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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Ich habe Ik So einmal gefragt, was die Hieroglyphen bedeuten. Er sagte, es hieße, grob übersetzt – ›Die Größte Schau der Erde‹. Komisch, nicht?«
    »Du mußt zugeben, daß wir eine Schau abliefern.«
    »Nein, du verstehst nicht. Das war nämlich früher das Motto der Zirkusse. Aber sie haben es seit der Eroberung der Erde für sich beschlagnahmt. Sie rühmen sich ihrer Eroberung.«
    »Und das ist komisch?«
    »Gewissermaßen. Schämst du dich nicht, wenn du dir überlegst, daß dieser Planet, der die Geburt der Menschheit erlebt hat, von Insekten überrannt worden ist?«
    »Nein. Die Reduls waren vor mir da. Ich bin hier nur geboren. Du nicht?«
    »Nein, ich nicht. Ich bin auf Washington IV geboren. Ein herrlicher Planet. Es gibt da draußen hunderte von Planeten, die so schön und vielfältig sind, wie es die Erde einmal war – aber es nagt an einem, sich vorzustellen, daß diese Insektenbrut die Erde beherrscht.«
    »Und warum unternimmst du nichts, wenn dich das so aufregt?«
    Er verkrampfte die Hände. Man sollte auch noch Geschichte und Wirtschaft erläutern, bevor man hinauslief, um von einem riesigen Untier mit Kreissägen statt Händen zerfetzt zu werden?
    »Es würde die Menschheit zuviel kosten, diesen Planeten zurückzuerobern. Zu schwierig. Zu viele Tote nur für ein Gefühl der Pietät. Und denk an alle die Königinnen, die Eier nur so ausspucken; so schnell vermehrt sich der Mensch nicht. Die Menschheit hat gelernt, sich mit den Tatsachen abzufinden.«
    Sie lachte humorlos.
    »Das ist gut. Warum lernst du nicht, dich mit mir als Tatsache abzufinden?«
    Javlin hatte darauf nichts zu sagen; sie würde nicht begreifen, daß er bei ihrem Anblick die Hoffnung aufgegeben hatte, sein Leben zu retten. Sie war nur eine Belastung. Bald würde er sterben und sein Blut wie der tapfere junge Zentaur in den Sand pumpen… nur würde es kein Sand sein.
    »Wir kämpfen in sechzig Zentimeter tiefem Wasser«, sagte er. »Hast du das gewußt? Die Yillibeeth lieben das. Das behindert uns ein wenig. Wir ertrinken vielleicht, statt daß uns die Köpfe abgebissen werden.«
    »Ich kann jemand kommen hören. Vielleicht ist das unsere Rüstung«, sagte sie kühl.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Du kannst den Tod gar nicht erwarten, was, Javlin?«
     
     
    Die Gitterstäbe fielen herunter, und die Tür ging auf. Der Wärter stand da. Ik So Baar war nicht, wie üblich, mitgekommen. Das Wesen warf ihre Rüstung herein, zusammen mit den Waffen, zog sich zurück und verschloß die Tür wieder. Javlin wunderte sich immer wieder darüber, daß diese großen, stummen Arbeiterkreaturen Intelligenz besaßen.
    Er bückte sich, um seine Uniform aufzuheben. Die des Mädchens wirkte so leicht und klein. Er hob sie auf und sah sie an.
    »Danke«, sagte sie.
    »Sie sieht so klein und neu aus.«
    »Ich will nichts Schwereres.«
    »Du hast damit gekämpft?«
    »Zweimal.« Er brauchte nicht zu fragen, ob sie gewonnen hatte.
    »Dann schnallen wir das Zeug lieber an. Wir erfahren es, wenn sie sich für uns fertigmachen; du hörst, wie die Arena mit Wasser geflutet wird. Wahrscheinlich nehmen sie uns für den Hauptkampf kurz vor Mittag.«
    »Das mit dem Wasser wußte ich nicht.«
    »Angst davor?«
    »Nein. Ich bin eine gute Schwimmerin. In der Sklavenfarm habe ich im Fluß schwimmend Fische gefangen.«
    »Du hast mit bloßen Händen Fische gefangen?«
    »Nein, man taucht hinunter und spießt sie mit einem scharfen Stein auf. Das erfordert Übung.«
    Es war ein erinnertes Vergnügen. Sie hatte wirklich in einem der Flüsse der Erde schwimmen können. Er ertappte sich dabei, daß er zurücklächelte.
    »Ik Sos Farm liegt in der Wüste«, sagte er mit kalter Stimme. »Außerdem wirst du in der Arena nicht schwimmen können. Sechzig Zentimeter schlammiges, stinkendes Wasser nützen keinem etwas. Und du bist mit einer eineinviertel Meter langen Kette an mich gekettet.«
    »Ziehen wir unsere Rüstung an, dann erzählst du mir lieber alles, was du weißt. Vielleicht können wir uns etwas ausdenken.«
    Als er nach der kombinierten Brustplatte mit Schultergurt griff, löste Awn ihren Gürtel und zog das Gewand über den Kopf. Darunter trug sie nur ein halb zerfetztes Höschen. Sie zog es aus.
    Javlin starrte sie erstaunt und erfreut an. Es waren Jahre, seitdem er auch nur in Rufweite an eine Frau herangekommen war. Und die hier – ja, sie war eine Schönheit.
    »Wozu machst du das?« fragte er. Er erkannte kaum seine eigene

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