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Alle sieben Wellen

Titel: Alle sieben Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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du dich ein zweites Mal auf diese Weise, mit dieser Intensität, mit diesem emotionalen Aufwand auf mich einlassen? Würdest du »es« tun, obwohl du wüsstest, wie »es« ausgehen würde?
    Ja, Leo. Mehr noch: JA! Immer wieder.
    So, und jetzt kommst du!
     
    50 Minuten später
    RE:
    Ich weiß, es macht dir keinen Spaß, meine Frage zu beantworten. Aber du musst, Leo! Du hast das Spiel erfunden!
     
    Eine Stunde später
    AW:
    Meine Antwort, liebe Emmi, lautet: »Pamela und ich passen gut zusammen, weil ich das Gefühl habe, dass wir eben gut harmonieren. Unser Umgang miteinander ist ungezwungen und unkompliziert. Wenn jeder von uns beiden tut, was er will, dann tut er dabei nichts, was der andere nicht will. Wir haben ähnliche Charaktere, sind beide eher ruhig und bedächtig, reiben uns nicht gegenseitig auf, fordern nicht mehr vom anderen, als dieser zu geben bereit ist, wollen einander nicht verändern, nehmen uns so, wie wir sind. Uns wird nie langweilig miteinander. Wir mögen die gleiche Musik, die gleichen Bücher, Filme, Speisen und Bilder, haben die gleiche Gesinnung, den gleichen Witz oder Nicht-Witz. Kurzum: Wir können und wollen miteinander. Das hatte ich mit »gut zusammenpassen« gemeint. Gute Nacht, Emmi.
     
    Am nächsten Abend
    Betreff: ???
    Hallo Emmi, meine heutige Frage lautet: »Warum meldest du dich nicht?«
     
    Zehn Minuten später
    RE:
    Hallo Leo, meine heutige (ungezwungene und unkomplizierte) Antwort lautet: »Lies deine gestrige nächtliche E-Mail über gutes Zusammenpassen, und du müsstest eigentlich wissen, warum ich mich nicht melde.«
     
    15 Minuten später
    Betreff: Frage zum Tag
    Okay, bringen wir es hinter uns. Meine Frage lautet: »Gehe ich recht in der Annahme, dass du gar nicht willst, dass ich ›Pam‹ mag, und dass du mir gar nicht die Chance gibst, eurer Partnerschaft wohlgesonnen zu sein, andernfalls du mir nicht ein Bild von euch beiden servieren würdest, bei dem ich gar nicht anders kann, als in meinen Bildschirm hineinzukriechen und inbrünstig zu quietschen: Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiih, fürchterlich! Die mögen die gleiche Musik, die gleichen Bücher, Filme, Speisen und Bilder, haben die gleiche Gesinnung, den gleichen Witz beziehungsweise, noch schlimmer, Nicht-Witz. Iiiiiiiiiiiiiiiiih! Vielleicht gehen sie schon in ein paar Wochen in hellblauweiß geringelten Partnerlook-Socken zum Synchron-Abschlag auf den Golfplatz. Aber, siehe da: Den beiden wird nie, nie, nie langweilig miteinander. Wahnsinn, wie machen die das bloß? Mir schläft bereits das Gesicht ein, wenn ich Leo nur zuhöre, wie er sein Zusammenpassen mit »Pam« beschreibt. (Hast du meine Frage verstanden? Sie war eher am Anfang.)
     
    20 Minuten später
    AW:
    Tobe dich nur aus mit Spott und Zynismus, Emmi. Ich habenie behauptet, dass ich ein spannender Mann bin. Wenn dir bei meinen Schilderungen das Gesicht einschläft, dann kommt wenigstens irgendwas bei dir zur Ruhe, das kann deinem Blutdruck nur förderlich sein. Kleine Anmerkung, lass sie dir bitte von deiner Therapeutin bestätigen: Emmi, es ist äußerst kontraproduktiv und auch ein bisschen billig, erst den Zug des Mannes abfahren zu lassen (deine Worte), um dann jene Frau herunterzumachen, die mit ihm im neuen Abteil sitzt. Auf diese Art und Weise wirst du sie mir nie und nimmer ausreden können, im Gegenteil, du machst noch Reklame für sie.
    Womit ich zur Beantwortung deiner im Emotionshagel beinahe untergegangen Frage schreite: Ob du meiner »Partnerschaft« »wohlgesonnen« bist, Emmi, liegt nicht in meinem Einflussbereich. Lieber wäre mir, du wärest es. Aber wenn es dir besser dabei geht, es nicht zu sein, dann sei es nicht. Ich ertrage das schon. Sollte meine Partnerschaft mit Pamela irgendwann an irgendetwas kranken oder scheitern, dann jedenfalls mit hundertprozentiger Sicherheit nicht an deiner Nicht-Wohlgesonnenheit, Emmi. Angenehmen Abend noch, Leo.
     
    Zehn Minuten später
    RE:
    Das war böse, Leo! Wenn ich zynisch bin, dann bin ich nur zynisch. Wenn du zynisch bist, dann bist du richtig böse.
    Übrigens: ICH habe deinen Zug nicht abfahren lassen, mein Bester. Ich hatte damals vielmehr geschrieben: »Unser gemeinsamer Zug ist abgefahren«. Das ist ein Unterschied. Du tust gerade so, als hätte ich deinen Zug eigenhändig abgefertigt und dich in die Verdammnis geschickt. (Ich meine jetzt nicht »Pam«!) Leo, unseren gemeinsamen Zug haben wir beide sausen lassen, das war professionelle Teamarbeit nach monatelangem hartem

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