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sehen.«
Mit traurigen Schritten verschwand der Robot, während Gloria ein Schluchzen unterdrückte.
George Westen fühlte sich so recht gemütlich. Es war seine Gewohnheit, es sich an Sonntagnachmittagen gemütlich zu machen. Er hatte sich ein gutes Mittagessen einverleibt, lag ausgestreckt auf einem weichen, breiten Sofa, hielt die Times in der Hand, trug Pantoffeln an den Füßen und hatte das Hemd ausgezogen. Er war daher nicht gerade erfreut, als seine Frau hereinkam. Selbst nach zehnjähriger Ehe war er noch so unaussprechlich närrisch, sie zu lieben, und natürlich war er immer froh, wenn sie zu ihm kam. Dennoch waren ihm die Sonntagnachmittage unmittelbar nach dem Mittagessen heilig, und seine Vorstellung von richtiger Gemütlichkeit bestand darin, daß man ihn für zwei oder drei Stunden völlig in Ruhe ließ. Daher heftete er seine Augen fest auf die letzten Berichte über die Lefebre-Yoshida-Expedition nach dem Mars (diese sollte von der Mondbasis abfliegen und mochte daher ohne Zweifel Erfolg haben) und tat so, als bemerke er die Anwesenheit seiner Frau nicht.
Mrs. Weston wartete zwei Minuten lang geduldig, dann zwei weitere ungeduldig, und schließlich brach sie das Schweigen.
»George!«
»Hm?«
»Bitte, George! Willst du nicht die Zeitung beiseite legen?«
Die Zeitung flatterte auf den Boden, und Weston wandte sein müdes Gesicht seiner Frau zu. »Was ist denn los, Liebes?«
»Du weißt schon, was los ist. George. Es handelt sich um Gloria und diese schreckliche Maschine.«
»Welche schreckliche Maschine?«
»Nun tu nur nicht, als wüßtest du nicht, was ich meine! Den Robot natürlich. Nicht für einen Augenblick läßt er sie allein.«
»Und warum sollte er das tun? Er darf das ja gar nicht. Und er ist wahrhaftig keine schreckliche Maschine. Er ist der beste Robot, den es auf dem ganzen Markt gibt, und ich bin mir klar darüber, daß er ganz bestimmt klüger ist als die Hälfte meiner Angestellten.«
Er schickte sich an, die Zeitung wieder aufzunehmen, aber seine Frau war schneller und riß sie ihm weg.
»Nun hör mal mich an, George! Ich lasse es einfach nicht zu, daß meine Tochter einer Maschine anvertraut wird, ganz gleich, wie gescheit oder geschickt diese Maschine ist. Ein Kind ist einfach nicht dafür da, daß es von einem Stück Metall behütet wird.«
Weston runzelte die Stirn. »Und wann bist du auf diesen Gedanken gekommen? Robbie ist nun schon seit zwei Jahren bei Gloria, und ich habe bis heute nicht bemerkt, daß du dir darüber Sorgen machst.«
»Im Anfang war es anders. Da war es was Neues. Es nahm mir eine Sorge ab – und es war modern. Jetzt aber weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Die Nachbarn …«
»Also bitte – was haben denn die Nachbarn damit zu tun? Schau doch mal her! Einem Robot kann man unendlich mehr Vertrauen schenken als einem menschlichen Kindermädchen. Robbie wurde wirklich einzig und allein zu dem Zweck gebaut, Gefährte eines Kindes zu sein. Er kann einfach gar nicht anders – er muß einem Kind treu sein und es lieben. Das ist mehr, als du von irgendeinem menschlichen Wesen behaupten könntest.«
»Aber irgend etwas könnte doch einmal versagen. Irgend – irgendein Teil oder –«, Mrs. Weston war sich nicht allzu klar über das Innere eines Robots – »zum Beispiel eine Schraube löst sich und das ganze schreckliche Ding wird tollwütig und – und …« Sie konnte sich nicht dazu bringen, ihre innersten Gedanken voll auszusprechen.
»Unsinn«, lehnte Weston diese Idee mit einem unfrei
willigen Schauder ab. »Das ist vollkommen lächerlich. Du weißt, daß es einem Robot unmöglich ist, einem Menschen etwas anzutun … Das ist eine mathematische Unmöglichkeit. Außerdem kommt zweimal im Jahr ein Ingenieur der U. S. Robots, um den armen Burschen einer genauen Kontrolle zu unterwerfen. Die Chance, daß irgend etwas mit Robbie schiefgehen könnte, ist nicht größer als die Chance, daß du oder ich verrückt werden – sogar bedeutend kleiner. Und ganz nebenbei: Wie willst du ihn denn Gloria wegnehmen?«
»Das ist es ja gerade, George. Sie will mit niemand anderem spielen. Es gibt Dutzende von kleinen Mädchen und Jungen, mit denen sie Freundschaft schließen sollte, aber sie tut es einfach nicht. Es ist nicht gut für ein kleines Mädchen, so aufzuwachsen. Du willst doch, daß sie normal ist, oder nicht? Du willst, daß sie ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft wird.«
»Du siehst Gespenster, Grace. Tu so, als
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