Alle Sorgen sind vergessen
nach mehr als den ruhigen Worten, mit denen er eine Vernunftehe beschrieb, die nichts mit Liebe zu tun hatte. „Ich muss nachdenken“, sagte sie schließlich. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du des Babys wegen heiraten willst.“
Er runzelte die Stirn. „Für wen hast du mich denn gehalten? Für einen Mann, der sich mit dir vergnügt und dich dann mit den Folgen sitzen lässt?“
„Ich weiß nicht.“ Sie machte eine Handbewegung. „Die meisten würden das tun.“
An seiner Wange zuckte ein Muskel. „Ich bin nicht wie die meisten.“
Sie musste es gewusst haben. Denn wäre er wie die meisten Männer, hätte es diese Schwangerschaft nicht gegeben. Sie wäre nie mit ihm ins Bett gegangen.
„Es tut mir Leid“, entschuldigte sie sich leise.
Sein Gesicht hellte sich etwas auf. „Sag Ja, Allison. Nach der Heirat werden wir ein ganzes Leben haben, um uns kennen zu lernen.“
In Allisons Kopf wirbelten tausend Fragen und Zweifel herum.
„Du musst mir nicht heute Abend antworten.“ Jorge schaltete den Herd aus. „Du siehst aus, als würdest du gleich im Sitzen einschlafen.“
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und hob sie mühelos vom Stuhl.
„Was tust du?“ Sie war nicht immun gegen die Wärme seines Körpers, die Kraft seiner Arme, den Duft seines After Shaves. Sie wollte es sein, aber sie war es nicht. Erinnerungen durchströmten sie.
„Ich bringe dich zu Bett.“ Belustigt sah er ihr in die Augen. „Ich werde dich zudecken und gehen. Du bist zu erschöpft, um mir eine Antwort zu geben. Ich kann warten. Bis morgen.“
Bevor sie etwas erwidern konnte, trug er sie ins Schlafzimmer, setzte sie ab und schaltete die Nachttischlampe ein, bevor er die Decke zurückschlug.
Als er sich wieder zu Allison umdrehte, das Gesicht im warmen Schein der Lampe, gingen in ihr Alarmglocken los. Die Situation war einfach zu intim, um nicht gefährlich zu sein.
Sein Blick war allerdings neutral. „Ich gehe jetzt in die Küche, um dir eine warme Milch zu machen.“ Sie verzog das Gesicht, und er lächelte. „Wenn ich zurückkomme, wirst du dein Nachthemd anhaben, deine Milch trinken und schlafen, einverstanden?“
„Ich trage kein Nachthemd, sondern einen Schlafanzug.“
Sein Lächeln wurde liebevoll.
„Na schön“, korrigierte er sich, „dann zieh deinen Schlafanzug an.“
Mit dem Zeigefinger tippte er ihr sanft auf ihre Nasenspitze, zwinkerte ihr zu und ging hinaus.
Allison war so müde, dass sie sich kam noch auf den Beinen halten konnte.
Eigentlich sollte sie froh sein, dass er die Situation nicht ausnutzte, aber zugleich ärgerte es sie, dass er sie wie seine fünfjährige Lieblingsnichte behandelte.
Enttäuscht holte sie den Pyjama aus der Schublade und schloss sich im winzigen Badezimmer ein. Mit gewaschenem Gesicht, geputzten Zähnen und in ihrem zu großen, blauen Schlafanzug schlüpfte sie unter die Decke. Sie schob sich gerade ein Kissen in den Rücken, als Jorge wiederkam.
Er blieb in der Tür stehen, und sein Blick glitt von ihrem Gesicht zu der Silhouette ihres Körpers. Einen Moment lang spürte Allison die Hitze zwischen ihnen, doch dann verschloss er sich wieder. Er trat ans Bett und reichte ihr den Becher.
Allison runzelte die Stirn.
„Nimm sie als Medizin.“ Er lächelte. „Sie ist gut für das Baby und gut für dich.“
„Ich hasse warme Milch“, entgegnete sie und nippte daran.
„Wer nicht?“ Er beugte sich vor und deckte sie sorgfältig zu. Dann stützte er sich links und rechts von ihr auf und schaute sie an. Sein Gesicht war wenig von ihrem entfernt.
Er hatte die schönsten Augen, die sie je gesehen hatte. Allison nahm seinen Anblick in sich auf – die hohen Wangenknochen, das kantige Kinn, die geschwungenen Brauen und die dichten Wimpern über den dunkelbraunen Augen. Sie musste sich beherrschen, um ihr Gesicht nicht an seine Halsbeuge zu legen.
„Versprich mir, dass du die Milch austrinkst.“ Seine Stimme war leise und tief im sanften Schein der Lampe.
„Das werde ich“, sagte sie. „Aber sie wird mir nicht schmecken.“
Seine Lippen zuckten, und selbst die halb gesenkten Lider konnten seine Belustigung nicht verbergen. „Hauptsache, sie hilft dir beim Einschlafen.“
„Vorhin sind mir fast die Augen zugefallen. Wie kommst du darauf, dass ich dabei Hilfe brauche?“
„Guter Punkt.“ Sein Blick ruhte kurz auf ihrem Mund, bevor er ihr erneut in die Augen sah.
Einen Moment später richtete er sich abrupt auf. „Ich hole dich morgen zum
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