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Alle sieben Wellen

Titel: Alle sieben Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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Erinnerungen und Sehnsüchte verpackt. In diesem Punkt vereint sich die komplette Emmi-Vollausstattung mit allem nur erdenklichen Zubehör für den anspruchsvollen In-die-Weite-der-Wunschlandschaften-Starrer Leo Leike. Gute Nacht!
     
    Sieben Minuten später
    RE:
    Danke, Leo. Das war schön! Ich wäre jetzt gerne bei dir!
     
    Eine Minute später
    AW:
    Das bist du!
     
    Am nächsten Tag
    Betreff: Meine Frage
    Hallo Emmi, wie bereits angekündigt, wiederhole ich meine Frage vom Vortag: »Gibst du eurer Ehe noch eine Chance?«
     
    Zwei Stunden später
    RE:
    Spannend, spannend! Nach dem romantischen Nacht-Leo, der so, so, so einvernehmend von Berührungspunkten sprechen kann, nun also wieder der nüchterne Tagesleo, der Mailboxseelsorger, der um die Beziehungen seiner Vertrauten kämpft, als wäre er daran umsatzbeteiligt. Hmmmm. Ich schalte da einmal meine Frage dazwischen. Sie lautet: »In den ersten Mails nach dem Wiedereinstieg in meine Leo-Schreibbeziehung habe ich dir erzählt, dass ich mit Bernhard auch viel über dich, über uns beide geredet habe. Wieso fragst du mich nicht, was wir da geredet haben? Wieso willst du Bernhard ausschließlich isoliert von dir betrachten? Wieso begreifst du nicht, dass mein Verhältnis zu ihm mit meinem Verhältnis zu dir in Zusammenhang steht?« (Und behaupte jetzt bitte nicht, das wären drei Fragen gewesen. Es waren drei Fragezeichen, aber es war ein und dieselbe Frage!)
     
    Drei Stunden später
    AW:
    Liebe Emmi, ich möchte nicht, dass du mit Bernhard über mich redest, zumindest will ich nichts davon wissen. Ich gehöre weder zu eurer Familie noch zu eurem Freundeskreis. Ich will einfach nicht wahrhaben, dass dein Verhältnis zu ihm mit deinem Verhältnis zu mir zusammenhängt. Ich will es einfach nicht! Ich wollte nie gegen ihn ankämpfen. Ich wollte ihn nieverdrängen. Ich wollte mich nie in euer Eheleben hineinpressen. Ich wollte deinem Mann nichts von dir wegnehmen. Und ich ertrage umgekehrt auch nicht die Vorstellung, dass ich für dich nur die Ergänzung zu ihm war und bin. Für mich gab es von Anfang an nur entweder »entweder« oder »oder«. Das heißt: Als du selbst sagtest, dass du »glücklich verheiratet« wärest, gab es für mich eigentlich nur noch »oder«. Schönen Abend, Leo.
     
    20 Minuten später
    RE:
    Ausnahmsweise eine Replik:
    1.) Das sollen jetzt zwei Jahre »oder« gewesen sein? Dein »Oder« kann aber mächtig auf die Entweder-Seite ausschwingen, mein Lieber. Wenn du als »Oder« schon so »Entweder« sein kannst, wie »Entweder« wärest du dann wohl erst als »Entweder«?
    2.) Du schreibst: »Ich wollte deinem Mann nichts von dir wegnehmen«. Siehst du, Leo, genau diesen stinkkonservativen Ansatz nehme ich dir so übel. Damit degradierst du mich. Ich bin keine Ware, die dem einen gehört und deshalb nicht in das Eigentum des anderen übergehen darf. Leo, ICH GEHÖRE MIR, und sonst gar niemandem. Du kannst mich niemandem »wegnehmen«, und kein Ehemann der Welt kann mich einfach so »behalten«. Ausschließlich ICH behalte mich und nehme mich weg. Manchmal gebe ich mich auch her. Und manchmal hin. Aber nur selten. Und nicht irgendwem.
    3.) Du klebst noch immer an der Formulierung »glücklich verheiratet«. Hast du meine Entwicklung im letzten Jahr verschlafen? Habe ich sie nicht ausreichend kommentiert? Deute ich sie nicht immer wieder an?
    4.) Womit ich zur Beantwortung deiner salbungsvollen, von streng katholischer Hoffnung getragenen Frage übergeleitet habe: »Gibst du eurer Ehe noch eine Chance?« Gebe ich unserer Ehe noch eine Chance? – Darauf hätte ich eine gute Antwort,mein Lieber! Aber die hebe ich mir noch eine Weile auf. Heute will ich dazu nur festhalten: Oh sakra, Leo, die Institution Ehe ist mir ziemlich egal! Sie ist nur ein Gerüst, an dem sich die daran Beteiligten glauben festkrallen zu können, wenn sie den Halt verloren haben. Es zählen die Menschen. Bernhard ist mir wichtig. Bernhard und die Kinder. Darin sehe ich eine Aufgabe, ja, noch immer. Ob sie »Chancen für die Zukunft« birgt, wird sich weisen.
    5.) Und morgen wünsche ich mir eine prickelndere Frage!!! Wir haben nur noch sechs Nächte, mein Lieber.
    6.) Angenehmen Abend. Ich gehe ins Kino.
     
    Am nächsten Abend
    Betreff: Okay, prickelnd
    Hallo Emmi, meine Frage: »Wie war es im Kino, was hast du dir angesehen?« Nein, Spaß! Meine wirkliche Frage: »Denkst du manchmal an Sex mit mir?«
     
    Zehn Minuten später
    RE:
    Oh, danke, Leo! Das hast du mir zuliebe

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