Alle Tränen dieser Erde
einst Pflanzen heimgesucht hatten, die seltenen, die Fische, Frösche und Amphibien befielen, und alle die fruchtbaren Arten, die einst fast nach Lust und Laune durch die Unterabteilungen des Tierlebens geschweift waren: hier war die letzte überlebende Kolonie Schweinepest, dort befanden sich Kolonien von Schafpocken, Kuhpocken, Rinderpest, Hundestaupe, und so weiter. Hier war der Erreger der Papageinkrankheit.
»Sie sehen, wie schön, wie individuell sie sind, und wie großartig entwickelt, um in ihrer besonderen Umwelt zu überleben«, sagte Keter. »Sie machen einem klar, welch kleinen Teil der Lebensempfindung nur der Mensch direkt zu erfassen vermag. Ein trauriger Kommentar zu unseren Zeiten, daß man zugelassen hat, sie der Ausrottung so nahekommen zu lassen.«
Im nächsten Saal fanden sie, in Gewebekulturen florierend, einige der Krankheiten, die den Menschen befallen hatten. Zuerst die allgemeinen Infektionskrankheiten wie Gelbfieber, Dandyfieber, Pocken, Masern und ähnliche Stämme, gefolgt von den Viren, die bestimmte Körperteile zu befallen pflegten: die Influenzas, die Para-Influenzas, Adenoviren, die Enteroviren wie die drei Poliomyelitis-Viren, und der Lymphogranulomvirus der Geschlechtskrankheiten.
Von dort gingen sie zu den das Nervensystem schädigenden Infektionen, und von dort zu den nahen Verwandten der Viren, den Ricksettien, und von dort ins Bakterien-Haus, und schließlich, halb betäubt, ins Protozoen-Haus. Die unscharfen Augen von Corbish und Safton waren inzwischen überanstrengt, und sie mußten aufgeben.
Keter wartete an einem der Ausgänge auf sie, während sie ihre Gesichter wuschen und ihre Pupillen kühlten. Das verschaffte Corbish Gelegenheit, darauf zu bestehen, daß sie sofort den Weg nach Klein-Istino antraten.
Als sie Sien Keter gegenüber den Namen erwähnte, sagte er, das sei nicht weit, und er werde ihnen zeigen, wie sie hinkommen könnten.
»Bevor wir hier weggehen, müssen Sie aber noch geimpft werden.«
»Weshalb?«
»Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, die das Direktorium des Inficariums durchsetzen muß – nur für den Fall, daß eine der Krankheiten übertragen worden ist«, erläuterte Keter. »Das dauert nur ganz kurz.«
Safton wird noch immer weit entfernt, gefesselt von dem enormen Bereich an fremdem Leben, den sie gesehen hatten. Als Corbish Einwände erhob, schnitt er ihr das Wort ab. Er war nach Dansson gekommen, um Dinge wie das Inficarium zu sehen, und seine Geduld mit ihren Befürchtungen wurde immer geringer.
Sie spürte es. Nachdem sie in einer kleinen Nische in der Nähe des Eingangs geimpft worden waren, wandte sie sich dem Warmen zu.
»Wir haben nicht mit solcher Freundlichkeit gerechnet, die Sie uns an unserem ersten Tag auf Dansson gezeigt haben«, meinte sie. »Mein Gefährte hat weniger Bedenken als ich, was die Anpassung an diesen Planeten angeht. Ich habe das Gefühl, daß wir als minderwertige Menschengattung verabscheut werden.«
Keter sagte ungerührt: »Dieses Gefühl wird sich bald legen.«
Sie blieben stumm, als sie im Freien waren.
Safton sagte verlegen: »Du darfst Mr. Keter nicht in Verlegenheit bringen, Corbish. Er soll uns den Weg nach Klein-Istino zeigen, dann dürfen wir ihn nicht mehr in Anspruch nehmen.«
»Ach, ich bringe ihn nicht in Verlegenheit; wenn er glaubt, daß das die Worte einer minderwertigen Gattung sind, stört es ihn nicht. Wollen Sie die Geschichte von uns Kalten hören, die auf Istonogurzibeshilaha hören, Mr. Keter? Sie finden uns vielleicht so interessant wie Ihre seltenen Krankheiten.«
Keter lachte kurz.
»Wir sind an der Station, wo Sie einen Wagen nach Klein-Istino nehmen können. Ich bin aber überzeugt davon, daß Ihre Geschichte sehr interessant gewesen wäre.«
Als er sich abwandte, sagte Safton bescheiden: »Mr. Keter, Sie müssen uns verzeihen – nach der Lichtreise sind unsere Manieren nicht die besten. Wir müssen Sie noch um eine Gefälligkeit bitten.«
»Bitte, Safton, fragen wir jemand anderen!« zischte Corbish, aber als Keter sich ihnen zuwandte, deutete Safton auf die Schrifttafel neben ihnen.
»Unsere Augen können den kleinen Druck nicht erfassen, und wir vermögen unser Ziel nicht zu lesen. Wären Sie so freundlich, uns an den richtigen Wagen zu führen?«
»Gewiß.«
»Und noch etwas – könnten Sie uns den Fahrpreis borgen? Wenn wir Ihre Kreditnummer bekommen, zahlen wir den Betrag zurück, sobald wir untergekommen sind.«
»Gewiß, gewiß«, sagte Keter.
»Sie
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