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Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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die Wette gewonnen hat, falls Sie noch daran interessiert sein sollten. Lenny kann inzwischen ein paar Worte sehr schön sprechen.«

    Es herrschte Schweigen, bis sie sich alle wieder in Susan Calvins Büro befanden.
    Die Wände waren mit ihren Büchern vollgestellt – einige von ihnen hatte sie selber verfaßt. Der Raum strahlte dieselbe unterkühlte, beherrschte Aura aus wie ihre ganze Persönlichkeit. Es gab nur einen Stuhl, auf dem sie sich niederließ. Lanning und Bogert mußten stehenbleiben.
    Sie sagte: »Lenny hat nichts weiter getan, als sich selbst zu verteidigen. Das ist in Übereinstimmung mit dem Dritten Gesetz: Ein Robot muß seine eigene Existenz schützen .«
    » Solange «, fiel Lanning lauttönend ein, » dieses sein Handeln nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht . Wenn schon, dann müssen Sie auch zu Ende zitieren! Lenny hatte kein Recht, sich auf eine Weise zu verteidigen, die einem menschlichen Wesen einen Schaden, und sei er auch noch so gering, zufügen konnte.«
    »Das hat er ja nicht absichtlich getan«, schoß Susan Calvin zurück. »Lennys Gehirn ist ein wenig – zurückgeblieben. Er hat keine Ahnung von seiner eigenen Stärke oder der Schwäche eines Menschen. Er konnte nicht wissen, daß er den Arm eines Menschen möglicherweise brechen würde, wenn er ihn beiseite schob. In menschlichen Begriffen gesprochen: Man kann einem Geschöpf, das nicht Gut von Böse zu unterscheiden vermag, keinen moralischen Vorwurf machen.«
    Bogert redete besänftigend auf sie ein. »Nun, Susan, wir machen ihm ja gar keinen Vorwurf. Wir verstehen ja, daß Lenny, menschlich gesprochen, ein Baby ist und daß man ihn darum nicht tadeln darf. Aber die Öffentlichkeit wird es tun. Die U.S. Robots wird schließen müssen.«
    »Umgekehrt. Wenn Sie auch nur soviel Verstand wie eine Ameise hätten, Peter, würden Sie sehen, daß dies die Gelegenheit ist, auf die die Robots seit langem wartet und die all ihre Probleme lösen wird.«
    Lanning runzelte seine buschigen weißen Brauen. Dann sagte er mild: »Von welchen Problemen reden Sie, Susan?«
    »Macht sich die Gesellschaft nicht Sorgen, wie sie den –
    zugegeben beträchtlichen – Personalbestand der Forschungsabteilung auf der gegenwärtigen Höhe halten soll?«
    »Doch, das stimmt.«
    »Nun, was haben Sie denn den zukünftigen Forschern anzubieten? Die Faszination, auf wissenschaftliches Neuland vorzustoßen? Erregung? Geistiges Abenteuer? Nein! Weit gefehlt. Alles, was Sie ihnen anbieten, ist Geld und die absolute Gewißheit, niemals mit einem neuen Problem konfrontiert zu werden.«
    »Das verstehe ich nicht ganz«, meinte Bogert. »Sie haben doch Probleme zu lösen …«
    »Das nennen Sie Probleme?« fuhr Susan ihn an. »Was für Roboter produzieren wir denn eigentlich? Voll entwickelte Roboter, perfekt auf ihre jeweiligen Aufgaben zugeschnitten. Die Industrie sagt uns, was sie braucht; nach diesen Angaben entwirft ein Computer das Gehirn, Apparate bauen den Robot zusammen, und da ist er, fix und fertig. Peter, vor einiger Zeit haben Sie mich einmal gefragt, was für einen Nutzen meine Arbeit mit Lenny hätte. Was für einen Nutzen, sagten Sie, hat ein Robot, der nicht imstande ist, eine spezifische Funktion auszuführen? Jetzt frage ich Sie: Was für einen Sinn hat eigentlich ein Robot, der nur eine einzige Funktion ausführen kann und sonst nichts? Das ist doch schrecklich einseitig! Die LNEModelle schürfen Bor. Wenn plötzlich ein Bedarf nach Beryllium entsteht, können wir sie nicht mehr gebrauchen. Oder wenn die Bor-Technologie weiterentwickelt wird, können wir sie ebenfalls auf den Abfallhaufen werden. Einen derart funktionierenden Menschen würden wir als Unter-Menschen bezeichnen. Die Roboter, die wir so konzipiert haben, sind im Grunde nicht mehr als UnterRoboter.«
    »Worauf wollen Sie hinaus – auf einen vielseitigen, multifunktionalen Robot?« fragte Lanning ungläubig.
    »Warum nicht? Ja wirklich, warum eigentlich nicht? Ich habe mich mit einem Robot beschäftigt, dessen Gehirn völlig verstümmelt ist. Ich habe ihn unterrichtet, und Sie, Alfred, haben mich gefragt, was das für einen Sinn haben soll. Vielleicht sehr wenig, soweit es Lenny betrifft, denn er wird niemals das Niveau eines Fünfjährigen – in menschlichen Begriffen gesprochen – überschreiten. Aber in größeren Zusammenhängen gesehen kann meine Arbeit mit Lenny von gewaltiger Bedeutung für uns werden. Betrachten Sie sie als eine Studie zu dem abstrakten Problem:

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