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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Beerdigung geprobt. Es war furchtbar! Herr Hoffnungslos, ich meine unser Chorleiter Toivonen, war völlig durcheinander. Irgendwie schienen die anderen uns – also die, die im Sommerhaus waren – auszugrenzen. Sirkku hat schließlich die Nerven verloren und losgeschrien, sie hätte keinen umgebracht und die anderen sollen sie nicht so anglotzen.»
    «Interessant.»
    «Das Schlimmste war … wir haben alle die Fassung verloren, als Toivonen sagte, dass Jukkas Mutter ‹Lied meines Herzens› von Sibelius hören will. Das haben wir einfach nicht hingekriegt, alle haben total versagt – außer Mirja, die hat lauthals ihre Altpartie gesungen, als wäre nichts passiert. Natürlich wollen wir das Lied auf der Beerdigung unseres Freundes singen, und zwar so gut wie möglich, aber verflucht nochmal … Wenn sogar Toivonen Mist baut!»
    «Singen alle mit, die im Sommerhaus waren?»
    «Wenn einer von uns nicht käme, würde er natürlich sofort verdächtigt. Aber Mirja geht mir auf den Wecker! Die singt nicht, die schreit. Stell dir mal vor, nach unserem Frühjahrskonzert hat mich meine Cousine gefragt, wer denn die Solistin wäre. Sie hatte Mirja für unsere Solistin gehalten, weil ihre Stimme die anderen die ganze Zeit übertönt. Manchmal könnte ich sie umbringen … also bildlich, meine ich», setzte sie verlegen hinzu.
    Ich hatte eigentlich keine Lust, über meine Arbeit zu reden, und wechselte erst einmal das Thema, bevor ich Tuulia nach den Eintragungen in Jukkas Kalender fragte.
    «Hättest du vorgestern Abend eine Verabredung mit Jukka gehabt, wenn er noch am Leben wäre?», platzte ich unvermittelt heraus. Am besten brachte ich doch erst mal den offiziellen Teil hinter mich, sonst konnte ich mich sowieso nicht entspannen.
    «Wieso?»
    «Auf Jukkas Telefonblöckchen stand mit großen Buchstaben ‹Tuulia nicht am Montag!›» Tuulia schien angestrengt nachzudenken. «Nee, das war … Wir wollten ins Sommertheater gehen, aber dann hat mich das Stück überhaupt nicht mehr interessiert, weil alle es total verrissen haben, und ich hab Jukka gebeten, die Karten abzubestellen. Ich hab schon gar nicht mehr daran gedacht.»
    «Nach dem, was in Jukkas Kalender steht, habt ihr euch ziemlich oft getroffen. Habt ihr zusammen Squash gespielt oder so was?» Ich nahm den Kalender in die Hand, aber Tuulia schnappte ihn mir blitzschnell weg und blätterte darin herum, bevor ich sie daran hindern konnte.
    «Meinst du das T? Das bezieht sich nicht auf mich. Was soll T wohl bedeuten? Jukka hatte immer die verrücktesten Kodes; als wir noch zur Schule gegangen sind, bedeutete ein schwarzes Viereck im Kalender, dass er an dem Tag gesoffen hat, und ein Herz, dass er gebumst hat … Und garantiert hat er beides öfter rein gemalt, als es der Wahrheit entsprach. Er war manchmal ein bisschen kindisch. T ist bestimmt irgendeine Frau.»
    «Weißt du irgendwas über diese anderen Leute? Wer ist Tiina? Oder Merike?» Ich nahm Tuulia den Kalender ab und las ihr die Namen vor. Tuulia konnte viele von ihnen identifizieren. Leute aus dem Chor, Verwandte, Kollegen. Nur zwei Frauen kannte sie nicht.
    «Wusstest du von Jukkas Nebeneinkünften?»
    Tuulia sah mich verblüfft an. Sie hatte keine Ahnung von irgendwelchen Nebenjobs, aber bei genauem Nachdenken fiel ihr doch etwas ein.
    «Wahrscheinlich waren das Kurzzeitjobs. Er hat mal von Beratungsaufträgen gesprochen, er kannte sich ja auch in juristischen Dingen ganz gut aus. Vielleicht hat er das inoffiziell gemacht, an der Steuer vorbei.»
    Ich klärte sie darüber auf, dass Jukka ziemlich regelmäßig Zahlungen erhalten hatte.
    «Weißt du, ob er vielleicht einen Teil seines Erbes im Voraus bekommen hat?»
    «Ja! Das muss es sein!», rief Tuulia. Sie schien geradezu begeistert von dem Gedanken. «Das sind so Finanzgenies, bei denen wird bestimmt das Erbe im Voraus verteilt, um die Steuer zu umgehen. Die alten Peltonens haben so viel Geld, die wissen gar nicht, wohin damit. Aber Heikki wird bestimmt alles abstreiten, wenn du ihn danach fragst. Dem Jarmo fällt ja jetzt ein schöner Batzen in den Schoß. Er kann von Glück sagen, dass er gerade in Amerika ist – wenn jemand umgebracht wird, steckt doch meistens Geld dahinter. Sag mal, deine Wohnung ist ja ganz hübsch, aber gibt’s hier auch Bier? Ich hab heute Morgen ziemlich hart Squash gespielt, und das macht sich jetzt bemerkbar, ich hab Durst.»
    Im Kühlschrank hatte ich eine halb leere Literpackung Joghurt, eine Schachtel Schmelzkäse und

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