Alle Robotergeschichten
leidenschaftslos.
Easy war etwas über zwei Meter groß und hatte die Proportionen eines Menschen – ein Verkaufsgrundsatz der U. S. Robots. Das und die wichtigsten Patentrechte für das Positronengehirn hatten der Firma das Monopol für Roboter und nahezu auch ein Monopol für Computer gesichert.
Die beiden Männer, die den Robot ausgeladen hatten, waren hinausgegangen, und der Professor blickte von Lanning zu dem Robot und wieder zu Lanning zurück.
»Er ist sicher harmlos.«
Aber so sicher war er nicht, und man hörte es seiner Stimme an.
»Harmloser als ich«, sagte Lanning. »Ich könnte mich dazu hinreißen lassen, Sie anzugreifen. Das ist bei Easy unmöglich. Sie kennen vermutlich die drei Grundgebote für Roboter.«
»Ja, natürlich«, sagte Goodfellow.
»Sie sind in das Positronensystem des Gehirns eingebaut und müssen beachtet werden. Das erste Gebot, die Hauptregel im Robotdasein, schützt das Leben und Wohlergehen aller Menschen.«
Er unterbrach sich, rieb sich die Wange und fuhr dann fort:
»Das ist etwas, wovon wir die ganze Erde überzeugen möchten.«
»Wenn er nur nicht so schrecklich groß wäre.«
»Zugegeben. Aber Sie werden sehen, daß er wirklich nützlich ist.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, auf welchem Gebiet. Das konnten wir auch bei unseren bisherigen Unterredungen nicht klären. Immerhin, ich habe eingewilligt, mir das Ding anzusehen, und ich werde es tun.«
»Ansehen allein ist zu wenig, Professor. Haben Sie ein Buch mitgebracht?«
»Ja.«
»Darf ich es sehen?«
Professor Goodfellow griff in seine Aktentasche, ohne den Blick von dem metallischen Ding in Menschengestalt abzuwenden, und holte ein Buch heraus.
Lanning streckte die Hand danach aus und besah sich den Titel.
» Physikalische Chemie der Elektrolyte in Lösungen . Eine faire Aufgabe. Sie haben das Buch selbst ausgewählt, nicht wahr? Ich hatte keinerlei Einfluß auf den Text. Stimmt das?«
»Ja.«
Lanning gab das Buch an Robot EZ-27 weiter.
Der Professor zuckte leicht zusammen. »Nein! Das Buch ist sehr wertvoll.«
Lanning hob die Augenbrauen. »Easy will uns keine Kraftprobe liefern«, sagte er. »Ich versichere Ihnen, daß er das Buch nicht zerreißen wird. Er kann mit einem Buch ebenso sorgfältig umgehen wie Sie oder ich. Fang an, Easy.«
»Danke, Sir«, sagte Easy. Dann verbeugte er sein Metallgestell ein wenig und fügte hinzu: »Mit Ihrer Erlaubnis, Professor Goodfellow.«
Der Professor starrte ihn an. Dann sagte er: »Ja – ja, natürlich …«
Mit langsamen, gleichmäßigen Bewegungen seiner Metallfinger drehte Easy eine Seite nach der anderen um. Er warf einen Blick auf die linke und dann auf die rechte Seite. So blätterte er Minute um Minute um.
Die Macht, die von ihm ausstrahlte, ließ sogar den großen Raum mit den Betonwänden zusammenschrumpfen. Und die beiden menschlichen Beobachter hatten das Gefühl, unterlebensgroß zu sein.
»Das Licht ist nicht sehr gut«, murmelte Goodfellow.
»Es genügt.«
Dann, etwas schärfer: »Aber was macht er eigentlich?«
»Geduld, Sir.«
Schließlich war die letzte Seite umgeblättert.
»Nun, Easy?« fragte Lanning.
»Es ist ein sehr genaues Buch, und ich konnte wenige Fehler finden. Auf der Seite 27, Zeile 22 ist das Wort ›positiv‹ p-o-s-i-t-i-v-e buchstabiert. Das Komma auf der Seite 32, Zeile 6, ist überflüssig, während es auf Seite 54, Zeile 13, besser gewesen wäre, eines zu setzen. Das Pluszeichen der Gleichung XIV, 2 auf Seite 337 müßte ein Minuszeichen sein, wenn es sich logisch aus den vorhergehenden Gleichungen ableitet …«
»Halt! Einen Augenblick!« rief der Professor. »Was macht er da?«
»Was er macht?« wiederholte Lanning ungeduldig. »Mann, er ist bereits fertig. Er hat das Buch gelesen und auf Fehler überprüft.«
»Er hat Korrektur gelesen?«
»Ja. In der kurzen Zeit hat er jeden Schreib-, Grammatik- und Interpunktionsfehler entdeckt. Er hat falsche Wortstellungen bemerkt und Inkonsequenzen festgestellt. Und er behält die Daten für immer in seinem Gehirn.«
Der Mund des Professors stand offen. Er ging aufgeregt hin und her. Dann blieb er vor Easy und Lanning stehen und kreuzte die Arme vor der Brust.
Schließlich sagte er: »Der Robot ist also zum Korrekturlesen abgerichtet?«
Lanning nickte.
»Unter anderem.«
»Und weshalb führen Sie ihn mir vor?«
»Damit Sie mich unterstützen. Ich möchte ihn der Universität anbieten.«
»Zum Korrekturlesen?«
»Unter anderem.« Lanning wiederholte seine
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