieners erschien im Spalt. »Die Geschworenen kommen zurück«, sagte er.
    »Schon?«, fragte Catherine. Sie wandte sich an Magda. »Ich hab dir ja gesagt, es ist ein klarer Fall.«
    »Wenn es nur die richtige Art von klarem Fall ist.« Magda ging hinter Catherine und dem Gerichtsdiener aus der Tür und betete, dass das, was sie und Jay getan hatten, nicht umsonst gewesen war.

7
    V or langer Zeit einmal war Charlie ziemlich in Dr. Corinna Newsam verliebt gewesen. Es gab mehrere sehr gute Gründe für eine Vernarrtheit, die fast das ganze erste Jahr am St. Scholastika College angehalten hatte. Corinna, Philosophiedozentin am College, war die klügste Frau, die sie je kennengelernt hatte. Sie war auch die am wenigsten bornierte Akademikerin, die faszinierendste Gesprächspartnerin und die forderndste Lehrkraft, die Charlie kannte. Sie war von Corinnas kanadischem Akzent entzückt, bewunderte ihren Verstand, und ihr mokantes Lächeln zog sie an. Der Gatte, vier Kinder und der unerbittliche Katholizismus waren bloß Einzelheiten, die für Charlies träumerische Phantasien kaum eine Rolle spielten. Nie war ihr aufgefallen, dass Corinna sie, genau wie ihre Familie, vollkommen im Griff hatte.
    Diese Faszination überlebte Charlies erste wirkliche Liebesbeziehung nicht. Fleisch und Blut sind immer stärker als Träume. Außerdem hatte Charlie inzwischen entdeckt, dass Oxford voller kluger, reizvoller Frauen war, die weniger komplexe Probleme als Corinna Newsam mit sich brachten. Nicht dass sie aufgehört hätte, Corinna zu bewundern. Sie hörte nur auf, sich diese Momente vorzustellen, bei denen aus der leisen Berührung zweier Hände plötzlich etwas anderes aufflammte. Wahrscheinlich war das gut so, denn inzwischen war sie gelegentlich Babysitter für die Kinder der Newsams. Fiebernde unerwiderte Begierde vertrug sich nicht gut mit der Aufgabe, Hände und Köpfe von vier selbständigen, intelligenten Kindern zu beschäftigen.
    Natürlich bekam Charlie auch irgendwann heraus, dass Corinna ein Kontrollfreak war und sie selbst nur ein weiteres Rädchen im Getriebe, mit Hilfe dessen das Familienleben der Newsams rundlief. Als sie Oxford verließ, wusste Charlie, dass sie trotz gegenteiliger Beteuerungen für Corinna aus den

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