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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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und Opa schenkten uns eine Reise nach Helgoland.
    Auf der Fähre erhielt ich ein Stück Mohnkuchen und eine Cola mit Strohhalm. »Da halt dich man dran fest«, sagte Oma. »Das muß reichen, bis wir da sind!«
    Von dem kleinsten und gemeinsten Mann bis rauf zum Kapitän.
    Meine Cola reichte nicht mal eine Minute lang. Ich wollte lieber hoch aufs Deck als weiter in der stickigen Budike vor meinem leeren Glas sitzen und am Strohhalm lutschen, und ich zappelte auf der Bank rum, bis Mama sagte: »Dann schieb halt ab, du Wippsteert, aber sieh dich vor!«
    Den Rest von meinem Kuchenstück verfütterte ich an die Möwen, die schreiend über der Fähre schwebten und sich die Krümel aus der Luft fingen, bis Mama ankam und mir die Hölle heißmachte. Ob ich den Verstand verloren hätte. Der teure Kuchen!
    Gna, gna, gna.
    Das beste war das Ausbooten. Fast noch auf hoher See von der Fähre in ein schwankendes Boot hüpfen und damit bis zum Hafen tuckern, aber Helgoland selbst war pottlangweilig. Zu den besten Kletterstellen durfte man nicht hin.
    Bei den Fotos schnitt ich jedesmal ein Gesicht wie Doof von Dick und Doof, was ich von Michael Gerlach gelernt hatte, und als der Film entwickelt war, brummte Mama mir einen Tag Hausarrest auf. »Die ganzen Bilder hast du uns versaut mit deiner blöden Grimasse! Das ist nun der Dank für die schöne Reise! Scher dich in dein Zimmer!«
    Dann durfte ich aber doch zukucken, als die neue Tiefkühltruhe von Neckermann gebracht und im Keller angeschlossen wurde. Die alte hatte den Geist aufgegeben.
    »Primstens«, sagte Mama und machte den Deckel zu.
    Von der Adria brachte Volker Fossilien mit, versteinerte Meeresschnecken, die er an ein Museum verkaufen wollte, aber Papa sagte, wenn ein staatliches Museum auf Kosten der Steuerzahler für dieses Geröll auch nur eine müde Mark hinblättere, wandere er noch am selben Tag nach Alaska aus.
    An der Gartenseite war die Dachrinne verstopft. Papa stellte zwei Leitern dran, und dann sollten Volker und ich mit Rund-spachteln den Kniest aus der Rinne schaben. Modrige, verfilzte Blätterklumpen und anderes angebackenes Zeugs. Papa wollte das, weil Besuch ins Haus stand, meine Patentante Gertrud und Onkel Edgar mit Kindern. Als ob die vorgehabt hätten, die Dachrinne unter die Lupe zu nehmen.
    Gesehen hatte ich Tante Gertrud und Onkel Edgar noch nie. Die beiden waren schon alt, fast fünfzig, und Onkel Edgar hatte graue Schnurrbarthaare, so ähnlich wie Wiebkes Seehund vom Schrottplatz.
    Weil ich höflich sein wollte, hielt ich Tante Gertrud die offene Prinzenrolle von de Baeukeler hin, die sie mir vermacht hatte: »Wollen Sie auch selber welche?« Da lachten mich alle aus. Siezt der Dösbattel seine eigene Patentante! »Du weißt wohl nicht, wer ich bin?« sagte Tante Gertrud, und ich ärgerte mich, daß ich der überhaupt was angeboten hatte.
    Ihre Söhne Horst und Bodo, sechzehn und acht, machten Kopfstand auf dem Rasen und führten Yogastellungen vor. Bodo war nur ein Strich in der Landschaft, und Horst war Tante Gertruds Stiefsohn, ein Sprößling aus der ersten Ehe von Onkel Edgar, der sich dann hatte scheiden lassen, was ja wohl auch nicht die feine englische Art war.
    Abends wurde im Wohnzimmer rumgehockt, und ich durfte den Wildwestfilm im Zweiten nicht kucken. Im Höllentempo nach Fort Dobbs, das wäre mir lieber gewesen als das Gerede über Bausparverträge, Bandscheibengeschichten und Ostpreußen, und ich war heilfroh, als der Besuch sich wieder verkrümelt hatte.
    Dann kamen die Engländer, sieben Mann hoch. Tante Therese, Onkel Bob, Kim und Norman, ein Schwager und eine Schwägerin von Tante Therese, Stuart und Carol, und Collin, ein Sohn von denen, in Renates Alter, der kein einziges Wort Deutsch konnte.
    Carol war spindeldürr und abenteuerlich aufgetakelt. Die Haare rotgefärbt, lila Lidschatten, rosalackierte Krallen, an den Ohren protzige Edelsteine und dazu eine Fistelstimme. »Solche Schreckschrauben werden auch nur in England gezüchtet«, hörte ich Papa sich selbst zuflüstern, als ich vor der Klotür wartete. Bei dreizehn Leuten im Haus kam es alle naselang vor, daß sämtliche drei Klos besetzt waren.
    Nachmittags gab’s Kaffee, Kaba und Bienenstich auf der Terrasse. Sieh mal kucke. Ohne Besuch hätte Mama das alles im Leben nicht aufgetischt.
    Als ein Geschwader Wespen über uns herfiel, bewaffnete Mama sich mit der Fliegenklatsche, in der oben noch Flügel, Beine und halbe Köpfe von zerdötschten Fliegen klebten.
    Aus dem

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