Alle Sorgen sind vergessen
ruhig, aber innerlich war Allison ein Nervenbündel. Zu ihrem Erstaunen zitterte ihre Hand nicht, als sie nach ihrem Glas griff und einen Schluck Wasser trank. Vorsichtig stellte sie es wieder ab.
„Ich habe darüber nachgedacht, was du gestern Abend gesagt hast…“ Sie verstummte, suchte nach Worten.
„Und?“
Gelassen umfasste er den Stiel seines Glases, aber sie spürte, dass auch er ihr etwas vormachte. Er war nicht annähernd so entspannt, wie er wirken wollte.
Die Erkenntnis tat ihren Nerven gut. Sie holte tief Luft und sah ihm in die Augen.
„Ich bin einverstanden. Unser Baby sollte mit beiden Eltern aufwachsen. Deshalb finde ich, wir sollten heiraten.“ In seinen Augen blitzte etwas auf. „Wegen des Babys“, fügte sie hastig hinzu.
„Natürlich“, murmelte er. „Wegen des Babys.“ Einen Moment lang schwieg er, dann wandte er den Blick ab und trank. Als er das Glas wieder abstellte und sie ansah, war sein Blick ein einziges Rätsel. „Ich denke, wir sollten möglichst bald heiraten. Wie und wo möchtest du es tun?“
„Ich…“ Sie brach ab, als ihr Essen serviert wurde. Erst als sie wieder allein waren, beantwortete sie seine Frage. „Ich nehme an, es ist besser so.“
„Das finde ich auch“, meinte er. „Möchtest du alles arrangieren, oder soll ich das tun?“
„Ich kann mich darum kümmern“, bot sie achselzuckend an. „Obwohl ich keine Ahnung habe, was man in New York für Unterlagen braucht.“
„Wenn du möchtest, kann meine Sekretärin sich erkundigen.“
„Das wäre großartig. Ich habe nächste Woche eine schwere Prüfung in Vertragsrecht, und dann noch die Arbeit bei Manhattan Multiples, sonst könnte ich das machen.“
„Kein Problem.“ Er griff nach seiner Gabel. „Laurie wird alles organisieren. Du brauchst mir nur eine Liste der Gäste zu geben, die du eingeladen haben möchtest. Und halt dir die Zeit frei. Ich hole dich ab.“
Sie lächelte. „Ich habe nichts anzuziehen. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich in Sweatshirt und Jeans erscheine?“
„Zieh das Kleid an, das du an dem Abend anhattest, an dem wir uns kennen gelernt haben.“ Seine Stimme klang plötzlich ein wenig atemlos.
Ihr wurde heiß. „Das geht nicht“, flüsterte sie. „Es ist kein Brautkleid.“
„Das ist mir egal.“ Sein Blick wanderte an ihr hinab bis zur Tischkante, die ihm die Sicht versperrte, und kehrte zu den unter der weißen Seidenbluse verborgenen Brüsten zurück. „Hauptsache, du bist da und sagst laut, dass du willst.“
„Aber mir ist es nicht egal“, protestierte sie und ließ sich von seiner zweideutigen Antwort nicht aus der Fassung bringen. „Ich werde nicht in Jeans heiraten.“
„Okay. Ich besorge dir ein Kleid.“
„Das wirst du nicht! Ich kaufe mir mein Brautkleid selbst.“
„Allison“, begann er sanft, aber nachdrücklich. „Du hast selbst gesagt, dass du in der nächsten Woche viel zu tun hast. Ich kann alles arrangieren, dir ein Kleid aussuchen, den Friedensrichter buchen. Du kannst dich ganz auf deine Prüfung konzentrieren.“
Sie knabberte an ihrer Unterlippe.
„Bist du immer so trotzig, wenn jemand dir seine Hilfe anbietet?“
Als ihr bewusst wurde, dass sie mit gerunzelter Stirn auf ihr Glas starrte, hob sie den Kopf und sah ihn an. „Weiß ich nicht. Die Frage stellt sich nicht so oft.“
„Ab jetzt schon.“
„Ja, ich weiß.“ Sie würde nicht mehr allein sein. Das war etwas, was sie kaum fassen konnte. Sie war ein Einzelkind am Rande des glamourösen Lebens ihrer Eltern gewesen. Und seit sie nach dem Schulabschluss nach New York gezogen war, hatte es für sie nur die Arbeit und das Studium gegeben. Abgesehen von Zoe verließ sie sich nie auf andere.
„Gut. Mach dir um die Hochzeit und das Kleid keine Sorgen. Ich kümmere mich darum.“ Er zeigte auf ihren Teller. „Iss, solange es noch warm ist. Ich schätze, das Baby mag nichts Kaltes. Und du vermutlich auch nicht.“
Sie lachte. „Das stimmt.“ Sie betrachtete den auf Zedernholz gegrillten Lachs mit Zucchini, Peperoni und Pilzen und merkte plötzlich, wie hungrig sie war. Jetzt, da das Thema Heirat geklärt war und die Schmetterlinge in ihrem Bauch zur Ruhe kamen, hatte sie sogar wieder richtig Appetit.
Erst als der Teller halb leer war, wurde ihr bewusst, dass Jorge mehrere Minuten lang kein Wort gesagt hatte.
Sie hob den Blick und sah, dass er sie beobachtete.
„Was ist?“ Sie legte die Gabel ab.
„Hör nicht auf zu essen.“ Er nahm die Gabel und
Weitere Kostenlose Bücher