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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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ins Sommerhaus seiner Eltern gefahren und hatte es nicht für nötig gehalten, mich davon in Kenntnis zu setzen.
    Tapsa erschien schneller wieder auf dem Präsidium, als ich erwartet hatte, seine lange Nase bebte vor Erregung. «Ich hab gerade einen gewissen Mauri Mattinen zur Fahndung ausgeschrieben, in gewissen Kreisen auch als ÄM bekannt. In seiner Wohnung hat er sich seit einer ganzen Weile nicht mehr blicken lassen, und am Arbeitsplatz erreicht man ihn auch nicht, weil er Urlaub genommen hat.»
    «Du hast also tatsächlich seine Personalien rausgefunden? Wie war der Name? Mattinen! Teufel auch, den Namen hab ich doch in Jukkas Firma gesehen, auf Rechnungen von einer Unternehmensberatung. Ist er vorbestraft?» Ich hielt den Hörer schon in der Hand.
    «Mattinen, Mauri. Neunundvierzig geboren. Ein halbes Jahr wegen Besitz von Cannabisprodukten.»
    Ich rief im Labor an und bat darum, in Jukkas Wagen vor allem nach Mattinens Fingerabdrücken zu suchen.
    Als Nächstes telefonierte ich mit Marja Mäki, die nach kurzem Nachdenken sagte, ihres Wissens sei Mattinens Firma beauftragt worden, in Estland Spediteure zu suchen, die als Subunternehmer infrage kamen.
    «Mein Mann steht also nicht mehr unter Verdacht?», fragte sie dann.
    «Nein. Sein Alibi ist von mehreren Personen bestätigt worden.»
    «Wo war er denn?»
    «Das muss er Ihnen schon selbst erzählen», gab ich zurück und versuchte das Gespräch zu beenden, aber Marja Mäki ließ nicht locker.
    «Er war mit einem Jungen zusammen, oder?» Ihre Stimme bebte vor Zorn. «Was für ein Knäblein hat sich Martti denn diesmal angelacht?» Es widerte mich an. Warum mussten die Mäkis mich in ihre Konflikte hineinziehen? Plötzlich dämmerte es bei mir.
    «Hören Sie mal, Frau Mäki! Sie haben Ihren Mann gar nicht verdächtigt, Peltonen getötet zu haben. Sie wollten die Polizei nur benutzen, um herauszufinden, was Ihr Mann treibt. Wenden Sie sich das nächste Mal gefälligst an einen Privatdetektiv!» Ich knallte den Hörer auf. Na fabelhaft! Wahrscheinlich hatte Marja Mäki Jukka nur als Schachfigur im Rachefeldzug gegen ihren Mann benutzt. «Reich und schön» zu gucken, konnte ich mir in Zukunft jedenfalls sparen, im richtigen Leben ging es nicht weniger abartig zu.
    Ich nahm meine Unterlagen und ging in Tapsas Zimmer, wo wir unsere Erkenntnisse durchsprachen und ordneten. Makkonen, ein gut sechzigjähriger Drogenfahnder, der in seiner Ungeduld die voreiligen Verhaftungen angeordnet hatte, und Koivu stießen auch dazu. Ich hatte Koivu gerade noch zu Hause erreicht, wo er sich für den Abend im ‹Pikkuparlamentti› umgezogen hatte. So wie er jetzt aussah, in himmelblauem Hemd und heller Hose, würden sich garantiert nicht nur brave Braunhaarige für ihn interessieren.
    «Sollten wir Kinnunen informieren?», fragte der gewissenhafte Makkonen.
    «Der ist vor ein paar Stunden mit Virrankoski nach Haaga gefahren», sagte ich schnell. Ich war fest entschlossen, mein Revier zu verteidigen. An meinem ersten eigenen Mord wollte ich meinen versoffenen Abteilungsleiter nicht herummurksen lassen.
    Nach einigen Tassen Kaffee und einer halben Schachtel Zigaretten, die sich Makkonen auf dem Gang reinzog, hatten wir alle Fakten beisammen. Tapsa hatte gerade im Labor angerufen und erfahren, dass an der Fahrertür und rund um das Kofferraumschloss von Jukkas Auto Mattinens Fingerabdrücke gefunden worden waren. Koivu hatte eben angefangen, die Zusammenfassung unserer Schlussfolgerungen durchzulesen, als das Telefon klingelte.
    «Für dich, Maria. Eine Frau Sarkela.»
    «Hier spricht Marjatta Sarkela, guten Tag.» In der gediegenen, nicht mehr ganz jungen Stimme lag ein besorgter Unterton. «Sie sind doch die Kriminalbeamtin, die den Mord an Jukka Peltonen untersucht?»
    «Ja. Und Sie sind sicher Antti Sarkelas Mutter?»
    «Genau. Ich gebe zu, dass ich vielleicht überreagiere, aber es sieht ganz so aus, als ob mein Sohn verschwunden wäre.»
    «Dann ist er also nicht bei Ihnen in Inkoo?»
    «Nein … Hat er gesagt, er wollte herkommen?» Anttis Mutter erzählte, dass sie am Samstagabend Einstein in Anttis Wohnung abgeholt hatten und dann nach Inkoo gefahren waren. Am Sonntag hatte sie bei Antti angerufen, um ihm zu berichten, dass die Katze ihnen um sechs Uhr früh eine erbeutete Wühlmaus ins Bett gelegt hatte. Sie hatte aber nur Anttis Mitbewohner erreicht, der ihr gesagt hatte, Antti wäre am Samstagabend weggegangen und bisher nicht zurückgekommen. Jetzt war schon Montag, und

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