Alle Tränen dieser Erde
können sich denken, wie schwer es uns fällt, derart demütigende Gefälligkeiten zu erbitten.«
»Auf Dansson bleibt niemand unglücklich – keine Sorge!«
Das Problem, aus der Barrikade von Münzapparaten eine Fahrkarte zu holen und dann zur richtigen Etage hinabzusteigen, erschien den Fremden fast unlösbar. Der Bahnhof war groß und schien ein Labyrinth von Linien in sich zu bergen. Außerdem war ihnen unangenehm warm, und sie spürten, wie ihre Körpertemperatur stieg. Der Pulsschlag an ihren Hälsen wurde schneller.
»Der Wagen bringt Sie nach Klein-Istino«, sagte Keter, als ein Polyeder in gelber Farbe vor den Bahnsteig glitt. »Das ist der Einzeletagen-Dienst, und damit haben Sie nur zehn Haltestellen, bis Sie am Ziel sind.«
Als sie an der Tür zögerten, griff Safton nach seiner Hand.
»Sie sind so gastfreundlich gewesen, daß wir uns gar nicht genug bedanken können. Nur noch eines – wohin müssen wir, wenn wir ankommen?«
»Safton, meinst du nicht, daß wir uns erkundigen können, wenn wir dort sind?« sagte Cornish.
Keter stieg lächelnd zu ihnen in den Wagen.
»Der Umweg ist gar nicht so groß für mich«, meinte er.
Als der Wagen beschleunigte, sagte Cornish: »Ich weiß wirklich nicht, warum Sie uns überall hin begleiten, Mr. Keter. Halten Sie uns für interessante Mißgeburten oder was?«
»Wenn man es genau nimmt, sind wir das alle. Ich wollte nur dafür sorgen, daß Sie hinkommen, wohin Sie wollen. Ist das so ausgefallen?«
»Und die ganze Zeit sehen Sie uns als arme Kaltblütler?«
»Ich fürchte, Corbish ist zur Zeit recht voreingenommen«, sagte Safton. »Allein die Größe der Stadt ist so überwältigend…«
»Sei nicht albern, Schatz«, sagte Corbish. »Bist du dir nicht minderwertig vorgekommen, als du gesehen hast, daß man hier Erreger mühsam am Leben erhält, die auf Istinogurzibeshilaha jedes Jahr Hunderte von Menschen töten? Und es ist doch deutlich zu sehen, daß wir nicht so effizient denken können wie dieser Herr, oder so gut sehen, oder so gut lesen – « Sie verstummte und sah Keter an. »Sie entschuldigen mein Benehmen bestimmt und führen es auf meine natürliche Minderwertigkeit zurück. Vielleicht haben wir soviel Zeit, daß Sie etwas von der Geschichte des Menschen auf Istinogurzibeshilaha erfahren wollen, da Sie sich so für uns interessieren?
Ich erzähle sie Ihnen ganz knapp – wir haben zwei Millionen Jahre Benachteiligung hinter uns.
Ich weiß nicht mehr, wie lange es Formen der Raumfahrt gibt, aber es ist eine lange, lange Zeit. Und vor etwa zwei Millionen Jahren kam ein großes Trans-Vakuum-Linienschiff in Schwierigkeiten und mußte auf Istinogurzibeshilaha landen. Der Antrieb war defekt, oder was auch immer. Wissen Sie, wie die Welt aussah, die diese Männer und Frauen vorfanden? Es war eine unfruchtbare Welt, ohne die ganzen Annehmlichkeiten, die ihr auf Dansson für selbstverständlich haltet. Das Meiste war nackter, lebloser Boden – es gab darum nicht genug Bakterien und Würmer, um ihn für Pflanzen fruchtbar zu machen. Das heißt, in manchen begünstigten Gegenden gab es sie, vor allem an Flüssen. Dort brachte es die Vegetation bis zu primitiven Pflanzen und Bäumen – sporen- und zapfentragend wie Farne und Riesenfarne, Fichten und Kiefern und die Riesensequoien.
Sie dürfen nicht glauben, daß eine solche dunkelgrüne Welt nicht eine gewisse Großartigkeit besitzt. Die hat sie. Aber – kein Gras, keine Blume, keine der Pflanzen mit ihren kleinen Samenkapseln, die Nahrung für fast alle Pflanzenfresser bieten. Sie sehen, was ich meine. Istinogurzibeshilaha stand am Anfang seiner unteren Trias-Periode des evolutionären Wachstums.
Warum sage ich ›stand‹? Der Planet steht noch! In weiteren dreißig Millionen Jahren oder so werden wir gerade die Jura-Zeit erreichen.
Können Sie sich vorstellen, was für eine Hölle diese ersten Männer und Frauen durchgemacht haben? In diesen Wüsten und finsteren Wäldern, wo die Äste sich unter primitiven Zapfenblumen tief beugen, was gibt es da für einen warmblütigen Menschen? Nichts! Keine Tiere, die er töten kann; die Säugetiere müssen auf unserem Planeten erst entstehen, weil es sie erst gibt, wenn die Pflanzennahrung in einem Blumenzeitalter mit ihrer höherwertigen Energie vorhanden ist.
Die frühen Reptilien sind vorhanden – dumm, untüchtig, langsam, kaltblütlerische Wesen, die mit dem auskommen, was an Nahrung verfügbar ist. Und Amphibien. Fische und Schalentiere, versteht
Weitere Kostenlose Bücher