Alle Robotergeschichten
dir sagte – wir müssen den Robot nur klar überlegt durch andere Dinge ersetzen, für die sie sich interessiert.«
»Hm«, war die skeptische Antwort, »wollen wir hoffen, daß es so ist.«
Rasch waren die Vorbereitungen getroffen. Die Stadtwohnung wurde geöffnet und für das Landhaus ein Dienerehepaar engagiert, das in der Zwischenzeit diesen Besitz betreuen sollte. Als schließlich der Reisetag kam, war Gloria fast wieder wie früher. Das Wort »Robbie« kam nicht mehr über ihre Lippen.
In froher Laune fuhr die Familie mit einem Taxihelikopter zum Flughafen. Dann bestiegen sie zu dritt die wartende Maschine.
»Komm, Gloria!« rief Mrs. Weston, »Ich habe dir einen Platz am Fenster reserviert, damit du hinaussehen kannst.«
Fröhlich trippelte Gloria den Gang hinunter, preßte dann ihre Nase gegen das klare dicke Glas und schaute mit höchster Spannung hinaus. Erst als die Erde sich in einen Teppich verwandelt hatte, der aus lauter kleinen Flicken zusammengesetzt schien, nahm sie ihre Nase wieder vom Fenster weg und schaute ihre Mutter an.
»Werden wir bald in New York sein, Mama?« fragte sie.
»Ungefähr in einer halben Stunde, mein Liebes.« Und dann mit einer winzigen Spur von Ängstlichkeit: »Bist du nicht froh, daß wir diese Reise machen? Glaubst du nicht, daß du in der großen Stadt mit all den vielen Gebäuden und Leuten und Sehenswürdigkeiten sehr glücklich sein wirst? Jeden Tag werden wir uns die Fernsehvorführungen ansehen und ins Theater gehen und in den Zirkus und an den Strand und …«
»Ja, Mama!« war Glorias nicht sehr begeisterte Antwort. Und mit einer plötzlichen Miene geheimen Wissens wandte sich das Kind an seine Mutter. » Ich weiß genau, warum wir nach New York gehen, Mama.«
»Wirklich?« Mrs. Weston war verblüfft. »Und warum meinst du, mein Kind?«
»Ihr habt’s mir nicht gesagt, weil ihr mich überraschen wolltet, aber ich weiß, was das Geheimnis ist. Wir gehen nach New York, um Robbie zu finden, nicht wahr? – Mit Detektiven.«
George Weston hörte diese Äußerung, als er gerade damit beschäftigt war, einen Becher Wasser zu trinken. Die Folgen waren verheerend. Zunächst kam aus seiner Kehle ein Geräusch, als würde er ersticken, dann ein Wassergeiser und zum Schluß ein Hustenanfall. Als alles vorüber war, stand er da mit rotem Gesicht und wässernden Augen – ein äußerst betroffener Mensch.
Mrs. Weston freilich bewahrte Haltung. Als aber Gloria ihre Frage mit etwas ängstlicher Stimme wiederholte, sank auch Mrs. Westons Stimmung auf den Nullpunkt.
»Vielleicht«, sagte sie kurz. »Nun setz dich hin und halte den Mund!«
New York war im Jahre 1998 A. D. ein Paradies für Vergnügunsreisende – mehr als je zuvor in seiner Geschichte. Glorias Eltern wußten dies und nutzten es weidlich für ihre Zwecke aus.
Es war wirklich so, daß sie sich, als der Monat fast um war, darüber klar wurden, daß sie alles Erdenkliche getan hatten, um Glorias Gedanken ein für allemal von Robbie abzulenken. Ob sie allerdings einen endgültigen Erfolg erzielt hatten, dessen waren sie keineswegs sicher.
Bestehen blieb, daß sich Glorias Hauptinteresse – wo immer sie sich auch befand – auf Roboter konzentrierte, wenn solche zufällig zugegen waren.
Die ganze Angelegenheit erreichte schließlich ihren Höhepunkt in jener Episode, die sich im Museum für Industrie und Wissenschaft zutrug. Das Museum hatte ein spezielles Kinderprogramm angekündigt, in dem wissenschaftliche Dinge – zugeschnitten auf den kindlichen Verstand – ausgestellt werden sollten. Die Westons setzten diese Veranstaltung natürlich auf ihre Liste, unter die Rubrik jener Dinge, die man unbedingt anschauen mußte.
Der aufregende Vorgang ereignete sich, als die beiden Westons, völlig in Anspruch genommen, die Leistungen eines mächtigen Elektromagneten beobachteten. Da war plötzlich Gloria verschwunden. Mrs. Westons erster Schreck verwandelte sich schnell in ruhige Entschlossenheit. Mit Hilfe von drei Museumswärtern wurde eine sorgfältige Suchaktion eingeleitet.
Gloria gehörte natürlich nicht zu jenen Kindern, die ziellos umherwandern. Sie war ein für ihr Alter ungewöhnlich sicheres Kind. Im dritten Stock hatte sie ein riesengroßes Schild beobachtet, mit der Aufschrift: »Gehen Sie in dieser Richtung, und Sie kommen zum sprechenden Robot.«
Nachdem sie die Worte mühsam zusammenbuchstabiert und bemerkt hatte, daß ihre Eltern offenbar nicht geneigt waren, den richtigen Weg
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