Alle Singen Im Chor
er hatte immer noch nichts von sich hören lassen.
«Ich mache mir Sorgen, ich kann nicht anders, nach dem, was Jukka Peltonen passiert ist … Antti und Jukka waren gute Freunde. Womöglich hat Jukkas Mörder auch Antti etwas angetan …»
Ich gab mir Mühe, Frau Sarkela zu beruhigen, obwohl ich auf einmal selbst besorgt war. Ich erinnerte mich an das, was Antti am Samstag gesagt hatte: «Wenn ich nur … wenn ich nur wüsste, was wichtig ist und was nicht.» Und etwas später: «Derjenige, der Jukka umgebracht hat, ist wahrscheinlich unberechenbar. Sei vorsichtig!» War Antti unvorsichtig gewesen? Oder war er auf der Flucht?
Dreizehn
Und Auferstehungswinde wehen von den Fjelden
«Was ist los?», fragte Tapsa neugierig, als ich aufgelegt hatte.
«Verdammter Mist! Es sieht so aus, als ob einer meiner Hauptverdächtigen verschwunden wäre.» Da fiel mir ein, dass der IOL montags auf dem Sportplatz in Kaisaniemi Kyykkä spielte. Vielleicht war Antti dort, oder wenigstens jemand, der wusste, wo er sein konnte. Am besten fuhr ich schnell hin.
Sämtliche Dienstwagen waren reserviert, also sprang ich auf mein Fahrrad und hoffte inständig, dass es mich nicht ausgerechnet jetzt im Stich ließ. Ich strampelte den abschüssigen Weg nach Kaisaniemi in einer Viertelstunde herunter. Es war zwar schon Abend, aber immer noch sehr warm, und ich hätte viel darum gegeben, statt der ölverschmierten Jeans Shorts zu tragen. Meine Nackenmuskeln waren völlig verspannt, von den neuen Informationen, die wir bekommen hatten, war ich ganz benommen.
Tapsas Dealer war endlich bereit gewesen, die Identität von ÄM preiszugeben. Mauri Mattinen, vorbestraft wegen Besitz und Verkauf von Cannabisprodukten und wegen illegaler Einfuhr von Hormonprodukten aus Russland und Estland. Zurzeit Hauptaktionär und Geschäftsführer der Consultingfirma Mattinen. Und verschwunden, wie Antti.
Mattinen hatte Stoff besorgt und immer auf Barzahlung bestanden. Nach den Worten des Dealers war Mattinen im Besitz einer größeren Menge Kokain, die er nur nach und nach weiterverkaufte, um den Preis möglichst hoch zu halten. Kokain kam ja in Finnland glücklicherweise sehr wenig auf den Markt. Es handelte sich um Qualitätsstoff, wahrscheinlich aus dem Mittleren Osten, der, wie der Dealer meinte, «mit einem Boot aus Tallinn» nach Finnland geschmuggelt worden war.
Diese Information hatte mich veranlasst, zum ich weiß nicht wievielten Mal am heutigen Tag bei Heikki Peltonen anzurufen. Nein, Jukka sei in dieser Segelsaison nicht mit der Maisette in Tallinn gewesen. Ich war enttäuscht, denn damit brach meine hübsche Instanttheorie in sich zusammen. Aber dann hatte sich Peltonen erinnert, dass Jukka im Frühjahr dort gewesen war, als er Jarmo und Peter Wahlroos auf einer Testfahrt der «Marlboro of Finland» begleitet hatte. Jarmo und Peter hatten sich mit dem neuen Boot vertraut machen wollen, wie es alle Crewmitglieder vor großen Regatten taten. Wer sonst noch an dieser Fahrt teilgenommen hatte, wusste Peltonen nicht, vermutete aber, zumindest Piia und vielleicht auch Antti wären wohl dabei gewesen.
Für Kokainschmuggel war die «Marlboro of Finland» sicher besonders gut geeignet gewesen. Das Boot war auch außerhalb Finnlands bekannt, denn in den Zeitungen war das ganze Frühjahr hindurch eine erbitterte Debatte über seinen Namen geführt worden. Vermutlich hatte der Zoll es nur oberflächlich inspiziert. Jukka und seine eventuellen Kumpane waren ein ziemliches Risiko eingegangen, aber es hatte sich eine Zeit lang ausgezahlt.
Nach Aussage des Dealers hatte Mattinen ihm den Stoff in seinem Auto geliefert, demselben Opel Vectra, der auf einigen der Fotos zu sehen war, die Makkonens Ermittler vor der Verhaftung des Dealers und der Straßenhändler gemacht hatten. Das Nummernschild, das man auf den Fotos sah, war bei der Zulassungsstelle nicht registriert, also gefälscht. Jukkas Wagen war ein Vectra, genau das gleiche Modell und die gleiche Farbe.
Ich fragte mich, warum Mattinen gerade Jukkas Wagen benutzt hatte. Vielleicht meinte er, sein eigener wäre zu leicht zu identifizieren. Jedenfalls wurde jetzt nach Mattinen gefahndet, und Jukkas Auto wurde genau unter die Lupe genommen. Zu dumm, dass ich darauf nicht von Anfang an bestanden hatte.
Die IOL-Spieler waren tatsächlich in Kaisaniemi auf dem Spielfeld neben den Tennisplätzen. Etwa zwanzig Chormitglieder waren anwesend, auch Toivonen und alle meine Verdächtigen
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