Alle Rache Will Ewigkeit
Corinna? Außer dass ich deine selbsterfüllende Prophezeiung bin?« Charlie scherte sich nicht darum, dass sie ungeduldig klang.
»Ich brauche deine Hilfe.«
Charlie seufzte. »Es ist siebzehn Jahre her, seit ich Examen gemacht habe, Corinna. Du weißt nichts über mich.«
»Ich weiß genug, Charlie. Ich bin ziemlich sicher, dass du im Augenblick den brennenden Wunsch hast, dich zu rehabilitieren.«
Charlie schloss die Augen und rieb sich die Stirn. »Das ist ein wenig anmaßend, findest du nicht?«
Einen Moment herrschte Stille, dann sagte Corinna knapp und klar: »Wir kennen dich hier, Charlie. Und unter den älteren Mitgliedern des Lehrkörpers herrscht das deutliche Gefühl, dass man dich zum Sündenbock gemacht hat. Dass du jedoch ehrenhaft und geradlinig gehandelt hast. Es mag nicht angenehm gewesen sein, aber es war richtig, für Bill Hoptons Unschuld einzutreten, als er tatsächlich unschuldig war. Es ist nicht deine Schuld, dass er danach zum Serienmörder wurde.«
»Manche wären da wohl anderer Meinung«, sagte Charlie mit matter Stimme. »Manche würden behaupten, dass seine schlechten Erfahrungen in den Mühlen der Strafverfolgungsbehörden ihm den Rest gaben.«
»Als Philosophin muss ich diese Behauptung als unhaltbar zurückweisen«, entgegnete Corinna knapp. »Nun, wir können natürlich nichts für dich tun, was dir beruflich weiterhilft. Obwohl ich sicher bin, wo es Einfluss gibt, wird er geltend gemacht werden. Aber eines kann ich tun: dir eine Chance bieten, dich nützlich zu machen. Deine Fertigkeiten zum Guten einzusetzen, wenn du magst.«
Charlie wusste nicht, warum, aber sie hätte am liebsten den Kopf auf den Schreibtisch gelegt und geheult. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst, Corinna. Und ich bin ziemlich sicher, dass ich es gar nicht wissen will.«
»Charlie, wir können uns gegenseitig helfen. Aber per Telefon geht das nicht. Komm her und sprich mit mir. Komm auf ein Wochenende nach Oxford. Bring deine Partnerin mit, wenn du möchtest. Ich bin sicher, sie wird sich hier in der Stadt amüsieren. Ihr braucht nicht herzukommen und bei uns zu übernachten, wenn du das nach so langer Zeit peinlich findest. Wir werden ein Zimmer für euch beide im College finden.«
»Ich glaube, lieber nicht, Corinna.«
»Ich bitte dich ja nur, mich anzuhören, Charlie. Unverbindlich. Wenn du es nicht für mich tun willst, dann tu es für Magda. Du und Magda, ihr wart doch immer Freundinnen. Charlie, ich verstehe, warum du tust, was du tust. Es ist, weil du den Wunsch hast, die Verletzlichen zu schützen. Und meine Tochter ist jetzt verletzlicher denn je, Charlie. Kann dein Gewissen es sich wirklich leisten, sich noch mehr Lasten aufzubürden?«
»Das ist ein unzulänglicher Versuch, mich moralisch zu erpressen, Corinna.«
»Du sagtest ja selbst, wenn du eine Tochter hättest, die sich mit Jay Macallan Stewart herumtriebe, würdest du um Hilfe bitten. Ich tue nichts anderes.«
»Das ist mir klar. Aber ich bin nicht die Person, die hier helfen kann. Ich weiß nicht, wie ich Magda und Jay Stewart auseinanderbringen könnte, selbst wenn ich es für das Richtige hielte.«
»Ich bitte dich nicht, einen Keil zwischen meine Tochter und Jay Macallan Stewart zu treiben«, protestierte Corinna und klang zum ersten Mal aufgebracht. »Eine so plumpe Aktion entspräche nicht meinem Stil. Ich kenne meine Magda gut genug; wenn die Wahrheit ans Licht käme, was für ein Mensch Jay Stewart ist, wäre die Sache für sie vollständig erledigt. Ich bitte dich nur, dein Talent anzuwenden, um die Wahrheit aufzudecken. Im Grunde geht es hier um ein Fehlurteil. Ich dachte, so etwas würde dich immer noch interessieren, Charlie.«
Am Telefon dauert es nicht lange, bis die Stille einen beunruhigt. Nach ein paar Sekunden des Schweigens entgegnete Charlie: »Ich begreife nicht.«
»Paul Barker und Joanna Sanderson haben meinen Schwiegersohn nicht umgebracht, Charlie. Die Geschworenen beraten sich heute, die Beweise sprechen gegen die beiden. Sie werden ins Gefängnis kommen. Und das ist nicht in Ordnung.«
»Hast du nicht ein bisschen lange gewartet, dass du erst jetzt versuchst, mich da hineinzuziehen? Wenn es wirklich darum ginge, ein Fehlurteil zu vermeiden, dann hättest du mich doch wohl schon vor Wochen anrufen sollen.«
Corinnas genervter Seufzer war Charlie nur allzu vertraut. »Diese Sache ist nicht gerade leicht für mich. Ich dachte, das Verfahren würde eingestellt werden. Ich hatte
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