Alle Robotergeschichten
einem Instrument herumklimpert.
Er bemerkte nicht, daß sich an einem entfernten Teil des Geräts der Lochstreifen ein Stückchen weiter hinausschob – geräuschlos und unauffällig.
Noch bemerkte der Techniker bei seiner Rückkehr, daß jemand an dem Gerät manipuliert hatte. Er war etwas beunruhigt, weil er sah, daß es die ganze Zeit eingeschaltet gewesen war, doch dachte er nicht daran, es zu überprüfen. Nach ein paar Minuten hatte sich seine leichte Unruhe vollständig gelegt, und er fuhr fort, dem Computer Daten einzugeben.
Was Mortimer betrifft, so sollte er weder jetzt noch jemals später erfahren, was er getan hatte.
Das neue LNE-Modell war für das Schürfen von Bor im Asteroidengürtel entworfen worden. Die Bor-Hydride wuchsen jährlich an Wert; man brauchte sie als Zündstoff für die Micro-Protonensäulen, die die Hauptlast der Energieerzeugung in den Raumschiffen zu tragen hatten, und die kärglichen Borvorkommen auf der Erde waren fast erschöpft.
Das bedeutete, daß die Körper der Roboter mit Augen ausgestattet werden mußten, die in der spektroskopischen Analyse sensitiv auf die für Borerze charakteristischen Linien reagierten, und mit Gliedmaßen, die das geschürfte Erz zu einem Endprodukt verarbeiten konnten. Doch die geistige Ausstattung bildete wie immer das Hauptproblem.
Das erste LNE-Positronengehirn war gerade fertiggestellt worden. Es war ein Prototyp und würde der Sammlung sämtlicher Prototypen, die die U.S. Robots unterhielt, einverleibt. Doch erst mußte er eine Testreihe durchlaufen, dann würden nach seinem Muster zahlreiche Roboter gefertigt, die man an die Bergwerksgesellschaften auslieh (niemals verkaufte).
Der LNE-Prototyp war jetzt fertiggestellt. Groß, aufrecht und glänzend sah er von außen genauso aus wie die meisten der nicht zu spezialisierten Robotmodelle.
Der Techniker, der mit der Durchführung der Tests beauftragt war, hielt sich an die vom »Handbuch der Robotik« empfohlene Reihenfolge und fragte als erstes: »Wie geht es dir?«
Die korrekte Antwort hätte gelautet: »Es geht mir gut, und ich bin bereit, meine Funktionen auszuüben. Ich hoffe, daß es auch Ihnen gut geht.« Von diesem Muster waren nur geringfügige Abweichungen erlaubt.
Dieser erste Wortwechsel diente keinem besonderen Zweck; er sollte nur zeigen, daß der Robot hören, eine Routinefrage verstehen und eine Routineantwort geben konnte, die in dem Geist und der inneren Einstellung, die man von einem Robot erwartete, formuliert war. Davon ausgehend würde sich die Schwierigkeit der Testanordnungen steigern, mit denen kontrolliert werden sollte, ob der Robot die Drei Gesetze und deren Zusammenspiel mit seinem eigenen spezialisierten Wissen beherrschte.
So sagte der Techniker also: »Wie geht es dir?« Als die Stimme des LNE-Prototypen zum ersten Mal ertönte, horchte er sofort auf. Sie klang anders als alle anderen Stimmen von Robotern, die er je zuvor gehört hatte (und er hatte viele gehört). Sie formte Silben in einem tiefen, schwingenden Ton, der an ein himmlisches Glockenspiel denken ließ.
All das war dermaßen verblüffend, daß der Techniker erst im nachhinein begriff, was diese betörend schöne Stimme eben gesagt hatte.
Sie hatte gesagt: »Da, da, da, gugu.«
Der Robot stand immer noch hoch und aufrecht da, aber seine rechte Hand bewegte sich verstohlen nach oben, und dann steckte er einen Finger in den Mund.
Der Techniker glotzte in äußerstem Entsetzen, dann ergriff er die Flucht. Er verriegelte die Tür hinter sich und gab von einem anderen Raum aus einen Notruf an Dr. Susan Calvin durch.
Dr. Susan Calvin war der einzige Robotpsychologe der U.S. Robots (und, damit auch der ganzen Welt). Sie hatte kaum damit begonnen, den LNE-Prototypen zu testen, als sie auch schon in einer keinen Widerspruch duldenden Weise nach den Durchschriften der von dem Computer gezeichneten Entwürfe für die Positronenbahnen des Robotgehirns sowie den Lochstreifen, nach deren Anweisungen die Diagramme ausgeführt worden waren, verlangte. Nachdem sie diese gründlich studiert hatte, sandte sie ihrerseits nach Bogert.
Ihr eisengraues Haar war zu einem straffen Knoten zusammengefaßt; tiefe, senkrechte Falten waren in ihr Gesicht eingeschnitten und wurden von der waagrechten Linie des dünnen, schmallippigen Mundes begrenzt; mit kühler Miene wandte sie sich Bogert zu.
»Was soll das hier sein, Peter?«
Bogert las die Absätze, die sie ihm bezeichnete, mit wachsender Bestürzung und rief
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